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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Mihailovic erledigt haben und dabei so ungeschickt vorgegangen sind, dass uns das Papyrus erneut entwischt ist.«
    »Das ist kein Kreuzverhör.«
    »Wie bitte?«
    »Vor Gericht sollte man nur Fragen stellen, deren Antwort man bereits kennt. Wir beide plaudern nur, da muss ich nicht nach etwas fragen, was ich schon weiß.«
    »In diesem Fall wissen Sie aber auch, wer den Papyrus hat.«
    »Es muss sich nicht um die gleiche Person handeln. Wenn ich recht habe, handelt es sich auch tatsächlich nicht um die gleiche Person. Aber ich denke, dass sie sich bei mir melden wird, im Laufe der nächsten Tage. So oder so. Dann verständige ich Sie umgehend. Es war ein nettes Gespräch, aber ich habe noch viel zu erledigen.«
    Ich stand auf und reichte ihm die Hand. Er schlug ein. Anschließend begleitete man mich zur Tür der Suite und warf mich höflich hinaus. Ich nahm den Lift, fuhr hinunter in die Lobby und wanderte am Ring entlang. Es war zwar grau, kalt und nass, aber in den letzten Tagen hatte ich mich an das schlechte Wetter gewöhnt und begann es richtig zu genießen.

IV
    Ich überquerte den Parkring und schlenderte ein wenig im Stadtpark umher. Dabei spielte ich mit den Möglichkeiten, die sich aus den mir bekannten Personen und ihren Interessen ergaben. Natürlich hatte ich in Gegenwart des Russen ein wenig übertrieben, definitiv wusste ich gar nichts über den Verbleib der wertvollen Schilfblätter und konnte auch gar nichts wissen. Schließlich gibt es immer Unbekannte in einer solchen Gleichung. Aber ich war mir doch recht sicher, wie sich die ganze Angelegenheit abgespielt hatte und was noch zu erwarten war. Nicht so sicher, dass ich die Seele meines Erstgeborenen darauf verwettet hätte, aber doch sicher genug, um seinen rechten Arm zu setzen. Glück für das arme Geschöpf, das wahrscheinlich niemals das Licht der Welt erblicken würde.
    Als ich genügend nachgedacht und mir dabei hinreichend kalte Füße geholt hatte, fischte ich mein Handy aus der Tasche und beschloss, noch ein wenig auf den Busch zu klopfen. Ich wählte Freds Nummer und nach dem ersten Klingelton nahm er ab. Da war jemand furchtbar neugierig.
    »Gruezi. Witt mit’m Alta schwätza?«
    »Servus. Ja, das wär mir recht. Wo und wann?«
    »Er hät grad gessa, danoch macht er an klina Spaziergang in Schönbrunn. Mir künntn üs in aner halben Stund dürt treffa.«
    »Gut, beim Haupteingang?«
    »Genau. Bis denn. Grueziwohl.«
    Wir legten auf. Eigentlich hatte ich auf ein warmes, gemütliches Kaffeehaus gehofft, aber wenn der alte Herr spazieren wollte, musste ich das auch tun. Ich ging durch den Stadtpark zur U-Bahn-Station gleichen Namens und bestieg dort die U4 Richtung Schönbrunn.
    In der U-Bahn war es schön warm, im sozialistischen Wien sind die Öffis nicht gezwungen, bei den Heizkosten zu sparen. Ich suchte mir einen Platz, setzte mich und döste fast augenblicklich ein. Um ein Haar wäre ich, in meinen Mantel gekuschelt, eine Station zu weit gefahren. Im letzten Moment sprang ich auf und rauschte an den stehenden Fahrgästen vorbei. In der offenen Tür wäre ich beinahe mit einer alten Dame zusammengestoßen, die sich mit ihrer Gehhilfe und ihrem kleinen Hündchen abplagte, in den Waggon zu kommen. Es gelang mir gerade noch auszuweichen und so zu verhindern, dass ich die Alte umstieß. Ihr Hündchen war nicht so glücklich. Es tat einen Fehltritt und geriet mit den Hinterbeinen in den Spalt zwischen U-Bahn und Bahnsteig. Wäre der Pudel nicht so überaus fett gewesen, er wäre als Ganzes in den Spalt geplumpst. Sofort machten sich die Fahrgäste daran, den kleinen Hund unter Ausrufen wie »Das arme Viecherl« oder »So ein Rowdie« und »Dass dem armen Hunderl bloß nix geschieht« den Kaniden zu retten.
    Die Alte stand daneben und war zwischen ihren Gefühlen der Sorge um ihren Hund und des blanken Hasses auf mich hin und her gerissen. Ich versuchte zwar, mich zu entschuldigen, aber der Zorn der Gerechten entlud sich nichtsdestotrotz über meinem Haupt. Daraufhin drehte ich mich um und ging. Hinter mir tobte die zornige Menge, bis sich die Tür schloss und der Zug an mir vorüberfuhr. Die alte Dame stand hinter dem Glas einer Tür und reckte mir grimmig ihren Mittelfinger entgegen. Dann verschwand sie mitsamt dem dahindonnernden Zug.
    Ein paar Minuten später stand ich vor dem Haupttor des Schlosses und wartete auf Bender und Fred.
    Ich lehnte neben dem schmiedeeisernen Tor und versuchte, alles im Blick zu behalten. Ganz traute ich den

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