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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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mochte, sich die Gegend anzusehen, seine Augen wanderten dauernd zu ihrer glatten, bloßen Körpermitte zurück, zu ihren Brüsten, die gegen das weiße T-Shirt drängten, wobei sich die Brustwarzen deutlich abzeichneten, und zu ihrem Lächeln. Er räusperte sich befangen und fühlte sich wie ein Schuljunge bei seinem ersten Rendezvous. Ananda brach den Zauber, indem sie ihn fragte, woran er gerade arbeitete. Er erzählte ihr von dem Roman, den er auf Seite siebenunddreißig im Stich gelassen hatte. Sie fragte ihn nach seinen Reisen, und er sprach kurz über die Freunde, die er aufgesucht hatte, und brachte sie mit ein paar von seinen Lieblingsanekdoten über Froggy zweimal zum Lachen. Dann kam er irgendwie auf das Thema seines Familienlebens. Ananda runzelte die Stirn, als er Sharon erwähnte, und seufzte ziemlich theatralisch. »So, so«, sagte sie. »Wie kommt es, daß man die Guten immer schnappt und daß die Fessellosen immer Faschisten sind?« Sie fuhr fort, ihn wegen Sharons Beruf ein bißchen aufzuziehen. »Grundbesitz ist so eine niederdrückende Schande. Ich meine, stell dir vor. Die Erde besitzen! Wie die Luft besitzen. Es ist verrückt. Das Land sollte allen gehören.« Aber sie sagte es mit so gutgelaunter Offenheit, daß es Sandy nicht störte; und er verspürte auch keinen großen Drang, Sharon zur Seite zu springen.
    Sie hatte eine Zeitlang über ihre eigene Kindheit in Los Angeles geredet, als sie schließlich bei Edan Morses Strandhaus vorfuhren. Es war ein großes, ausgedehntes Haus, auf zwei Ebenen erbaut, mit einer Garage darunter. Ananda nahm einen Garagenöffner vom Armaturenbrett, und die grob beschnittene Holztür glitt auf und aus ihrem Weg, als sie näher kamen. Gleichzeitig ging das Licht an. Sie kletterten alle aus dem Van, und Gort streckte sich und grunzte. Dann gingen sie nach oben. Das Haus war sauber, modern, geschmackvoll eingerichtet und doch irgendwie beunruhigend. Es machte auf Sandy einen sehr asketischen Eindruck. Alles war sparsam und funktional, aber die Gemälde an den weißen Wänden, auf die er im Vorbeigehen einen raschen Blick warf, waren lebendige, surreale Studien von verzerrten Gesichtern und schmerzgekrümmten Gestalten. Aber das war es nicht. Etwas Größeres an dem Haus fühlte sich irgendwie falsch an. Sandy schob es auf seine schlechten Nerven.
    Edan Morses Büro gewährte durch ein getöntes Plat-tenglas-Fenster Ausblick über den Strand. Dort draußen hatte die Sonne gerade unterzugehen begonnen. Vor dem Fenster stand ein massiver Teakholz-Schreibtisch. Es war der aufgeräumteste, sauberste, ordentlichste Schreibtisch, den Sandy je gesehen hatte. In seiner Mitte stand – exakt zentriert – ein blutroter Tintenlöscher. Außerdem gab es einen goldenen Bleistift- und Federhalter-Set in einem schwarzen Marmorständer, einen antiken silbernen Dolch von ungewöhnlicher Form, bei dem sich Schlangen um den Griff wanden, einen leeren hölzernen Korb für EINGÄNGE, einen leeren hölzernen Korb für AUSGÄNGE und einen gläsernen Briefbeschwerer in der Form eines Globus mit einer friedlichen Farmszene im Innern. Sandy wußte, wenn man den Briefbeschwerer schüttelte, würde das einen Blizzard aus künstlichem Schnee losbrechen lassen. Sein Vater hatte früher genauso einen Briefbeschwerer gehabt. Aber unter Morses Briefbeschwerer war kein Papier, auch nirgends sonst auf dem großen Schreibtisch, außer genau in der Mitte des Tintenlöschers, wo jemand Sandys purpurne Visitenkarte so rechtwinklig plaziert hatte, daß der Tintenlöscher sie einzurahmen schien.
    Hinter dem Schreibtisch stand ein schwenkbarer Schreibtischsessel aus Leder mit hoher Lehne. Morse hatte ihn gedreht, um über die Wellen und die untergehende Sonne hinauszuschauen, aber er schwang herum, als die Tür sich schloß, und er sah zu Sandy auf.
    Es war ein unbehaglicher Augenblick. In dem Raum gab es keine weiteren Stühle. Sandy war gezwungen, vor dem Schreibtisch stehenzubleiben. Es erinnerte ihn an die Zeiten, wo er vor den Rektor der Grundschule geschleift worden war. Gort und Ananda flankierten ihn wie das seltsamste Streifenpolizistenpaar der Welt. Dazustehen und auf Morse herabzublicken hätte ihm so etwas wie einen psychologischen Vorteil geben müssen. Es war nicht so.
    Sandy mußte es zugeben: Edan Morse hatte etwas seltsam Eindrucksvolles an sich. Auf den ersten Blick war Morse so normal, daß Sandy davon Zahnschmerzen bekam. Statt der mansonesken, rasputinähnlichen Figur mit dem wilden

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