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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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lautlosen Signale nickte er mit dem Kopf. Ich konnte die Reaktionen der beiden Türsteher zwar nicht direkt sehen, aber die Autorität seiner Gesten und der minimale Zeitabstand zwischen seinem Befehl und dem Öffnen der Tür zeigte mir, dass die beiden vermutlich auch auf einen Wink von ihm hin aus dem Fenster zu springen bereit gewesen wären. Wenn ich’s nicht schon gewusst hätte, hätte mir das einiges über ihn und seine Organisation verraten.
    30 Sekunden später hielten wir beide wohlgefüllte Teegläser mit Untertassen aus Porzellan, auf denen zwei Stück Würfelzucker lagen, in den Händen. Er ließ beide Zuckerstückchen in sein Teeglas fallen und rührte um. Ich nahm eines, tauchte es vorsichtig in die heiße Flüssigkeit und schob es mir in den Mund, wo ich es in meiner rechten Backe verstaute wie ein Hamster. Dann nahm ich den ersten Schluck. Ein Blitz der Erkenntnis huschte über sein Gesicht. »Sie waren schon mal im Iran?«
    »So wie Sie anscheinend auch.«
    Wir grinsten uns an. Mein Trick hatte funktioniert. Gemeinsamkeiten verbinden. Auch Gangster und Philologen. Aber nur dann, wenn besagte Philologen noch nie im Iran waren, dafür aber in ihrem Leben schon einige Bücher gelesen hatten.
    »Ich glaube weder, dass Sie wissen, wo sich der Papyrus befindet, noch dass Sie ihn in Ihrem Besitz haben. Übrigens, sagt man ›der‹ oder ›das‹ Papyrus?«
    »Ist beides möglich.«
    »Aber was ich glaube, ist, dass Sie uns helfen können, unser Eigentum zurückzuerhalten, mit einem Minimum an Aufwand und wesentlich unauffälliger, als wir das alleine regeln könnten.«
    »Und was schaut da für mich dabei heraus?«
    »Sie meinen, abgesehen davon, dass Sie intakt, mit allen Extremitäten und Genitalien, überleben?«
    »Genau. Das Leben ist sowieso eine Qual. Da müssen Sie schon noch was drauflegen.«
    »Wie ich höre, haben Sie im Zuge Ihrer Unternehmungen einen alten Freund und ehemaligen Geschäftspartner, mit dem nicht zu spaßen ist, verärgert. Da könnten wir Ihnen durchaus behilflich sein.«
    »Klingt gut. Aber was mir mehr am Herzen liegt, sind Antworten auf ein paar Fragen.«
    »Sie werden verstehen, dass wir nicht mit allem, was wir haben, von vornherein herausrücken können. Wo bliebe denn da die Motivation für Sie, Ihren Beitrag zu leisten. Motivation ist der Schlüssel zur Leistung und das Herz modernen Managements.«
    »Sie hören sich an wie ein Strategieberater für Großkonzerne.«
    »Was ist denn die Interessenvertretung, die ich repräsentiere, anderes als ein global agierender Konzern? Wir geben Leuten Arbeit und somit die Möglichkeit, sich ihre Brötchen zu verdienen, wir sorgen für die Sicherheit unserer loyalen Mitarbeiter. Solange es nur irgend möglich ist, befolgen wir die Gesetze und zahlen Steuern.«
    »Jetzt klingen Sie aber fast wie der Weihnachtsmann, respektive der Osterhase.«
    Schlagartig verdunkelte sich seine Miene. »Lassen Sie es gut sein, Herr Doktor, Sie verspielen sonst noch Ihren Kredit.«
    »Nüchtern betrachtet macht Ihr zweiter Anlauf auch nicht mehr Sinn als der erste. Ich bekomme, was ich will, wenn ich erledige, was Sie wollen. Da ich aber das, was ich von Ihnen will, brauche, um dasjenige zu erledigen, das Sie von mir wollen, haben wir uns schon wieder in einem viziösen Zirkel verfangen. «
    »Na gut, lassen Sie hören. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich Ihre Frage auch beantworten kann.«
    »Was hat es mit der Knarre auf sich, wofür haben Sie die gebraucht? Ich nehme nicht an, dass Sie sie nach Fingerabdrücken untersucht haben.«
    »Haben wir auch nicht.«
    »Für ballistische Untersuchungen wohl auch nicht?«
    »Nein, keineswegs. Ich sehe aber nicht ein, inwieweit Ihre Fragen mit unserem Papyrus und seinem Verbleib in Zusammenhang stehen.«
    »Es reicht auch, wenn ich das tue. Eine zweite Frage noch. Erzählen Sie mir ein bisschen was über das Fragment und seine Geschichte.«
    »Da sind doch Sie der Spezialist.«
    »Ich will ja auch nichts über die antiken und mediävistischen Verwicklungen erfahren, in die das Schriftstück involviert war. Ein Überblick über die letzten 100 Jahre würde mir vollkommen reichen.«
    »Was vor der Oktoberrevolution mit dem Papyrus los war, davon haben wir keine Kenntnis. Sicher ist, dass es irgendwann nach dem Bürgerkrieg in den erweiterten Beständen der Eremitage auftauchte. Ob es irgendwann ein Geschenk an die Romanows war oder ein Teil der Beute bei einem Feldzug gegen das Osmanische Reich, oder ob es

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