Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
einfach jemanden wollte, auf dem er herumtrampeln konnte. All diese Gefühle waren wieder da, als Ajani seinen Dienstboten am Boden festhielt.
Das könnte ich sein.
Chloe wünschte, sie hätte ihre Waffe zurück. Töten war nicht einfach; aber es machte einem die Flucht leichter, wenn man wusste, dass man notfalls den Abzug drücken konnte.
Anscheinend hatte Ajani mit ihr gesprochen, während sie vor Angst erstarrt dagesessen hatte. »Chloe?«, fragte er.
Sie schluckte und sah zu ihm auf. »Ja?«
Er lächelte und versuchte, die fürsorgliche Fassade, die er beim Abendessen zur Schau gestellt hatte, zurückzugewinnen. »Anfang dieser Woche ist es in einem meiner Bergwerke zu einem Einsturz gekommen. Ich muss mit jemandem darüber sprechen.«
Ajani gab den Dienstboten frei, der regungslos liegen blieb, obwohl Ajani von ihm wegtrat. »Geh Daniel holen.«
Der Mann eilte davon, und Ajani strich sich die Ärmel glatt, als hätte er sie bei seiner plötzlichen Aktivität verknittert.
Sekundenschnell kehrte der Diener mit Daniel im Schlepptau zurück.
»Nimm sie mit. Vielleicht ist es ihr ja eine Inspiration. Bis jetzt war ihre Leistung trotz meiner Aufmunterungen wenig beeindruckend«, erklärte Ajani, wandte ihnen den Rücken zu und ging.
»Kommen Sie mit«, sagte Daniel.
Im Hof hinter dem Haus standen zwei Uniformierte und zwischen ihnen ein Mann, der so verängstigt wirkte, wie sie sich fühlte.
Die beiden beobachteten sie erwartungsvoll. »Wenn Sie das fertigbringen, wird er Ihnen eher vertrauen«, erklärte Daniel.
Einen Moment lang starrte Chloe ihn an. »Was soll ich tun?«
Er streckte ihr einen Revolver entgegen.
»Ich soll ihn umbringen ?«, fragte sie.
»Ajani hat beschlossen, ein Exempel zu statuieren. Der Tod des Vorarbeiters wird die anderen motivieren, härter zu arbeiten.« Daniels Miene wirkte nicht wertend, aber er schreckte auch nicht zurück, wie Chloe es am liebsten getan hätte. Er gab einem der Uniformierten einen Wink, der daraufhin den Gefangenen zwang, sich hinzuknien. »Ajani tötet nicht selbst«, erklärte Daniel ihr. »Wenn irgend möglich, sieht er auch nicht dabei zu.«
Sie brachte kein Wort heraus.
»Nehmen Sie die Waffe, Chloe«, bat er leise. Der Blick, den er ihr zuwarf, wirkte flehend, als müsse sie unbedingt begreifen, dass hier nichts Schreckliches geschehen würde. Das Problem war nur, dass ein Mord wegen eines eingestürzten Bergwerkstunnels schrecklich war.
Chloe versuchte sich Umstände einfallen zu lassen, unter denen dieser Mord nicht abscheulich gewesen wäre. Vielleicht, wenn Ajani den Mann für schlampige Arbeit bestrafte, die Leben gekostet oder Wasser vergiftet hatte. Oder der Vorarbeiter hatte den Tunnel kaltschnäuzig und mit Absicht einstürzen lassen. Doch nichts davon war der Fall. Ajani hatte den Tod des Vorarbeiters befohlen, weil der Mann ihn Zeit und Geld gekostet hatte. Für ihn war das einfach ein normaler Geschäftsvorgang – und eine Lektion für sie, um sie zu »inspirieren«.
»Das kann ich nicht.« Kurz wandte Chloe dem Gefangenen den Rücken zu. »Sie brauchen das auch nicht zu tun, Daniel. Lassen Sie ihn einfach laufen. Wir können beide einfach weggehen und …«
Daniel trat um sie herum, zielte und schoss. Der Gefangene sackte mit einem Einschlussloch in der Stirn zu Boden.
»Sagt dem Boss, dass es erledigt ist«, sagte Daniel.
Sobald die beiden Männer ins Haus gegangen waren, wandte Daniel sich ihr zu. »Warten Sie hier.« Er warf einen Blick zu der Tür, durch die die zwei getreten waren, und senkte die Stimme. »Sie müssen härter werden, Chloe.«
Dann drehte Daniel sich um und ließ sie allein im Hof.
Neben einer Leiche zu warten, stand nicht besonders hoch oben auf ihrer Liste akzeptabler Pläne, daher folgte sie Daniel einen Moment später ins Haus. Doch Ajani verließ das Haus, gerade als sie eintreten wollte. Er hielt das Papier in der Hand, das sie bereits mehrfach vorgelesen hatte. Dann nahm er ihren Arm und führte sie zurück in den Hof zu der immer noch blutenden Leiche.
»Lesen Sie es noch einmal«, befahl Ajani und reichte ihr das Papier.
Während er sie mit einem merkwürdig erregten Blick ansah, nahm Chloe das Blatt und las den Text noch einmal laut vor.
Ich bin der Herr der Ewigkeit, der den Himmel durchquert.
Ich fürchte mich nicht in meinen Gliedern.
Ich werde das Land des Lichts öffnen, eintreten und darin wohnen.
Macht mir den Weg frei … Ich bin der, der an den Wachen vorbeischreitet …
Ich
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