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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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der ComServe-Typ?«
    »Genau.«
    »Lebt der noch?«
    »Wie manst?«
    »Naja, du sagst den Russen von mir, sie besuchen mich und ich komm mit mehr Glück als Verstand davon. Kurz darauf wollen sie noch was wissen und du erzählst ihnen von Mihailovic, darauf stirbt der, wär doch interessant zu wissen, ob der Berti noch am Leben ist.«
    »Woher kennst du denn seinen Namen?«
    »Mike, das werd ich dir nicht sagen, sonst gibt’s noch mehr Besuche. Also, was meinst du, lebt der Berti noch?«
    »Also gestern waren sie noch quietschfidel, er und seine Dulcinea.«
    »Gut. Ruf an und schau, wie’s ihnen geht, aber ganz unverdächtig.«
    Mittlerweile waren wir angekommen und ausgestiegen. Mike holte mit einer Hand sein Handy aus der Lederjacke, während er mit der anderen, seine unvermeidliche Bierdose haltend, versuchte, den Wagen abzuschließen. Als es endlich klappte, hatte ich bereits auf der anderen Straßenseite die Haustür aufgesperrt. Ohne auch nur ansatzweise nach links oder rechts zu schauen, überquerte er die Fahrbahn und trat ins Treppenhaus ein. Er telefonierte konzentriert.
    Inzwischen schloss ich meinen Briefkasten auf, er quoll über vor lauter Werbezusendungen und ich zog alle heraus, um sie in den Altpapiercontainer im Hof zu werfen. In letzter Sekunde fiel mir ein dünner Brief in hellbraunem Kuvert auf. Schnell ließ ich ihn in meine Manteltasche gleiten, während ich die Mülltonne schloss. Mike hatte telefoniert und nichts bemerkt. »Dem Berti geht’s leiwand. Keine Russen vorbeigekommen.«
    Innerlich atmete ich auf, versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen. »Dann bist du wenigstens an einem Tod nicht mit schuld.«
    »Komm, gehen wir zu mir, trinken ein Bier und hören Musik.«
    Da ich nichts Besseres vorhatte, gingen wir hinauf in seine Wohnung. Dort war es so unordentlich wie immer. Der Couchtisch war von einem Aschefilm überzogen, in den sich Reste von Nahrungsmitteln und Drogen mischten. Ansonsten war die Wohnung einfach mit allerlei Krempel vollgestopft, alles unordentlich und heruntergekommen. Seinem Wohnstil sah man es nicht an, dass er mit den Mädels ordentlich Geld verdiente. Während Mike am Kühlschrank zwei Bier holte, ließ ich mich auf die Couch plumpsen. Wenigstens war es warm.
    Als Mike zurückkam, hatte er sein Bier schon offen und hielt mir meins vor die Nase, während er im Stehen trank. »Was wüllstn hern?«
    »Mir egal.«
    »Gut, dann such ich was aus.« Mike stocherte in der Müllhalde, die er Plattensammlung nannte, herum. Dabei grunzte und schüttelte er den Kopf, bis er endlich gefunden hatte, wonach er suchte.
    »Is a praktisch ungespielte Originalpressung von ›Blind Faith‹. Echte Rarität, war nicht billig.« Er legte sie auf und die Band legte mit ›Had to cry today‹ los. Blind Faith war eines der kurzlebigen Projekte, an denen Eric Clapton in den 60ern nach Cream mitarbeitete. Das gleichnamige Debüt ist recht solide, ohne allerdings die ganz großen Momente. Ich wollte Mike nicht kränken und behielt das für mich.
    »Das war noch Sound.«
    »Mhm. Sag, Mike, hast du eine Ahnung, wem Slupetzky die Stücke von Bender verkauft hat?«
    »Dem Mihailovic.«
    »Und der?«
    »Keine Ahnung.«
    »Komm, streng deinen Brain an. Es geht um viel.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Komm schon, so schwer ist das doch nicht.«
    »Gut, ich war ein paarmal dabei, wenn Slupo und der Serbe die Sachen gemeinsam verscherbelt haben, aber ich kann mich an keine Namen erinnern. Mit de Gschleckten is es wie mit de Chinesara. Schaun alle gleich aus für mi.«
    Das führte zu nichts. Also saß ich brav da, machte artige Bemerkungen über den Sound und trank mein Bier aus. Zwischendurch schauten immer wieder ein paar von Mikes Mädchen vorbei, um ihm Geld vorbeizubringen, ein Näschen zu holen und ihm ein bisschen Honig um den Bart zu schmieren. In der Küche war immer eine Kanne mit heißem Kaffee aufgesetzt, an dem sich die Mädchen wärmen konnten. Schließlich war es draußen kalt und eine der Witterung angepasste Garderobe wäre dem Geschäft abträglich gewesen. Er hatte für jede ein freundliches Wort und einen aufmunternden Klaps auf den Hintern übrig.
    »Waaßt eh, i bin kaner von dene, wo ihre Mädels schlagen«, sagte er mit nicht wenig Stolz in der Stimme. Er nahm einen Schluck aus der Dose und lehnte sich zu mir herüber. Dabei schaute er, als wolle er mir eine tiefe Einsicht mitteilen. »Den ganzen Tag pudern is a ka Gschpaß.«
    Irgendwie schien er mit seiner Feststellung

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