Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
-Marshall im Westen unterschied: eine Menge Aufwand für sehr wenig Fortschritt.
Wenn möglich, warb Ajani die Arrivals ab und bot ihnen Stellungen in seiner Privatmiliz an. Statt ihre Fähigkeit, nach ihrem Tod wieder aufzuwachen, in ihrer neuen Welt für etwas Gutes einzusetzen, machte Ajani sie sich zu seinem persönlichen Vorteil zunutze. Jack tat sein Bestes, um seine Leute aus dem Sichtfeld Ajanis zu halten, aber irgendwann mussten sie sich alle mit ihm auseinandersetzen. Der Mann verursachte schon seit langer Zeit ständig Probleme im Wasteland. Er ignorierte mehr und mehr Traditionen, die althergebrachte Rangordnung und die Bloedzuiger-Etikette. Was er nicht kaufen konnte, stahl er. Wen er nicht überzeugen konnte, brachte er um. Wer zu Ajani ging, lebte ewig. Bis jetzt jedenfalls. Das verlieh ihm bei einigen der Wastelander eine fast gottähnliche Stellung – und erweckte den Eindruck, es sei unmöglich, ihn zu töten.
Aber Ajani würde wahrscheinlich keine Spuren in der Wüste hinterlassen. Zum Teufel, er würde sich kaum seine Maßschuhe schmutzig machen, indem er zu Fuß durch die Wüste ging. Aber Jack musste heute Nacht der Spur folgen, die sich vor ihm erstreckte. Als er vorhin mit Katherine ins Lager zurückgekehrt war, hatte er noch mehr von den Spuren entdeckt, die er gestern, als sie Chloe gefunden hatten, gesehen hatte. Sie waren sogar noch näher beim Lager. Wären es echte Spuren gewesen, hätte der Wind sie inzwischen verweht gehabt. Der Treibsand verhielt sich nicht wie Schlamm und bewahrte keine Abdrücke. Der Umstand, dass sie wiederholt in der Nähe des Lagers auftauchten und fest in den Sand eingeprägt waren, bedeutete, dass jemand auf sich aufmerksam machen wollte.
Jack ging in die Hocke, um die Abdrücke zu betrachten. Sie stammten von Stiefeln mit einem kräftigen Absatz und tiefem Profil. Wären die Abdrücke des inneren, gerundeten Rands nicht tiefer gewesen und die Schuhgröße kleiner, hätte er sie fast für seine eigenen halten können. Abgesehen von lästigen Menschen waren Bloedzuiger die einzigen Monster, die möglicherweise Schuhe tragen würden und in der Wüste lebten. Gestaltwandler würden sich auf Pfoten durch diese Landschaft fortbewegen, und weder Dämonen noch Geister hinterließen Fußabdrücke.
Misstrauisch folgte Jack der Spur, bis er das Wesen entdeckte, das die Einladung in den Sand geschrieben hatte. Der hagere, bleiche Garuda mit seinen viel zu roten Lippen und seinen zu stark hervortretenden Augen war der einzige Bloedzuiger, der Jack je ohne Hintergedanken aufgesucht hatte.
Garuda musterte ihn wie ein anspruchsvoller Esser seine Mahlzeit. »Ich sehe, dass du weiterhin gesund bist.«
Jack stieß ein unverbindliches Geräusch hervor und betrachtete das Gebiet um sie herum aufmerksam. Die Bloedzuiger hatten Traditionen, die beachtet werden mussten – Wasteland-Etikette sozusagen –, und bis diesen Traditionen gehuldigt worden war, konnten sie nicht zu dem Thema kommen, das hinter der Einladung steckte, welches es auch sein mochte. Jack konnte nichts sehen, beobachtete aber die Dunkelheit und wartete ab.
Garuda verrenkte sich auf einem Fels in eine unwahrscheinliche Stellung. Er knickte seine Arme und Beine in Winkeln ab, wie es kein Mensch vermocht hätte, und sah jetzt eher einer Gottesanbeterin ähnlich. Er neigte den Kopf und starrte in den Schatten links von Jack. Als Jack seinem Blick folgte, sprang ihn ein zweiter Bloedzuiger an. Jack hatte das schon so oft erlebt, dass er auch ohne Garudas Wink mit dem Zaunpfahl nicht aus der Ruhe geraten wäre. Reflexartig zog er die Waffe und schoss auf die geifernde Kreatur, bevor sie ihn erreichte.
»Wirklich? Ein Neugeborenes?«
Garuda zuckte mit den Achseln.
Ein zweiter Bloedzuiger griff Jack von hinten an und bewegte sich so schnell, dass er ihn erst bemerkte, als er schon die Zähne in das dicke Leder seiner Jacke geschlagen hatte. Über das Material rann Gift.
Jack stieß sein Messer in das weiche Fleisch unter dem Kinn des Wesens.
Es stieß ein schrilles Kreischen aus und krallte die eine Hand in den Messergriff, während es mit der anderen nach Jack ausholte. Mit der Zeit würde es ein richtiges Raubtier werden – falls es so lange überlebte. Doch einstweilen bestand es nur aus einem Haufen spindeldürrer Glieder und tropfender Fänge und war verpflichtet, seinem Herrn zu gehorchen.
Es sah Garuda an und wartete auf Befehle.
Garuda winkte es mit einer lässigen Bewegung seiner steckendürren
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