Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
finanziellen Mittel dazu hatten, wirkte Katherine ihre Zauber. Die meisten Wesen hüteten sich, die Schwelle zu übertreten, doch in der Gallows-Wüste gab es jede Menge Plünderer, sodass das Absperren notwendig war.
Die anderen Arrivals warteten, während sie ihren Spruch sagte. Bei einigen verriet die angespannte Haltung, wie schwer es war, mit Verrot im Blut still zu stehen.
Sobald Katherine fertig war, marschierte sie einfach in Richtung Gallows in die Wüste hinein. Die anderen Arrivals fassten ebenfalls Tritt. Edgar ging neben Katherine. Francis, Melody und Hector gingen hinter ihnen. Damit blieb für Chloe der Platz neben Jack übrig. Sie hatten sie alle in ihre Rangordnung auf dieser Welt aufgenommen. Ganz ähnlich wie bei allen anderen Gelegenheiten, bei denen das Team ein Ersatzmitglied aufgenommen hatte, hatten sie sich in die neue Dynamik eingefunden, weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Als Mary noch lebte, wäre sie mit Katherine oder mit Francis gegangen. Der Erste und der Letzte in der Reihe wären trotzdem Edgar und Jack gewesen, aber manchmal hatte Katherine den Trost durch Marys Anwesenheit gebraucht, um nicht das Gefühl zu haben, dass sie meist an vorderster Front gehen musste. Normalerweise ging niemand außer seiner Schwester neben Jack. Seltsamerweise stellte er trotzdem fest, dass er Chloe gern an seiner Seite hatte.
»Haltet die Waffen bereit«, rief Jack ihnen ins Gedächtnis, als sie sich weiter vom Lager entfernten. »Wir sind vorhin von Cynanthropen angegriffen worden.«
»So nahe beim Lager?«, fragte Francis.
Obwohl Melody absurderweise auf eine Kleidung achtete, die ihrer Meinung nach »ladylike« war – knielanger Rock und langärmlige Bluse –, stieß sie einen Laut aus, der einer Lady nicht würdig war. »Jack hatte schon vor uns Verrot getrunken, Starshine . So nahe war er gar nicht beim Lager.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass es vollkommen okay ist, wenn du mich Francis nennst«, murmelte Francis. Er wurde immer empfindlicher, wenn jemand den bizarren Namen benutzte, den er bei seiner Ankunft im Wasteland getragen hatte – und Jack konnte es ihm nicht verübeln. Starshine war wirklich ein merkwürdiger Name. Manchmal fragte er sich, wie sich wohl in der Welt, die er einst gekannt hatte, sowohl Francis’ »Hippies« als auch Edgars Prohibition entwickelt hatten. Vielleicht würde er Chloe nach der Welt fragen, die sie gekannt hatte, sobald sie nicht mehr in Ajanis Fadenkreuz standen.
Das Wasteland schien sich nicht so stark zu verändern wie die Welt, die sie alle einst ihre Heimat genannt hatten. Jack war sich nicht ganz sicher, warum sich Wandel hier so langsam vollzog, aber er war im Gespräch mit Garuda zu der Ansicht gelangt, dass es mit der durchschnittlichen Lebensdauer der Wastelander zu tun hatte. Die meisten Nichtmenschen lebten viel länger als Menschen, und sie waren ihnen zahlenmäßig weit überlegen.
Die Arrivals legten den größten Teil des Marsches nach Gallows ohne Zwischenfälle und ohne richtige Gespräche zurück. Chloe machte Bemerkungen über die Cynanthropen, die sie gesehen hatte, die Hütten der Siedler, die Kakteen, die wie die zu Hause waren, und die, die ganz anders aussahen. Der Blick auf das Wasteland durch ihre Augen erinnerte Jack daran, wie wunderschön und fremdartig er das alles während seiner ersten Jahre hier gefunden hatte. Die restlichen Mitglieder der Gruppe hatten mit dem intensiven Gefühl des Verrot in ihrem Blut zu tun – oder fürchteten Katherines Launen –, sodass ihre Bemerkungen keine echten Gespräche auslösten. Stattdessen wanderten die Arrivals schweigend und schnell durch die schroffe Landschaft.
Bald waren sie der Stadt so nahe, dass die Gebäude von Gallows zu erkennen waren. »Also, in Kansas sind wir eindeutig nicht«, murmelte Chloe leise.
Wie benommen ging Chloe an die Spitze der Gruppe. Auf einen Wink von Jack hin ließ der Rest der Gruppe sie durch. Dieses Mal lächelte er über ihr Staunen – und ihre Worte. Diesen Ausspruch hatten Hector und Melody nicht lange nach ihrer Ankunft hier bei verschiedenen Gelegenheiten getan. Es war eine Kleinigkeit, verstärkte jedoch seine Überzeugung, dass die Arrivals alle vom selben Ort stammten. In der Welt, die Jack gekannt hatte, waren Fotografien ein relativ neues Phänomen gewesen. Sie hatten die Daguerreotypien verdrängt, und er hatte gehört, dass Leute an der Ostküste schon realistisch wirkende Farbfotos gesehen hatten. Seit er im Wasteland lebte,
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