Armegeddon Rock
Champagnerflasche gekillt hatten, gab es Dos Equis-Bier und Dosen mit Fruchtsaft für die Kinder. Es war ein leckeres zweites Frühstück.
Aber hinterher, als sie wegfuhren, bestand Tracy Faxon darauf, daß Sandy bei ihr in der Kabine mitfuhr, während Peter und die Kinder hinten auf dem Ballon saßen. »Peter ist wegen irgend etwas aufgeregt«, sagte sie zu Sandy, als sie den Wagen wieder auf die Straße nach Albuquerque gebracht hatte. Sie hatte sehr kühle, dunkle Augen. »Worüber habt ihr geredet?«
»Ober die Nazgûl«, sagte Sandy.
»Ich verstehe. Kein Wunder.«
»Tut mir leid, wenn ich ihn aufgeregt habe. Ich hatte nicht die Absicht, böse Erinnerungen wieder wachzurufen.«
Tracy sah mit einem pfiffigen Lächeln zu ihm hinüber. »Ich glaube, es sind die guten, die ihm zu schaffen machen«, sagte sie.
»Peter sagt, er vermißt diese Zeit nicht.«
»Das sagt er zu mir auch.« Sie hielt ihre Augen auf der Straße. »Er sagte es recht oft. Ich denke, mein Darling protestiert zuviel. Er hat nie aufgehört zu schreiben, weißt du.«
»Nein«, sagte Sandy. »Wußte ich nicht.«
Sie nickte. »Er hat Koffer voll von Songs und Noten. Manchmal rennt er im Haus rum, und in jedem Zimmer läuft der Plattenspieler. Die ganzen alten Songs, seine alten Songs. Ich war froh, als er deinen Anruf bekommen hat. Und Peter auch.«
»Du willst, daß er wieder spielt?«
»Wir werden nie mehr glücklich sein, bis er es tut«, sagte sie. »Ich liebe ihn. Wir haben eine Menge zusammen durchgemacht. Ich will, daß er glücklich ist.«
Dazu gab es nichts zu sagen. Sandy saß da und dachte nach. Sie sprachen nicht mehr, bis Tracy den Pick up auf den Parkplatz seines Motels fuhr und Sandy ausstieg. Dann beugte sie sich über den Sitz. »Schön, dich kennengelernt zu haben«, sagte sie. »Ich freu mich schon drauf, deinen Artikel zu lesen.«
Die Kinder beachteten ihn nicht, aber Faxon sprang von der Heckklappe des Pick up und schüttelte ihm die Hand. »Denk dran, was ich dir gesagt habe«, erklärte ihm Sandy, »auch wenn du’s nicht glaubst. Sei vorsichtig.«
Faxons Augen sahen seltsam heimlichtuerisch aus. »Ich bin immer vorsichig«, sagte er leise, während er wieder in den Lastwagen stieg.
Sandy stellte fest, daß er über diese Worte nachdachte, als er sein abgedunkeltes Motelzimmer wieder betrat. Die Vorhänge waren noch zu, und drinnen war es kalt. Sandy zog sie zurück und ließ die Sonne herein. Er saß auf der Bettkante, zog seine Stiefel aus und überlegte, daß Peter Faxon in diesen Tagen vielleicht ein bißchen zu vorsichtig war. Das Bild dieses Koffers voller ungesungener Songs ging ihm nicht aus dem Kopf. Patrick Henry Hobbins war nicht das einzige Opfer von West Mesa gewesen, dachte Sandy.
Er legte sich auf das Bett zurück, die Hände hinter dem Kopf, und die Zeilen eines Songs kamen ihm in den Sinn.
Well, he came back from the war zone all intact
And they told him just how lucky he had been
But the survivor has a different kind of scar Stillborn dreams and no more hope
Hooked on booze or hooked on dope
The survivor has a different kind of scar
Yeah, the survivor has a different kind of scar
›The Survivor‹ von Music to Wake the Dead. Ein böser Song, dachte Sandy. Nie ein großer Hit, aber seltsam prophetisch, wenn man bedachte, daß Faxon ihn 1971 geschrieben hatte. Er erinnerte sich daran, wie Patrick Henry Hobbins die letzte Zeile immer brachte, wie er mit einem gefrorenen Lächeln auf weit geöffneten Lippen ins Publikum hinausstarrte und gerade lange genug zögerte, während Gopher Johns Drums eine Art Beben durch die Menge schickten, und dann mit einer sonderbar düsteren, kalten Stimme sang: Hell, there ain’t none of us survived!
10
Mystic crystal revelation /
And the mind’s true liberation
AUF DER KARTE WAR ES NUR ein kurzes Stück vom Interstate Highway zur Golden Vision Earth Community. Beim Fahren schien es erheblich weiter zu sein. Die Straße begann als respektable zweispurige Asphaltstrecke, wurde dann rasch immer schmaler und verwandelte sich zuerst in eine mit Kies gedeckte Straße, dann in eine unbefestigte Straße und schließlich in einen sehr steinigen, holprigen, unbefestigten Weg. Tagtraum gefiel das nicht im geringsten, und Sandy ebensowenig. Gegen das Ende zu wechselte er dauernd von einer Seite auf die andere, während er über Hügel und Canons und Arroyos und ausgetrocknete kleine Bachbetten holperte. Hier draußen sah es kalt und
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