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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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atemberaubend. Hell und großzügig angelegt, mit luxuriöser, doch geschmackvoller Einrichtung. Werke moderner Meister, genau auf den Farbton der Wohnung abgestimmt, durften genauso wenig fehlen wie der obligatorische Flachbildfernseher.
    Wir legten ab und gingen ins Wohnzimmer, das durch eine große Fensterfront einen Blick auf den ersten Bezirk freigab. In der Mitte des großzügig angelegten Raumes war ein Büfett aufgebaut. Mehrere Tische waren zusammengeschoben worden und mit weißen Damasttischtüchern verhüllt. Darauf türmte sich alles, was gut und teuer ist. Ein großer Samowar, neben dem die typischen russischen Teegläser standen, eine Pyramide aus Würfelzucker daneben. Mehrere Sektkübel standen herum, bestückt mit Champagner, Krimskoye und Wodka. Aufgeschnittenes Brot, mehrere Sorten Rohschinken fehlten ebenso wenig wie Früchte und Warmhalteplatten mit verschiedenen Speisen. Im Raum verteilt stand etwa ein Dutzend Menschen. Die Hälfte davon Männer, die einen in edles Tuch gehüllt, die anderen in der bekannten Windjacken-Jeans-Kombi. Alle trugen Golduhren und spitze Glanzlackschuhe. Die andere Hälfte waren Damen. Alle schlank und über 1,80 groß, mit Modellgesichtern und Beinen bis zum Boden. Ein wüstes Durcheinander aus Pelz, Pailletten, Rosarot und Cowboystiefeln machte klar, dass es sich bei ihnen um Russinnen handelte. Die schweren Golduhren waren durch Diamanten und D&G-Täschchen ersetzt.
    Boxer und Augenbraue drängten mich durch die Menge zur hinteren Wand. Während alle im Raum stehend aßen und tranken, war dort ein kleiner Tisch aufgebaut. An ihm saßen zwei Männer mit ihrer Damenbegleitung.
    Den einen kannte ich bereits, es war der Mann mit Geheimdienstausstrahlung. Er saß neben einem jüngeren Mann, der offensichtlich sein Chef war. Ende 30, Anfang 40 vielleicht. Sehr kurzes, blondes Haar, gut geschnittenes Gesicht. Der Mann stank förmlich nach Geld. Als Einziger von allen im Raum aß er nichts. Die beiden Damen am Tisch ähnelten den anderen im Raum, außer dass sie vielleicht von noch strahlenderer Schönheit waren. Während mich der Chef geflissentlich ignorierte und seinen Leuten beim Essen zusah, sprach mich der KGBler an. Seine blauen Augen funkelten lustig. »Herr Doktor, schön, dass Sie kommen konnten. Ich darf Sie einladen, sich am Büfett gütlich zu tun. Danach darf ich Sie in mein Arbeitszimmer bitten, wir haben einiges zu besprechen.«
    Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Heldenmut und ein paar witzige Sprüche, schließlich wollte ich ihn nicht vor seinem Boss blamieren. Das hätte nur meine Position in der nachfolgenden Verhandlung verschlechtert. Um was immer es auch gehen mochte. Also bedankte ich mich mit ein paar wohlgemeinten Worten und begab mich zum Büfett. Dort richtete ich mir einen Porzellanteller mit breitem Goldrand als Vorspeisenplatte her. Ein paar dünne Scheiben Roastbeef, eingelegte Pilze, warmes Brot und ein paar getrocknete Paradeiser. Von denen die Russen offensichtlich gar nichts hielten, denn sie waren noch unberührt geblieben. Dazu gönnte ich mir einen großen Wodka auf nüchternen Magen. Er war eiskalt und lief ölig die Speiseröhre hinunter. Mit Genuss leerte ich meinen Teller, ignorierte die Stimmen in meinem Kopf, die ›Henkersmahlzeit‹ flüsterten, und schöpfte mir eine Schale Consommé Double. Die Suppe war stark und heiß, eine von der Art, mit der man einen Gichtanfall provozieren kann. Danach machte ich mich über die heißen Hauptspeisen her, die das Niveau der vorhergehenden Speisen durchaus halten konnten. Bis zum Nachtisch kam ich nicht mehr, ich hätte gerne noch von der Crème Brulée und der Brombeertarte gekostet, als mich Augenbraue an der Schulter berührte und mich in eines der hinteren Zimmer führte.
     

III
    Der Raum war etwas größer als sechs mal vier Meter und sparsam eingerichtet. An der Fensterfront, die aus zwei großen, die vier Meter fast gänzlich ausmachenden Scheiben bestand, befand sich ein schwerer ebenhölzerner Schreibtisch. Diejenige der Längswände, die der Tür gegenüberlag, machte ein Bücherregal aus. Auf der anderen Seite des Schreibtischs war eine Tür, die vermutlich in eines der Badezimmer der Suite führte.
    Nachdem mich Augenbraue ins Zimmer geführt hatte, schloss er die gepolsterte Tür von außen. Zu beiden Seiten standen zwei der Ikeaschränke. Hinter dem Schreibtisch saß der harte Mann mit dem eisengrauen Haar. Er nippte an einem Teeglas und gebot mir mit einer Armbewegung,

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