Armum, Kerle, Liebe 1 - Lutz ist schwul (Amrum und die Liebe) (German Edition)
Glück nicht so häufig durchführen muss.
Mein Haarwuchs ist nicht sehr ausgeprägt. Außer auf meinem Kopf habe ich nur Haare in den Achselhöhlen und – klar – im Schambereich. Mein Bartwuchs ist sehr spärlich und muss nur alle zwei Tage bekämpft werden. Dass ich mich untenrum auch rasiere – nein, das gehört nicht hierher.
„Ich mag diesen Geruch nach Kiefernöl“, sagt mein Nachbar.
„Ja, irgendwie wie in der Sauna.“
„Gehst du oft in die Sauna?“ Er guckt mich neugierig an.
„Nein, mein Kreislauf mag keine Temperaturen, die sich dem Siedepunkt nähern“, erkläre ich verlegen.
„Siedepunkt?“ Roman lacht.
„Der Ofen wird auf zweihundert Grad erhitzt, wusstest du das nicht?“ , frage ich erstaunt.
„Oh. Nein, das wusste ich wirklich nicht. Ich dachte, es wären nur achtzig Grad.“
„Tja, wieder was gelernt“, spotte ich.
Inzwischen haben wir den Strand erreicht. Ich gucke über die Sandfläche und schirme dabei meine Augen mit einer Hand ab. Außer uns sind kaum Menschen zu sehen. Kilometerweit erstreckt sich die Fläche, nur vereinzelt unterbrochen von flachen Dünen.
„Wüste“, brummt Roman.
Genau so kommt es mir auch vor, wäre da nicht die Nordsee, deren Saum wir nach ungefähr einen Kilometer erreichen. Lars bleibt stehen und zieht sich das T-Shirt über den Kopf. Wir folgen seinem Beispiel, wobei ich verstohlen Roman beobachte. Ich habe ihn schon fast nackt in der Dünensenke gesehen, trotzdem bin ich neugierig.
Seine Brust ist breit und haarlos, jedoch ab dem Nabel zieht sich ein dunkler Pfad nach unten und endet in einem lockigen Nest, aus dem ein prächtiger Schwanz entspringt. Nein, er entspringt nicht, er hängt natürlich. Mir war nur gerade so poetisch zumute. Irgendwie erinnert Roman mich jetzt, so bartlos, an diesen Schauspieler aus ‚Matrix‘. Ich komme jetzt nicht auf den Namen.
„Eincremen, Leute“, befiehlt Hannes, der schon dabei ist, Lars Rücken einzuschmieren.
Ich stopfe meine Klamotten in den Rucksack, aus dem ich zuvor die Sonnenmilch gekramt habe. Großzügig verteile ich das Zeug auf mir und wende mich dann an Winston mit der Bitte, meinen Rücken zu versorgen. David kümmert sich unterdessen um Roman. Nachdem wir alle glänzen wie Schweineschwarten gibt Lars das Signal zum Aufbruch.
Ich halte mich ganz weit hinten, um in Ruhe Romans Rückansicht bewundern zu können. Schmale Hüften und feste Arschbacken, gefolgt von klar definierten Schenkeln, die von einem dunklen Flaum überzogen sind. Er guckt über die Schulter und bedeutet mir, zu ihm aufzuschließen.
„Sag mal“, beginnt er zögernd, „wer ist denn dieser Typ, der da gestern…?“
„Das ist Jan. Er arbeitet in Wittdün“, erkläre ich, obwohl es ihn nichts angeht.
„Aha“, murmelt Roman.
Den Rest des Weges schweigen wir. Das können wirklich nur Männer: stundenlang schweigen, ohne sich dabei unwohl zu fühlen. Nach über vier Stunden Fußmarsch erreichen wir Norddorf. Ohne die Pause, die wir zwischendurch eingelegt haben um den Proviant zu verdrücken, wären wir schneller gewesen, aber es geht hier nicht um Geschwindigkeit.
Nachdem wir uns angezogen haben wandern wir durch die Fußgängerzone des Ortes und nehmen den Bus, um zurück nach Wittdün zu gelangen. Meine Beine sind müde, und auch die anderen dösen während der Fahrt vor sich hin.
Die Tage mit meinen Freunden vergehen wie im Fluge. Im Nu ist eine Woche um und die Abreise naht. Wir haben jeden Tag gemeinsam etwas unternommen, und fast jede Nacht ist Jan zu mir gekommen. Mir könnte es nicht besser gehen, wenn nur meine unselige Schwärmerei für Roman endlich verschwinden würde. Der hat sich keine Frau mehr aufgegabelt, seit dem Desaster mit den Mine-Susannes. Jedenfalls habe ich nichts davon mitbekommen.
„Alter, ich wünsch dir noch schöne Tage“, sagt Lars zum Abschied und umarmt mich so fest, dass es mir die Luft abschnürt.
„Pass auf dich auf“, flüstert Hannes mir ins Ohr, als er mich kurz an seine Brust drückt.
Winston und David schüttele ich die Hand, letzterem sehr vorsichtig. Der Riese grinst und ist so dreist, mir durchs Haar zu strubbeln.
„Halt die Ohren steif“, brummt er.
„Hoffentlich sehen wir uns mal in Hamburg“, sagt Winston, lächelt mir zu und schnappt sich Davids Hand.
Die beiden gehen zu ihrem Van, Lars und Hannes folgen. Ich seufze und denke an die verbl eibenden drei Tage meines Urlaubs.
„Magst du mit mir zum Strand kommen?“ Roman steht neben mir und
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