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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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beschloß, eine andere Richtung einzuschlagen. »Vermißt du je die alten Zeiten mit den Nazgûl? Den Ruhm, das Geld, all das?«
    Faxon schenkte ihm wieder das eigenartige Lächeln, halb belustigt und halb traurig. »Lange Zeit war das alles bloß ein Alptraum, dem ich zu entkommen versuchte, den ich vergessen wollte. Auch als ich zuletzt damit ins reine kam, schien mir das alles unwirklich. Als ob diese Jahre ein einziger langer Fiebertraum gewesen wären. Nein, ich vermisse es nicht. Sogar als ich es gelebt habe, war mir immer ein bißchen unbehaglich zumute. Du selbst hast in dem letzten Beitrag, den du für den Hog über uns geschrieben hast, kritische Bemerkungen darüber gemacht, Sandy. Ich wäre der Eigenbrötler der Gruppe, hast du geschrieben. Ich schiene nicht so recht dazuzugehören, weder zu den Nazgûl noch zum Rock. Und du hattest recht. Pat und Rick und Gopher John stürzten sich rein, jeder von ihnen auf seine Weise, aber da war immer ein Teil von mir, der zögerte und abwog.
    Zu intellektuell, nehme ich an. Maggio würde sagen, ich war zu ängstlich. Vielleicht war ich das. Die Groupies kamen mir immer absonderlich vor. Die Drogen und das Saufen fand ich widerwärtig. Der Ruhm war eine Art Geisteskrankheit. Das Geld, nun ja, das Geld war nett, aber ich bin nicht wild drauf. Als wir auftraten, haben wir jede Menge davon gemacht, und ich war schlau genug, es gut zu investieren. Außerdem habe ich faktisch das ganze Nazgûl-Magazin geschrieben, und ich hab die Verlagsrechte behalten. Lynch hatte uns vielleicht mit dem Auftritts-und Plattenvertrag in der Tasche, aber meine Songs blieben bei mir, da war ich eisern. Sie gehörten mir, und das tun sie noch. Und jetzt ernähren sie mich. ›Napalm Love‹, ›Elf Rock‹, ›Blood on the Sheets‹… sie alle bringen jedes Jahr genug ein, daß ich die Rechnungen bezahlen kann.«
    »Was ist mit der Musik?« fragte Sandy. Er glaubte die Antwort zu kennen, bevor er die Frage stellte.
    Und tatsächlich wurde Faxens Lächeln wehmütig. »Die Musik«, sagte er. Peter Faxon mochte in der Rockwelt ein Eigenbrötler gewesen sein, aber er war ebenso das kreative Herz der Nazgûl und ihres Sounds. Er war der vielseitigste Musiker unter ihnen. Die meiste Zeit spielte er Baß, aber über die Jahre war er auf verschiedenen Nazgûl-Aufnahmen zu den Keyboards, dem Altsaxophon, der Cajun-Fiddle und einmal sogar zum Waldhorn gewechselt. Er konnte für Hobbins an der Rhythmusgitarre einspringen. Er konnte auch singen, obwohl seine Stimme nie dieselbe Klasse wie die von Hobbins oder Maggio hatte. Aber am meisten konnte er Songs schreiben. »Ja«, sage er leise in der tiefen, nachklingenden Stille des Himmels, während das Gelände tief unter ihnen vorbeizog und der Weidenkorb leise knarrte, als er sich gegen ihn zurücklehnte. »Ja, ich vermisse die Musik. Sie ist ein Teil von mir. Das wird sie immer sein.«
    »Du warst nie in Versuchung, wieder einzusteigen?«
    »In der ersten Zeit kam mir der Gedanke obszön vor«, sagte Faxon. »Aber später… nun, ich hab’s mir überlegt. Mir kam die Idee, daß ich eine neue Band zusammenstellen sollte. Genaugenommen eine Studio-Band. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, auf Tour zu gehen, aber ich dachte, ich könnte neues Material schreiben, einige erstklassige Musiker zusammenholen und ein Album aufnehmen. Dann hab ich mich in der Rockwelt umgesehen, und ich wußte, es würde nie dazu kommen. Die Musik hatte sich verändert. Ich machte das Radio an, und es gab nur noch Disco. Jeder Song klang wie der Song davor. Die Texte waren dämlich und stumpfsinnig und wiederholten sich endlos. Ich habversucht, Songs über Menschen zu schreiben. Über das Leben und die Liebe und den Schmerz. Über Politik und Ideen und richtig und falsch. Auch meine Musik war anspruchsvoll. Es machte mir Spaß, mit neuen Sounds rumzuspielen. Und ich hab dieses Radio gehört – eine Top Forty-Station, die früher jeden Nazgûl-Song gespielt hat, kaum daß wir ihn aufgenommen hatten –, und ich wußte, daß da für mich kein Platz mehr war. Verdammt, ich weiß, ich hab zu meiner Zeit manchen Mist geschrieben. Ich wäre der erste, der das zugibt. Aber ich hab’s versucht. Ich hab Musik geschrieben, um die Toten zu wecken; was sie jetzt wollen, ist solches Zeug, nach dem man gut tanzen kann. Der kleinste gemeinsame Nenner.« Er lächelte grimmig. »Nein danke. Ein Comeback-Album von Peter Faxon wäre sang-und klanglos untergegangen.«
    »Eine Nazgûl-Reunion

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