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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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aufeinandergepresst. Ihre Zigarette hielt sie noch immer in der Hand. Der Tabakgeruch vermischte sich mit den Duftnoten ihrer Badeseife und bildete einen reizvollen Kontrast. Überhaupt fühlte sie sich gar nicht schlecht an. Ich ließ ihre Hand los, hob das Handy auf, trat einen Schritt zurück und hielt es ihr hin.
    »Ich will Ihnen nur helfen, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.« Sie starrte mich noch immer hasserfüllt an, ihre Mundwinkel zuckten. Elegant hob sie die Rechte, und drückte mir die glühende Spitze ihrer Zigarette auf den Rücken der Hand, in der ich ihr das Telefon hinhielt. Sie keuchte erregt und lächelte. Tabak verglüht bei über 1.000 Grad, Gott sei Dank rauchte sie Eve, die so dünn sind, dass die Glut gleich erlosch. Ich hatte trotzdem ein nettes Loch im Handrücken. Ich konnte zwar nicht ganz durchsehen, aber es schien nicht mehr viel zu fehlen. Vor Schmerz hatte ich das Telefon fallen gelassen, sie lächelte noch immer.
    »Ich scheiße auf Sie und Ihre Hilfe«, stieß sie hervor. Ihre Augen waren weit aufgerissen und glänzten feucht. Das Ganze hatte ihr einen schönen Kick gegeben.
    Bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt, ein schöner Satz. Ich schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Nicht fest, aber sie fiel nach hinten auf die Couch. Einen Augenblick starrte sie mich entgeistert an, dann begannen ihre Tränen zu fließen. Sie wirkte nun nicht mehr wie eine arrogante Frau, sondern war von einer Sekunde zur anderen ein schutzbedürftiges, kleines Mädchen geworden. Schwach und verletzlich. Ich hätte sie fast in den Arm genommen.
    »Was haben Sie am Dienstag in der Felberstraße gemacht? Wie sind Sie dahin gekommen?«
    Die Meyerhöfferin saß mit angezogenen Beinen auf der Couch. In ihren Augen glänzten ein paar stille Tränen. »Weiß ich nicht mehr.«
    »Kommen Sie mir nicht so, Ihr Benz stand einwandfrei vor dem Haus geparkt. Als Sie gekommen sind, waren Sie vollkommen nüchtern.«
    Sie schaute mich nur groß an, Wort bekam ich keines von ihr zu hören. Ich machte einen Schritt auf sie zu, versuchte dabei, groß und böse dreinzuschauen und schnappte mir ihr Handgelenk. »Sag’s mir, oder ich brech dir den Arm.«
    Eingeschüchterten Mädchen kann man gut drohen.
    »Ich war bei ihm, weil …, weil er …«, sie schlug die Hände vor die Augen und schluchzte.
    »Bei wem?«
    »Ihm.«
    »Bei wem? Sag mir den Namen.«
    »Slupetzky.« Sie schrie den Namen und riss sich los. Nach diesem Aufschrei kugelte sie sich wieder wie ein Kätzchen zusammen und barg den Kopf in einem weichen Kissen. In diesem Moment hätte ich es wissen müssen, aber ich wusste es nicht. Ich war blind und machte einfach weiter.
    Noch immer hielt ich ihr Handgelenk, ich drückte zu und drehte ein wenig. Sie sog hörbar Luft ein und kam wieder hinter dem Kissen hervor.
    »Was ist mit Slupetzky und dir?« Ich brüllte fast. »Warum warst du bei ihm?«
    »Weil …, weil …, er wollte …«, sie schluckte, aber bekam nichts mehr über die Lippen. Erst nach ein paar Sekunden war sie wieder so weit, sprechen zu können: »Und darum nahm ich auch die Tropfen, ich wollte es nicht mitbekommen …« Weiter kam sie nicht, wieder schüttelten sie Weinkrämpfe.
    Endlich blickte ich durch. Der Moment der Erkenntnis kann entsetzlich sein. »Als du aufgewacht bist, hast du ihn gefunden.«
    Sie nickte. Ich hielt sie noch immer an der Hand, aber nicht länger drohend. Ich setzte mich zu ihr. »Er hat dich erpresst?«
    Sie nickte.
    »War er allein?«
    »Als ich kam, war es acht, da war er allein. Ich hab gleich die Tropfen genommen und dann weiß ich nichts mehr, erst wieder, als ich am Tag danach zu Hause aufgewacht bin.« Sie beruhigte sich wieder.
    »Und um was ging’s mit Slupetzky?«
    »Wir haben Blödsinn angestellt und er wollte alles meinem Vater erzählen.« Sie nahm sich die Zigarettenpackung vom Beistelltischchen und rauchte an. Ihre Hände zitterten ganz leicht. Blaue Venen schimmerten sanft durch ihre weiße Haut, die ich am Handgelenk rot gefärbt hatte.
    »Was für Blödsinn?«
    »Sagen Sie, sind da wirklich meine Fingerabdrücke auf der Waffe?«
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    »Aber ich bin das Mädchen.«
    »Na gut, nein. Ich wollte Sie nur unter Druck setzen. Die Polizei weiß nichts von Ihnen und die Waffe ist ungefährlich. Jetzt bin ich dran: Was für Blödsinn?«
    »Wenn ich Ihnen das erzähle, sind Sie der nächste, der mich erpresst.«
    »Sagen Sie es mir. Sonst tauchen die belastenden Beweise

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