Arschloch!
das gleiche Gerät besitzen, will ich mir dieses einzigartige Handy zulegen. Damit sie endlich sieht, dass wir uns nicht auf dem gleichen Niveau befinden. Sie wird sich das bestimmt nicht leisten können. Die Lusche, selbst wenn sie meine Vorgesetzte ist.
Ich betrete den T-Punkt und entdecke einen Verkäufer, der irgendetwas von einem Vollidioten hat und einen billigen Nadelstreifenanzug trägt. Er fragt mich, ob er mir helfen könnte. Sicher. „Beraten Sie mich mal!“
Nach einer Stunde, in der ich mir sämtliche Tarif-und Handymodelle habe vorstellen lassen, weiß ich erst recht nicht, welches Gerät ich haben möchte, also verschwinde ich und überlege in aller Ruhe bei einem Milchkaffee im Diesel. Auch nach der Beratung in einem anderen Handyladen, bin ich nicht schlauer, ganz im Gegenteil, aber im dritten Laden habe ich die Faxen dicke und entscheide mich für das Gerät.
„Hey, kennen Sie schon unsere Tarifmodelle?“, fragt mich der Kerl, der so aussieht wie Udo Lindenberg und genauso spricht.
„Die interessieren mich nicht! Ich will bloß das Gerät haben!“
„Weißt du, Mann! Dann kostet es dich 229 Euro.“
„Ja und?“, sage ich und zücke meine EC-Karte hervor.
„O.K. O.K.“
Der Karton mit dem Handy landet neben der neuen Jeans und gleich im Anschluss setze ich mich ins Café Extrablatt, bestelle mir einen Wodka Redbull und versuche, mein Handy mit Hilfe der Anleitung besser kennenzulernen. Als ich den Kellner, der irgendetwas von Collin Farrell hat, um die Rechnung bitte, sagt er: „Das gleiche Handy habe ich auch! Ist ein cooles Gerät!“
Zuhause entdecke ich in meinem Briefkasten eine Werbebroschüre eines Möbelhauses, bei der ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie die Leute aussehen, die sich solche Sachen in ihre Wohnung stellen, und einen Brief der Stadt. Ich laufe hoch und vor meiner Wohnungstür liegt ein Paket. Ich hebe es auf und betrete meine Wohnung. Alles ist wieder sauber und duftet nach Putzmitteln. Mounia hat gute Arbeit geleistet. Ich lege meine Sachen ab, schalte den Fernseher ein und laufe rüber in die Küche wo ich mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank nehme. Ich öffne die Dose, es zischt kurz, dann setze ich das Aluminium an meine Lippen. Der erste Schluck läuft mir in den Rachen, es schmeckt wunderbar, und ich komme mir vor wie in einem Cola light Werbespot, nur dass ich keine Cola light trinke, sondern die normale, die mit richtig vielen Kalorien. Als ich meine Augen wieder öffne, entdecke ich einen kleinen Post-it Zettel auf dem Küchentisch. Ich reiße ihn ab. Mounia hat ihre Stunden aufgeschrieben. Sie hat heute fünf Stunden lang geputzt. Ansonsten braucht sie immer bloß zwei. Gut, dass ich sie dazu überreden konnte, ihre Putzkraft zu spenden.
Ich nehme die Cola Dose und das Paket mit ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher ein und setze mich auf mein schwarzes Ledersofa. Es läuft eine Reportage über den Karneval in Rio. Die kenne ich noch gar nicht. In einer Werbeunterbrechung fällt mir der Brief ein. Ich gehe rüber in die Küche, reiße den Umschlag auf und lese ihn auf dem Rückweg ins Wohnzimmer durch. Es ist ein Bußgeldbescheid. Ich muss innerhalb der nächsten 14 Tage 80 Euro auf das angegebene Konto überweisen. Drei Punkte in Flensburg bekomme ich auch noch. Und das bloß, weil ich angeblich 57 in einer 30er Zone gefahren sein soll. So ein Scheiß.
Während im Fernsehen für eine neue Soap geworben wird, fahre ich meinen Laptop hoch und starte das Internetbanking. Gott sei Dank ist durch die Spendenparty genug Geld für solche Zwischenfälle rumgekommen, so dass es mich keinen eigenen Cent kostet. Die Sauftour wird sich auf ein paar Wodka Redbull beschränken und aus dem Puffbesuch wird leider nichts. Aber es gibt Schlimmeres. Ich überweise das Geld, logge mich aus und dann geht die Reportage auch schon weiter. Bald ist auch hier Karneval und irgendeine besoffene Fotze werde ich schon abschleppen. Dafür gibt‘s den Karneval ja. Ich öffne das Paket und entnehme das Kostüm, das ich mir vor ein paar Tagen im Internet bestellt habe. Mit dieser Verkleidung bin ich bestimmt ein Hingucker. Mal sehen, ob noch andere so rumlaufen werden wie ich. Aber ich bezweifele es. Das traut sich keiner.
07.02.2005
Ich laufe die Säulen am Prinzipalmarkt entlang, vorbei an der Lambertikirche, unter den Käfigen der Wiedertäufer entlang, über den alten Fischmarkt bis zum Schwarzen Schaf und suche meinen Bombengürtel nach ein paar Spirituosen ab.
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