Armum, Kerle, Liebe 1 - Lutz ist schwul (Amrum und die Liebe) (German Edition)
Schuhe. Ich zieh e die Lederjacke über, schnappe mir Helm und Zündschlüssel und bin schon halb die Treppe hinunter, als hinter mir eine Tür aufgeht.
„Roman?“, höre ich Lutz rufen.
„Ja?“
„Hast du mein Handtuch mitgebracht?“
„Klar, liegt in meinem Zimmer.“
„Okay, danke.“
Die Tür klappt zu und ich laufe weiter. War das eben ein Friedensangebot? Ich setze den Helm im Gehen auf und schwinge mich auf meine Maschine. Das Brummen des Motors beruhigt meine Nerven und verursacht, wie immer, ein tiefes Glücksgefühl in mir. Manchmal ist das Fahren auf meiner Lady besser als ein Orgasmus. Beides zusammen wäre der Wahnsinn.
In Wittdün geht mir auf, dass ich keine Ahnung habe, wo genau dieser Jan kellnert. Ich habe wirklich ein Mordsglück, dass ich bei meinem ersten Versuch im Hotel ‚Zum traurigen Seebären‘, (hier muss ich an Elviras Mann denken, warum auch immer), auf Jan treffe, der hinter dem Tresen in der Bar steht.
„Moin“, grüße ich landesgerecht und schiebe mich auf einen Hocker.
„Moin .“ Jan lächelt mich an. „Was möchten Sie trinken?“
„Abstand“, antworte ich breit grinsend, „ich möchte, dass du ABSTAND hältst zu Lutz. Ist das klar?“
Jan schluckt und ich nutze den Moment der Stille, um das Kerlchen ausreichend zu betrachten. Eigentlich schaut er nicht übel aus für einen Mann, aber mein Geschmack ist er nicht. Die Haare sind zu ordentlich und… Moment? Worüber – bitteschön – denke ich hier nach?
„Was hat das zu bedeuten?“, fragt Jan schließlich flüsternd.
„Ganz einfach: du und Lutz, ihr trefft euch nicht mehr. Sonst weiß bald die ganze Insel, dass du eine Schwuchtel bist.“
„Okay“, murmelt er nach einer Weile heiser.
Mir tut er fast leid, aber ich bin hier nicht auf Wallfahrt. Seufzend rutsche ich von dem harten Hocker und klopfe abschließend mit der flachen Hand auf den Tresen. „Ich hoffe, das waren klare Worte. Mach‘s gut.“
„Danke“, sagt der arme Tropf.
Ich will mich gerade anschicken das Etablissement zu verlassen, als mir etwas sehr Wichtiges einfällt. Ich kehre um. Jan schaut mir entgegen, als erwarte er eine neue Hiobsbotschaft.
„Noch eins“, raune ich und beuge mich über die Theke, „kein Wort über unsere Unterredung, sonst weiß morgen die ganze Insel…“
„Ich hab‘s verstanden“, fährt Jan mich an und ich nicke zufrieden.
„Schlaues Bürschchen“, murmele ich im Weggehen.
Auf der Rückfahrt habe ich ein Hochgefühl im Bauch, das nur durch das Vibrieren der Maschine zwischen meinen Schenkeln übertroffen wird. Lutz ist frei - na ja, jedenfalls ist dieser Jan weg. Damit hab ich freie Bahn. Wenn ich nur wüsste, wofür.
Ich stelle mein Motorrad vor der Pension ab und laufe auf das Haus zu, dabei nehme ich den Helm ab. Automatisch fahre ich mir mit den Fingern durchs Haar, das trotz der kurzen Fahrt ganz verschwitzt ist. Ich habe Hunger, es ist inzwischen früher Nachmittag. Mein erster Weg führt mich in die Küche.
„Na, Junge. Alles erledigt?“ Elvira schaut von ihrem Kreuzworträtsel auf.
„Äh, ja“, sage ich verdutzt und gucke hoffnungsvoll zum Herd.
„Du kannst einen Teller Bohnensuppe haben, wenn du Hunger hast. Ist aber nichts Besonderes, habe ich nur für mich und meinen Mann gekocht.“ Meine Wirtin lächelt verschmitzt und guckt wieder auf ihr Rätsel. „Verbrechen, das auf die Unterlassung bestimmter Aktionen hinzielt“, murmelt sie nachdenklich, „Erster Buchstabe ist ein ‚E‘, der letzte ein ‚G‘.“
„Erpressung“, flüstere ich schwach und habe plötzlich keinen Hunger mehr.
„Danke. Das passt“, ruft Elvira und schreibt, während ich die Küche verlasse.
Beim Abendessen, bis zu dem ich in meinem Zimmer gegrübelt habe, treffe ich Lutz wieder. Wir schlingen schweigend Elviras köstliches Mahl in uns rein und ich verkrieche mich danach im Strandkorb. Lutz hat mich keines Blickes gewürdigt, jedenfalls nicht offensichtlich. Was für ein Schlamassel.
Heiße Nächte und halbe Wahrheiten
Zum Glück wird Jan nachher kommen. Das ist der einzige Gedanke, der mich aufrecht hält. Ich hab mich inzwischen daran gewöhnt, nachts noch ein wenig mit ihm zu kuscheln. Es lief darauf hinaus, darauf und ein bisschen Handbetrieb. Nach mehr ist uns beiden nicht und das ist gut so. Ich brauche nur die Zärtlichkeit und ein bisschen Nähe. Okay, auch die Erleichterung durch eine fremde Hand, aber das - hatte ich ja heute schon.
Mein ganzer Körper kribbelt immer
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