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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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die breite, kahl werdende Stirn. »Wir kriegen keine Zeitungen, Mann. Sie sind voll von Lügen und Gewalt. Kommen schlechte Vibrations rüber.«
    »Jamie Lynch war ein alter Promoter und Manager. Er hat die Nazgûl betreut, American Taco, die Fevre River Packet Company und einen Haufen andere. Letzten Monat hat ihm jemand das Herz rausgeschnitten.« Er gab Ray eine kurze Zusammenfassung der grausigen Einzelheiten des Mordes und erwähnte auch das Feuer im Gopher Hole.
    »Ich erinnere mich an die Nazgûl«, sagte Ray. »Für eine weiße Band waren sie gar nicht schlecht. Dieser Gopher John war ’n schweinegeiler Drummer.« Er runzelte die Stirn. »So, du glaubst also, daß der Untergrund diesen Motherfucker Lynch kaltgemacht hat?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich versuche es rauszufinden.«
    Ray zupfte an seinem drahtigen schwarzen Bart. »Mein Freund hat meistens bei Leuten mitgemacht, die politische Ziele hatten, wenn du verstehst, was ich meine. Staatstypen kidnappen, Banken und andere Ausbeuter ausrauben. Das Ghetto bewaffnen. Hier seh ich nichts von so ’nem Politscheiß.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Ist vielleicht eher der Stil der Manson Family. Die Schweinchen allemachen. Aber warum Lynch?« Er zuckte die Achseln. »Ich glaub nicht, daß mein Freund was weiß, was dir helfen könnte, Mann. Tut mir leid.«
    Sandy nickte. »War nur ’ne entfernte Möglichkeit. Eine Frage noch?«
    »Schieß los.«
    »Edan Morse«, sagte Sandy. »Sagt dir der Name irgendwas?«
    Einen langen, stillen Moment stand Ray nur schweigend im Zwielicht, während Sandy ihn beobachtete und auf das vertraute Achselzucken und die verneinende Antwort wartete. Statt dessen wandte der große Mann sich um und sah Sandy an. »Ich hab ’ne Menge Mist gebaut, der mir jetzt leid tut«, sagte er. »Dieser Ort hat mich verändert, weißt du. Ich hab mein Päckchen zu tragen, wie jeder. Aber eins hab ich nie getan, und zwar einen Bruder verpfiffen, auch keinen weißen. Bist du sicher, daß du damit nicht zu den Bullen rennst?«
    Sandy sah ihn direkt an. Er fühlte, wie ein seltsamer, elektrischer Eishauch sein Rückgrat hochkroch. Endlich war er auf etwas gestoßen, wenn er es richtig anpackte. »Kommt drauf an«, sagte er. »Ich will ehrlich zu dir sein, Ray. Ein Haufen unschuldiger Kinder sind gestorben, als das Gopher Hole abbrannte. Jamie Lynch ist das Herz mit einem Messer rausgeschnitten worden. Wenn ich rausfinde, wer das getan hat, werde ich sie nicht schützen. Und wenn du dich so sehr verändert hast, wie du sagst, wirst du’s auch nicht tun.«
    Ray schaute gequält drein. »Fuck«, meinte er. »Vielleicht hast du recht, Mann. Kinder, hm?«
    »Teenager jedenfalls.«
    »Ich werde bald ein Kind haben«, sagte Ray. »Ich bin der Vater von dem, das Bambi mit sich rumschleppt.« Seine Hand ballte sich zu einer großen Faust und schlug sehr langsam gegen die Seite des Jeep, wieder und wieder, nachdenklich, sanft, bedächtig. »Mein Name bleibt raus?«
    »Klar.«
    Ray holte Atem. »Dann sollst du’s haben, aber ohne Gewähr. Ist vielleicht nicht viel. Edan Morse ist sauber. Wie Ray. Er lebt an der Küste. Beverly Hills, glaub ich. Richtig großes Geld. Er hat’s geerbt, als er so zwanzig rum war. Seine Eltern und seine große Schwester sind alle bei diesem Brand gestorben. Edan war nicht daheim. Komische Sache, dieser Brand. Aber sie haben nie was beweisen können. Edan glaubte an die Revolution. Bei dem war’s nicht bloß das übliche Gerede, der wußte, wo’s langging. Er gab Geld für die Sache. Den Panthern, dem SDS, dem Weathermen-Untergrund, hundert anderen Gruppen. Wenn du damals Kohle brauchtest, war Edan immer für dich da. Später war er einer der Jungs, die geholfen haben, die Alfies zu gründen.«
    »Die American Liberation Front«, sagte Sandy nachdenklich. Die A.L.F. war eine radikale Splittergruppe der frühen Siebziger gewesen; sie hatte sich aus Leuten zusammengesetzt, denen die anderen Gruppierungen zu gemäßigt waren. Großstadt-Terrorismus und Attentate waren Spezialitäten der Alfies gewesen.
    »Edan war ’ne große Nummer bei den Alfies. Nicht bloß wegen Geld. Er hat auch Sachen geplant, Befehle gegeben und Kanonen besorgt. Aber alles hinter den Kulissen, weißt du. Er hat nie Reden gehalten. Die Bullen wußten, daß Edan was damit zu tun hatte, aber sie konnten ihm nie was anhängen. Er war wirklich vorsichtig. Es ist kein Verbrechen, sein Geld zu verschenken, und das ist alles, was sie Edan je nachweisen

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