Armegeddon Rock
Boden zu knallen und damit anzufangen, thermische Strömungen hochzuschicken.«
»Ich dachte, thermische Strömungen wären gut?« bemerkte Sandy.
Faxon zuckte die Achseln. »Klar, für Segelflugzeuge und Drachen. Sie steigen auf der warmen Luft nach oben. Aber Ballons fliegen, weil die Luft in der Hülle heißer als die Luft draußen ist. Wenn man von einer thermischen Strömung erwischt wird, geht der Temperaturunterschied und damit der Auftrieb verloren. Und das heißt abwärts, abwärts, abwärts.« Er hatte den Propangas-Brenner immer noch an; sie stiegen höher und höher. Sie waren jetzt ein gutes Stück über der orangefarbenen Kürbislaterne und trieben, von einem leichten Wind gepackt, über den Rand der West Mesa hinaus. Faxon langte hinauf und drehte den Brenner ab.
Die Stille war verblüffend. Sandy hatte nicht damit gerechnet, daß es so still sein würde. Es war fast unwirklich, so ruhig und friedlich, daß es ihm vorkam, als wäre er in einem Traum gefangen. »Ich kann nicht mal den Wind hören«, sagte er.
»Wir sind jetzt ein Teil vom Wind«, sagte Peter Faxon mit einem Lächeln. »Deshalb hörst du ihn nicht. Mach dir nichts draus, jeder reagiert so. Wärst du immer noch lieber im Bett geblieben?«
»O nein«, sagte Sandy. »Das ist toll.« Er legte seine Hände sacht auf den Rand des Korbes, ein wenig aus Angst, er könnte sie umkippen und hinauswerfen, wenn er sein Gewicht dagegenlehnte, und schaute über die Stadt hinaus, die sich unter ihren Füßen ausbreitete. Die Straßen begannen sich jetzt mit Verkehr zu füllen; Albuquerque dehnte sich in alle Richtungen, und die Berge im Osten glitzerten in der Sonne. »Es erinnert mich an L.A.«
Faxon bückte sich zu der Kühltasche am Boden des Korbes, nahm zwei Sandwiches in Wachspapier heraus und bot Sandy eins davon an. »Schinken und Ei«, sagte er. »Frühstück. Tatsächlich wird Albuquerque in zehn oder zwanzig Jahren L.A. sein. Außer daß der Smog schlimmer sein wird. Die Sandias sorgen dafür, daß die Luftverschmutzung nicht abziehen kann, und im Winter, wenn jeder sich dazu entschließt, Feuer in seinem Kamin zu machen, kriegen sie fürchterliche Inversionsschichten. Und der Ort wächst. Sie haben nichts dazugelernt. Es ist eine ziemlich häßliche Stadt, ein richtiger Taco Bell- und Chicken Delight {5} -Dschungel, und das wird sich noch verschlimmern.« Er zuckte die Achseln. »Wir wohnen oben in Santa Fe, da ist es viel besser. Nicht so eine Handelskammer-Mentalität. Das einzige Problem bei Santa Fe ist, daß es zu sehr in Mode kommt. Zu viele Leute wie ich kommen da hin.« Er lächelte und biß in sein Sandwich.
»Was gefällt dir am Leben hier draußen?« fragte Sandy zwischen Bissen von Schinken und Ei auf Weizen-Vollkornbrot. »Kommt mir ’n bißchen komisch vor, daß du dich so nah bei der Stelle niedergelassen hast, wo…«
»… wo Pat umgebracht wurde?« Faxon lächelte. »Ich hab keine Angst davor, es auszusprechen. Es ist lange her.« Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Es ist einfach so passiert. Als das West Mesa-Konzert vorbei war, mußten wir alle eine Weile hierbleiben. Es gab Ermittlungen, gerichtliche Untersuchungen, alles mögliche. Und ich war in ziemlich schlechter Verfassung. Tracy und ich haben damals unten in Pennsylvania gelebt, wir hatten ein hübsches altes Bauernhaus, und ein Kind war unterwegs. Aurora. Aber nach dem, was passiert ist, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, zurückzukommen und dieses Leben wieder aufzunehmen.«
»Es heißt, daß du nach West Mesa weggeflippt bist.«
»Der Ausdruck ist für meinen Geschmack ein bißchen zu unangenehm modisch, aber das Gefühl dabei kommt der Wahrheit ziemlich nah«, sagte Faxon mit einem leichten Stirnrunzeln. »Ich glaube, ich hatte wohl so was wie einen Zusammenbruch. Verdammt, es war ein ganz schön traumatisches Erlebnis, Sandy. Pat Hobbins und ich waren Freunde gewesen, seit wir uns damals in Pennsylvania in der vierten Klasse begegnet sind. Er hat einen älteren Jungen verprügelt, der versucht hat, mir mein Essensgeld zu klauen. Was reichlich komisch war, wenn man es recht bedenkt, weil er nämlich ungefähr einen Fuß kleiner war als ich. Aber ich war ein Bücherwurm, und Pat war ein harter Bursche. Wenn du ein mickriger Albino in einem Italienerviertel der unteren Mittelklasse bist, dann lernst du zu kämpfen, sonst hast du schlechte Karten. Jedenfalls war er mein ältester und bester Freund. Wir waren praktisch Brüder. Ich hab zu ihm
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