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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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seid hier im Auge des Hurrikans und versucht so zu tun, als gäbe es den Sturm nicht, aber trotzdem heult er da draußen.« Er zeigte die Bergstraße hinab. »Der Interstate ist nicht mal dreißig Meilen weit weg. Jetzt im Moment ist er voll von Sattelschleppern. Voller Öllaster und Kohlenmonoxid. Gleich bei der Auffahrt ist eine Chevron-Tankstelle und ein Imbiß, wo es die schmierigsten Cheeseburger gibt, die die Welt jemals gesehen hat. Und das ist wirklich, Bambi. Es ist wirklich.«
    Sie hob den Kopf. »Nicht für uns«, erwiderte sie. »Wenn im Wald ein Baum umfällt und keiner da ist, der es hört, gibt es dann ein Geräusch?« Ihre Hand ruhte auf der Rundung ihres Bauches. Ins Licht der Sterne gehüllt, sah sie asketisch aus, würdevoll und unendlich ernst. Sandy lächelte ihr zu und wandte sich ab, zu Tagtraum. Er öffnete die Tür, stieg ein und schaltete die Zündung ein, bevor er das Fenster herabkurbelte.
    »Du träumst die richtigen Träume, Bambi«, sagte er zu ihr, »und du bist stärker, als ich je geglaubt hätte. Aber ich hab meine Aktien in der Welt. Sie ist zu groß für dich.«
    »Nichts ist zu groß für den menschlichen Geist«, sagte Bambi. »Es war schön, dich zu sehen, Sandy. Nimm meine Liebe mit dir, und fahre sicher in Licht und Freude.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Sandy. »Und du tu mir einen Gefallen, okay?«
    »Was?« Sie sah ihn feierlich an.
    Sandy zeigte mit einem Finger auf sie und grinste. »Nenn das Kleine nicht Thumper {7} .«
    Einen Moment lang starrte Bambi ihn entsetzt an. Dann kräuselten sich ihre Lippen nach oben zu einem Lächeln. Und sie begann zu beben. Und ihre Augen funkelten. Sie versuchte es zurückzuhalten, kämpfte, verlor und ergab sich in ein plötzliches, schallendes Gelächter. Dann kam sie einen Schritt näher und machte eine Faust. »Sandy Blair!« kicherte sie. »Du bist absolut schrecklich. Du bist unmöglich! Du bist affig!«
    »Ich hab nie was anderes behauptet«, sagte Sandy. Er winkte zum Abschied und legte den Gang ein, dann schaltete er die Scheinwerfer ein, als er ins Rollen kam. Sie fuhren aus und bohrten sich in die Dunkelheit, und Sandy begann sich vorsichtig die Bergstraße hinabzuwinden, ein breites Lächeln auf dem Gesicht.
    Direkt hinter der ersten Biegung der Straße hörte er die Stimmen der Kinder und wurde langsamer, um sie durchzulassen. Zwei von ihnen kamen vorbei und winkten, und dann, etliche Schritte hinter ihnen, noch zwei. Das zweite Paar winkte nicht. Sie waren mit einem Spiel beschäftigt. Als Sandy Tagtraum um eine Kurve steuerte, zeichneten sie sich einen Moment lang deutlich im Licht der Scheinwerfer ab, und ihre Stimmen drangen durch das offene Fenster. Bambis Sohn Jason hatte einen Stock in der Hand. Er zeigte damit auf Free, den Zehnjährigen, und rief: »Peng, peng!« Aber Free schleppte sich weiter, die Arme vor sich ausgestreckt. »Du bist erschossen!« jammerte Jason. »Kugeln können dem Hulk nichts anhaben!« schleuderte Free zurück, als er den Jüngeren packte.
    Sandy blickte rasch über die Schulter zurück, als er vorbeikam, und lachte laut heraus. Aber das Lachen erstarb ihm in der Kehle, und ganz plötzlich fühlte er sich sehr traurig und müde. Es würde ihm keinen Spaß machen, seine Wette mit Bambi zu gewinnen. Die Welt würde sie zerbrechen.
    Er fummelte herum, fand eine Kassette, ließ sie in das Tape Deck gleiten und eilte dann weiter durch die Nacht, zu einem Telefon und Davie Parker, während Bob Dylan ihm erzählte, daß die Zeiten sich änderten. Und das Schreckliche daran war, daß Bob Dylan recht hatte.

11
     
     
    One generation got old, one generation got soul /
    This generation got no destination to hold
     
     
     
    »UND?« FRAGTE FROGGY, als Sandy geendet hatte. »Was hat Deputy Parker gesagt?«
    »Er sagte, er hätte darauf gewartet, von mir zu hören. Er hätte sich mit dem FBI in Verbindung gesetzt. Sie haben eine Akte über Morse, die einen Fuß dick ist und das meiste von dem bestätigt, was meine Quelle mir erzählt hat. Oh, sie haben natürlich keine Beweise, sonst wäre Morse schon längst hinter Gittern. Aber sie haben eine Unmenge von Vermutungen. Über den Brand, der ihn zum Alleinerben seines Familienvermögens gemacht hat. Über die Alfies. Über Sylvester. Aber nie etwas, mit dem sie vor Gericht gehen konnten, und da Morse und die Alfies sich lange, lange Zeit nicht gerührt haben, ließen die Bundesbehörden die Dinge einfach schleifen.«
    »Und jetzt?« fragte Froggy.

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