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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Präsentierteller wieder. Jedes Gericht in Österreich wird Sie verurteilen, auch wenn keine Fingerabdrücke vorhanden sind. Gier versteht jeder als Motiv.«
    Ich leerte meine Kaffeetasse. Es war wichtig, den beiden Angst einzuflößen. Angst macht fügsam.
    »Niemand weiß von dem Papyrus.«
    »Da wäre ich nicht so sicher. Irgendwer wusste genug, um Slupetzky heimzudrehen. Doch fand er dort den Papyrus nicht. Der sucht jetzt weiter. Wir sollten das Ding so schnell wie möglich loswerden.«
    Beide nickten. Ich musste ihnen ja nicht gleich alles auf die Nase binden. »Dann mache ich einen Termin für morgen aus. Gegen Mittag, wenn es geht.«
    Wieder nickten beide.
    »Halten Sie sich und das Papyrus bereit. Ich werde mich melden. Und kein Wort zu niemandem.«
    Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg. Draußen regnete es noch immer. Der Straßenverkehr war durch die nassen Fahrbahnen zudem lauter als gewöhnlich, sodass niemand mehr sein eigenes Wort verstehen konnte. Die Passanten hatten die Krägen hochgestellt und die Köpfe eingezogen, sie eilten dahin, ohne von irgendjemandem auch nur das Geringste wahrzunehmen. Jeder Einzelne von ihnen war eine fensterlose Monade, miteinander verbunden nur durch die prästabilierte Harmonie eines gigantischen, komplexen Wirtschaftssystems.
    Da ich ohnedies schon nass war, blieb ich im Regen stehen und beobachtete das Schauspiel, an dem Leibniz seine Freude gehabt hätte, ein Weilchen.
    Als es mir zu viel wurde, holte ich mein Handy raus und schickte Dittrich eine SMS mit Ort und Zeit des Termins. Wenige Sekunden darauf piepste mein Handy. Nur ein Wort war zu lesen: »Einverstanden.«
    In der trostlosen Umgebung der grau verregneten Großstadt war ich der Einzige, der lächelte.
     
     

Kapitel 5
     

I
    Es regnete noch immer und ich ging die Pouthongasse hinunter, am Café Mostar vorbei. Es war zwar erst kurz nach vier, aber aus der Jukebox röhrte bereits irgendein Balkansound, die Gläser waren voll und es wurde heftig gefeiert. Muskulöse Tschetniks und leicht bekleidete Mädchen erfreuten sich am kombinierten Rausch von Alkohol und Pheromonen.
    Ich ließ das pralle Leben hinter mir und bog in die Felberstraße ein. Mein Körper sehnte sich nach einer heißen Dusche und mein Geist nach ein bisschen Ruhe bei einer Kanne Tee, Mozart und ein wenig THC. Ich hatte schon den Schlüssel in der Hand, als mir eine wohlbekannte Stimme aus dem Hintergrund klar machte, dass daraus vorläufig nichts werden sollte.
    »Gruezi, Kleiner. Komm stig i, der Boss wet a kle mit dir schwätza.«
    Da Widerworte zwecklos waren, folgte ich Fred über die Straße, wo er den mitternachtsblauen Bentley Arnage RL von Bender geparkt hatte. Er hielt mir die Tür auf und ich stieg ein. Kaum saß ich im Ledersitz, hatte Fred den Motor angeworfen und sich in den ruhig fließenden Wochenendverkehr eingeordnet.
    Das Armaturenbrett war aus echtem Holz, ebenso der Ganghebel. Das Leder der Sitze war ein halbes Grad dunkler als das der Dach- und Seitenpolsterung. Der V8 lief leise und gleichmäßig und verriet große Kraft. Leider saß ich auf dem Beifahrersitz, hinten im Fond schien alles noch eine Spur weicher und geräumiger zu sein. Doch der Platz war ausschließlich für den Alten bestimmt.
    Wir fuhren hinunter zum Gaudenzdorfer Gürtel, wo Bender den zweiten Stock eines Mietshauses am Haydnpark in der Siebertgasse bewohnte. Unnötig zu sagen, dass ihm das gesamte Haus gehörte. Vielmehr gehörte ihm praktisch das ganze Viertel zwischen Steinbauergasse und Flurschützstraße.
    Freds Tonfall hatte mir klar gemacht, dass er rein dienstlich unterwegs war, für persönliche Rücksichten war da kein Platz. Deswegen war es meinerseits auch gänzlich unnötig, Fragen zu stellen. Er würde sie ohnehin nicht beantwortet haben. Bis jetzt hatte ich beim Alten eine gewisse Narrenfreiheit genossen, aufgrund eines Amalgams aus Sympathie und Dankbarkeit. So wie sich Fred benahm, schienen diese Zeiten vorbei zu sein. Das beschäftigte mich doch einigermaßen, schließlich gibt es angenehmere Lebensabschnitte als diejenigen, welche man auf der Abschussliste von Bender verbringt. Auch wenn sie meistens nur recht kurz sind.
    Ich war mit meinen Gedankenspielereien nicht weit gekommen, als Fred auch schon gekonnt rückwärts einparkte, was bei der Größe des Wagens nichts Selbstverständliches darstellt. Wir stiegen aus, machten die paar Schritte zum Eingang und Fred sperrte auf. Drinnen betraten wir den Lift und

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