Armegeddon Rock
aber nicht«, bemerkte Sandy.
»Mit Reunions klappt es nie«, sagte Faxon. »Sieh dir Peter, Paul and Mary an. Sieh dir die Moody Blues an. Die Beatles waren schlau. Wenn sie je wieder zusammengekommen wären, wäre es für die Rockkritiker Fütterungszeit im Zoo gewesen. In der Situation kannst du nicht gewinnen; wenn du deinen Sound radikal änderst, sagt jeder, es ist nicht so gut, und wenn nicht, dann sagen sie, du stagnierst und wiederholst dich. Und wenn du bloß die alten Songs spielst, statt neue zu bringen, dann ist das Nostalgie und nicht Musik. Kennst du den Rick Nelson-Song ›Garden Party‹?«
Sandy kannte ihn. »If memories were all I sang«, zitierte er, »I’d rather drive a truck.«
»Genau«, sagte Faxon. »Oder in meinem Fall einen Ballon.«
»Als ich mit Maggio in Chicago gesprochen habe, hat er darauf bestanden, daß es jetzt ziemlich bald eine Nazgûl-Reunion geben würde.«
Faxon runzelte die Stirn. »Rick ist ein Süchtiger.«
»Ein Süchtiger?« sagte Sandy. »In der alten Zeit hing er voll drauf, das weiß ich. Ich dachte, er wäre jetzt clean.«
»Es sind nicht bloß die Drogen. Er hat den Charakter eines Süchtigen. Er ist schwach. Er fährt auf alles ab. Er kann sich nicht bremsen. Er ist arm, weil er auf Kreditkarten abgefahren ist und alles ausgegeben hat, was er besaß. Er ist jetzt fett, weil er aufs Essen abgefahren ist, als er sich die Drogen nicht mehr leisten konnte. Er fährt immer noch auf kleine Mädchen ab. Und er ist hoffnungslos süchtig nach Träumen, in diesem Fall nach dem Traumbild, daß wir uns wieder zusammentun und alles wieder so wird, wie es war. Kommt nicht in Frage. In Wirklichkeit…«
»Was?«
»Ich hab das vorher noch nie jemandem erzählt«, sagte Faxon, »aber ich glaube, es ist genug Zeit vergangen, um es zuzugeben. Die Wahrheit ist, daß die Nazgûl ziemlich nah dran waren auseinanderzubrechen, als West Mesa das für uns erledigt hat. Wie auch immer, ich bezweifle, daß es uns viel länger gegeben hätte.«
Das war ein Schock. »Wieso?« sagte Sandy. »Ihr wart heißer denn je.«
»Unsere Musik, unsere Verkaufszahlen, klar. Aber im Innern waren wir eiskalt, völlig aufgefressen von Mißgunst und Zwietracht. Drei von uns hatten sich gerade einigermaßen darauf geeinigt, Maggio rauszuwerfen. Er war einfach nicht mehr zuverlässig. Neunzig Prozent der Zeit über war er völlig weg vom Fenster oder auf Trip, und an der Gitarre war er den Bach runter. Gopher John strampelte sich ab, um unter Lynchs Daumen rauszukommen, und ich stimmte ihm irgendwie zu. Aber das große Problem war ich. Ich war drauf und dran abzuhauen. Ich wollte ein für allemal mit Pat brechen. Ich glaube, daß ich seinen Tod deshalb so schwer genommen habe. Es war das Schuldgefühl. Ein Teil von mir wollte ihn los sein, weißt du. Und dann wurde mein Wunsch Wirklichkeit.«
Sandy war baff. »Das versteh’ ich nicht. Du hast gerade erzählt, wie nah ihr euch standet, Hobbins und du.«
»Wie Brüder«, sagte Faxon und verzog ironisch den Mund. »Schon mal was von der Rivalität unter Geschwistern gehört? Zur Zeit von West Mesa hatte ich eine Stinkwut auf Pat. Mein Ego war in Aufruhr. Er nahm mir meine Band weg.
Ich hielt die Nazgûl für mein Eigentum. Ich war der Leader, die treibende Kraft. Damals in der achten Klasse habe ich Pat beigebracht, wie er seine Gitarre spielen mußte. In der High School hab ich Rick und ein paar andere Kids gefunden und eine Band zusammenbekommen, um auf Tanzveranstaltungen und Hochzeiten und so ’nem Zeug zu spielen. Wir nannten uns Peter und die Wölfe. Später hießen wir Peter und die Werwölfe; ich war der Star. Als die Tolkien-Trilogie zu ’ner heißen Sache wurde und jeder anfing, Hobbins ›Hobbit‹ zu nennen, hab ich die Bücher gelesen und beschlossen, wir würden die Nazgûl werden, aber ich hab nicht gedacht, daß sich die Hackordnung dadurch im geringsten ändern würde. Ich hab immer noch gedacht, ich wäre der Leader. Ich war derjenige, der entschieden hat,Tony Regetti rauszuwerfen und Gopher John an den Drums reinzunehmen. Ich hab unser ganzes Material geschrieben. Bis wir bei Lynch unterschrieben haben, hab ich auch die Gigs für uns abgemacht. Es war meine Band. Außer daß sie’s letztendlich doch nicht war.
Die Sache war, daß Pat Hobbins etwas hatte, was ich nicht hatte. Auf der Bühne war ich ein kompetenter, vielseitiger Musiker, aber das war auch alles. Pat war… elektrisch… zum Teufel, nuklear sogar. Ich sah weiß
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