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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Gott besser aus als er, und ich wußte mehr über Musik, als er je wissen würde oder könnte, aber Pat konnte mit einem Publikum Dinge machen, von denen ich nur geträumt habe. Sexappeal, die Fähigkeit, sich in Szene zu setzen. Charisma… was es auch immer war, er hatte es.
    Ich stand da und spielte meinen Baß, sang meine Background vocals, legte alles, was ich hatte, in meine Songs und blieb trotzdem in seinem Schatten gefangen. Vorn stolzierte Pat herum und posierte lächelnd und grinsend und bewegte sich jede verdammte Sekunde von jedem verdammten Set. Und er sang! Als Rhythmusgitarrist war er bestenfalls Durchschnitt, der schwächste Musiker bei den Nazgûl, aber er konnte singen! Er war teils Dämon und teils Engel und insgesamt ein Genie. Und das war das Problem.
    Er dominierte die Nazgûl. Er wußte es; jeder sagte es ihm. Natürlich stieg ihm das zu Kopf. Man kann Pat keinen Vorwurf machen. Er war ein junger Kerl. Das waren wir alle. Er fing an, Witze darüber zu machen, daß er uns mit durchziehen würde. Er schlug vor, wir sollten die Gruppe in Patrick Henry Hobbins und die Nazgûl umbenennen. Ich schlug statt dessen Peter Faxon und die Nazgûl vor, und er lachte. Er bekam einen Wutanfall, als ich Rick die Leadstimme bei ›Ragin’!‹ gab, und behauptete, ich hätte es getan, um ihm eins auszuwischen. Und zum Teil hatte er recht.
    Ja, ich weiß, das wirkt jetzt alles ziemlich kleinkariert, aber es war uns todernst damals. Und hinterher.« Faxon hielt inne und schaute nachdenklich drein. Der Ballon hatte etwas an Höhe verloren. Er drehte sich um und zündete den Gasbrenner an; eine zischende, brüllende Flammenzunge schoß hervor, und ein oder zwei Augenblicke später stieg das Fliegende Auge. Faxon ließ die Flamme an.
    »Hinterher?« half Sandy nach. Laut.
    Faxon wandte sich wieder um und sah ihn an. »Selbst als Pat tot war, konnte ich die Tatsache nicht akzeptieren, daß er der Star gewesen war. Ich hab schon erwähnt, woher die Kugel kam, der Schußwinkel. Ich schwöre immer noch, daß sie dicht an mir vorbei ging.
    Noch Jahre danach hab ich Tracy und jedem sonst, der sich meine Theorie anhören wollte, erzählt… ich glaubte, fest, daß der Heckenschütze auf mich gezielt und Pat nur aus Versehen getroffen hatte, als er in die Schußbahn stolzierte. Es ergab einen gewissen Sinn. Ich blieb für gewöhnlich an einer Stelle, während Pat sich dauernd bewegte, ein unmögliches Ziel. Und ich war derjenige, der für all die subversive, suggestive Musik verantwortlich war. Bei allem, was recht ist, ich hätte das Opfer sein müssen.«
    »Noch ein Grund für deinen Rückzug?« deutete Sandy an.
    Faxon nickte. »Ich hatte nicht das Bedürfnis, der zweite Kennedy zu sein. Trotzdem, in gewisser Weise war ich verstimmt, daß ich am Leben war. Pats Tod hat ihn zum Märtyrer gemacht, hat ihn anscheinend als Star bestätigt. Ich war überzeugt, daß der Anschlag politisch motiviert war, und ich wollte glauben… nein, hatte es nötig zu glauben… daß ich derjenige war, den man eigentlich hätte zum Schweigen bringen müssen. Hier war ich, der Jesus des Rock-Zeitalters, und sagte alle diese klugen und gefährlichen Sachen in meinen Songs, und die Dummköpfe waren hingegangen und hatten an meiner Statt einen meiner Apostel ans Kreuz geschlagen. Wußten sie nicht, daß ich derjenige war, der für ihre Sünden hätte sterben sollen?« Seine Mundwinkel zogen sich reumütig nach unten. Er drehte sich scharf um und stellte den Brenner ab. Noch einmal umhüllte sie die Stille des Himmels. Sie hatten erheblich an Höhe gewonnen und trieben nach Südosten.
    Sandy ertappte sich dabei, daß er keine Worte fand. Faxons Geständnis hatte ihn verlegen gemacht. »Und jetzt?« fragte er schließlich.
    Peter Faxon rieb sich das Genick. »Ich bin drüber weg. Immerhin weiß ich jetzt, daß es kein politischer Mörder war. Bloß noch ein Irrer in einer Welt von Irren. Es war eine Zufallstat, und jeder von uns hätte die Rolle des Opfers spielen können. Pat hat einfach das kurze Streichholz gezogen. Und es ist vorbei, ein für allemal.«
    Sandys Lippen fühlten sich trocken an. »Nein«, sagte er knapp. »Das ist es nicht.«
    Faxon sah ihn scharf an. »Was soll das heißen?«
    »Du weißt, daß Lynch am Jahrestag von West Mesa gestorben ist. Was du nicht weißt ist, daß der Mörder ihm das Herz über dem Konzert-Plakat rausgeschnitten hat, während Music to Wake the Dead lief. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber es

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