Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
an den Schreibtisch zu treten und mich in den Bittstellersessel davor zu setzen. Tee bot er mir keinen an. Nach einer kleinen Ruhepause begann er zu sprechen. Hart und kalt in der Diktion, ohne auch nur den geringsten Anflug von Akzent.
    »Ich hoffe, die Einladung kam nicht ungelegen und wurde von den Boten rücksichtsvoll überbracht. Ich weiß, Herr Doktor, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann, aber die Angelegenheit, in die wir beide verwickelt sind, macht ein weiteres Gespräch unumgänglich. Ich möchte mich für die unerfreulichen Begleitumstände unseres letzten Treffens entschuldigen und mich gleichzeitig bedanken, dass wir mit Ihrer Hilfe einen wichtigen Schritt zur Wahrung unserer Interessen setzen konnten.«
    Er machte wieder eine kleine Pause und leerte das Teeglas, das er während seines Vortrags in den Händen gedreht hatte. »Ich möchte nicht spekulieren, warum ein Mann wie Sie ein persönliches Interesse an einem so unbedeutenden Vorfall haben könnte, darum komme ich gleich zur Sache. Ich nehme an, dass Sie mittlerweile die Hintergründe der Tat, die uns zusammengeführt hat, erkennen.«
    Als ich zu einer Verneinung anhob, unterbrach er mich rasch.
    »Aus sicheren Quellen wissen wir von Ihrer Bekanntschaft mit dem serbischen Kunsthändler und seiner Frau und von Ihrer Anwesenheit am Tatort des Verbrechens, das an ihnen verübt wurde. Nun, ich weine den beiden keine Träne nach; wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Aber es würde sowohl Ihre als auch meine Intelligenz beleidigen, wollten Sie mir weismachen, dass Sie allein der Zufall in die Wohnung geführt hat.«
    Ich wartete ab, sollte er nur weiterreden, vielleicht käme ich so an ein paar Informationen heran, die mir sonst verwehrt bleiben würden. Wer viel redet, sagt oft mehr, als er eigentlich wollte.
    »Im Zuge unserer Geschäfte, die dank der Bedeutung des Wiener Flughafens und dem Fleiß chinesischer Geschäftsleute sehr angenehm für uns waren, kam es zu ein paar kleinen Unregelmäßigkeiten, von denen wir bis vor Kurzem noch keine Kenntnis hatten. Der unerfreuliche Zwischenfall mit dem polnischen Spieler hat uns gezwungen, ein bisschen genauer hinzusehen, nicht, dass wir nicht ohnedies früher oder später hinter die Nebengeschäfte unserer Partner gekommen wären. Sei es, wie es will, im Zuge unserer Nachforschungen mussten wir feststellen, dass ein kleiner, aber sehr wertvoller Gegenstand, dem wir schon einige Zeit nachspüren, auftauchte. Wir schlugen zu, aber zu spät. Besagter Gegenstand, der sich eigentlich rechtlich in unserem Besitz befinden müsste, war bereits verschwunden.«
    Er spielte weiter mit dem Teeglas in seiner Hand, ohne mich auch nur für eine Sekunde aus dem Bannstrahl seiner blauen Augen entwischen zu lassen. »Wir haben Sie nun hierher gebeten, um in dieser Angelegenheit eine Übereinkunft zu erzielen, unsere weitere Vorgehensweise aufeinander abzustimmen und dadurch zu garantieren, dass wir unsere und Sie Ihre Interessen zu wahren vermögen.«
    »Sie schwingen da schöne Reden und zu Ihrem Deutsch kann ich Sie wirklich nur beglückwünschen, aber mir stellen sich doch einige Fragen. Erstens, wenn ich das Pergament besitzen würde, rein hypothetisch, bräuchte ich Sie nicht, um es zu verkaufen, und Sie würden das auch nie erfahren. Zweitens, wenn ich wüsste, wo es sich im Moment befindet, wüsste ich sicher auch, wie ich in seinen Besitz gelangen könnte, was uns zu Punkt eins zurückführt. Drittens, wenn Sie wirklich so gut sind, wie Sie mir weismachen wollen, und glauben, dass ich so gut bin, wie Sie mir Honig ums Maul schmieren, dann erübrigen sich Ihre schönen Worte, und all das, die Einladung, das Gespräch und was noch kommen wird, war redundant. So wie ich die Situation einschätze, hätten Sie mich gleich gefoltert. Also, ich wäre dafür, dass Sie sich nochmal ein Glas Tee kommen lassen, gerne auch eins für mich, und dass wir dann noch einmal von vorne beginnen, vernünftig diesmal.«
    Ich hatte während meines Monologs, der leider nicht von Shakespeare war, die ganze Zeit über seine Mimik beobachtet, bereit, auf das kleinste Zeichen zu reagieren. Seine Miene hatte sich zwar im Laufe des Gesagten ein wenig verdüstert, aber nicht in bedrohlichem Ausmaß. Also hatte ich, wieder einmal, alles auf eine Karte gesetzt.
    Er wandte den Kopf den Ikeaschränken an der Tür zu, zeigte mit einem Finger an sein Teeglas und deutete mit zwei Fingern, wie viele gebracht werden sollten. Im Anschluss an seine

Weitere Kostenlose Bücher