Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Sekunden räumten sie ein, dass sie ein Stück Kette brauchte. Weder Kitty noch Jack machten eine Bemerkung über die Kette, die sie herbeiholten, obwohl sie genau zu den Kettengliedern passte, die noch um den Hals des Lindwurms lagen. Kitty und Jack waren vor einigen Jahren übereingekommen, dass diejenigen, die so stark unter Ajanis Unternehmungen gelitten hatten, ein wenig selektives Wegsehen verdienten. Die Bergleute standen ganz oben auf dieser Liste.
»Vermutlich könntet ihr das Tier nicht von hier wegbringen?«, fragte Kitty und richtete ihr Angebot an alle Bergleute, nicht einen im Besonderen. »Auch wenn es einen Tag oder so dauert, bis ihr Cozy erreicht, wird er die Verzögerung sicher übersehen, wenn er es dafür nicht abzuholen braucht.«
Das zustimmende Murmeln, das sie zur Antwort erhielt, war alles, was sie brauchte. Cozy war ein ruppiger Bastard, der nur zu gern bereit war, jahrhundertealte Traditionen zu ignorieren, um sich die Taschen mit Ajanis Geld vollzustopfen. Wie viele Lindwurmfarmer hatte er seine Preise so erhöht, dass Bergleute es sich nicht mehr leisten konnten, Lindwürmer auszuleihen und schon gar nicht zu kaufen. Ajani zog hohe Steuern von den Farmern ein, wenn sie Geschäfte mit anderen als den von ihm genehmigten Personen machten – und dazu gehörten die Bergleute nicht. Vor Jahren hatten sich die Bergleute geweigert, Ajani ihre familieneigenen Bergwerke zu verkaufen, und er hatte zurückgeschlagen, indem er ihnen systematisch die Arbeitsmittel verweigerte. Im Ergebnis verhungerten jetzt die Leute, die seit Generationen als Einzige ihren Lebensunterhalt in den Bergwerken verdienten und die sich körperlich an diese Arbeit angepasst hatten. Das bedeutete auch, dass sie gelegentlich ein paar der Lindwürmer freiließen, die sie nicht legal ausleihen konnten.
Kitty lächelte den Bergleuten zu und war froh, eine Lösung gefunden zu haben, die ihnen zugutekam. Es war kein Spaß gewesen, mit dem Tier zu kämpfen, aber sie konnte es ihnen nicht verübeln, dass sie nicht eingeschritten waren. Jetzt kam es darauf an, dass niemand verletzt worden war, Ajani ein wenig Profit einbüßen würde und die Bergleute sich daran erinnern würden, dass sie ihnen den Lindwurm ausgeliehen hatte – auch wenn sie ihn vorher schon gestohlen hatten.
Problem gelöst. Kitty hakte sich bei Jack ein, während sie gemächlich zum Lager zurückgingen. Erde und Staub, die im Wasteland unvermeidlich waren, schienen dicker als sonst zu sein – vielleicht klebten sie aber auch wegen des Weins stärker an ihr fest.
Sie hatten schon etwas mehr als eine Meile zurückgelegt, als Jack das Wort ergriff. »Es tut mir leid wegen Mary … und dass ich dich nicht hereingelassen habe, während sie … während ich gewartet habe.«
»Ihr Tod war nicht deine Schuld, aber nächstes Mal sag mir einfach, dass du mich hinauswirfst, statt Edgar deine schmutzige Arbeit machen zu lassen.« Kitty wusste, dass Mary auch für ihren Bruder wichtig gewesen war, aber er weinte nicht. Vor Jahren schon hatte er sie gelehrt, dass Tränen etwas für die Schwachen seien. Vielleicht hatte er sie deswegen nicht im Zelt haben wollen. Sie wusste, dass Mary verliebt in ihn gewesen war, aber sie war sich ziemlich sicher gewesen, dass er diese Gefühle nicht erwidert hatte. Falls ja, hatte er Mary nichts davon gesagt – und er sagte auch Kitty immer noch nichts davon.
Jack gab keine Antwort. »Wenn du dich schon entschuldigen willst«, setzte Kitty in dem Bestreben, einen unbeschwerteren Ton anzuschlagen, hinzu, »können wir darüber reden, dass du meinen Abend ruiniert hast. Das war deine Schuld.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nach deinem Weinbad und dem Tanz mit dem Lindwurm enttäuscht darüber warst zu gehen«, meinte Jack gedehnt. »Aus reiner Neugier, wie weit hast du gezählt, bevor du beschlossen hast, mich nicht zu schlagen?«
Sie machte sich nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass sie froh über sein Auftauchen war. Kitty gab noch nicht einmal zu, dass sie ihn zu einem Zug durch die Gemeinde eingeladen hätte, wenn das möglich gewesen wäre; denn sie wusste, dass er noch dringender eine Gelegenheit zum Dampfablassen brauchte als alle anderen in ihrer Gruppe. Stattdessen verdrehte sie die Augen. »Ich sag dir Bescheid, wenn es so weit ist«, gab sie zurück.
Jack lachte, und sie gingen in einträchtigem Schweigen zum Lager zurück.
»Ich könnte dabei sein, wenn die Frau aufwacht«, schlug Jack vor, als sie das Tor
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