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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauricio Borinski
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ruft mir Michael zu, als ich in der Tür der Marketingabteilung stehe. Im Büro ist vielleicht was los. Ich gehe an Scheinwerfern vorbei, über Kabel hinweg zu ihm und reiche ihm meine Hand.
    „Die Fotografin ist gleich fertig. Sie ist grad drüben bei der Chefassistenz und muss noch ein paar Aufnahmen eines Schreibtisches machen. So eine auf der man den Monitor, die Tastatur und das Telefon sieht. Die brauchen wir für unseren Katalog.“
    „Alles klar!“, sage ich und entdecke in seinem Gesicht eine große Ähnlichkeit mit Sean Penn.
    „Und wie läuft die Produktion des Katalogs?“
    „Ist stressig, aber wir liegen ganz gut in der Zeit.“
    „Bei uns wird es erst stressig, wenn das Update beim Kunden ist.“
    „Das wollen wir doch hoffen!“
    „Ja, natürlich!“ Ganz bestimmt freue ich mich auf den Kundenansturm. Da kannste aber einen drauf lassen. Die Zeit, in der das Telefon pausenlos klingelt, ist mir die liebste. Ich kriege das Kotzen, wenn ich an die bescheuerten Kunden denke.
    Die Fotografin betritt das Büro. Sie sieht fast so aus wie Audrey Totou. Sie wird von Carmen Wolf, einer Mitarbeiterin, die unglaubliche Ähnlichkeit mit Liz Hurley hat und einer anderen Frau begleitet, die ich nicht kenne, mich aber an Sandra Bullock erinnert. Michael stellt mich vor und ich reiche der Fotografin und ihrer Assistentin die Hand.
    „Hallo! Hallo!“
    „Hi! Wir müssen noch eben kurz ein paar Sachen machen, aber dann können wir gleich anfangen! Michaela, kannst du ihn bitte schminken?“
    Die Assistentin nickt und greift nach ihrem Schminkkoffer. Dann wischt sie mir mit einem kleinen Schwamm über die Wangen, die Augen und die Stirn. Nach dreißig Sekunden bin ich fertig, aber immer noch nicht an der Reihe. Ich stecke mir eine Zigarette an und schaue dabei zu, wie sie Aufnahmen von einem Laserdrucker machen, der grade eine Rechnung druckt. Ich bin echt gespannt wie das wird, denn ich weiß nicht genau, welches Motiv wir machen. Vielleicht so eine Pose von vorn, als wäre man in Bewegung, mit einem breiten freundlichen Grinsen. Oder vielleicht eine ernste Variante, bei der ich ein Headset trage und so tue, als würde ich einem Kunden bei einem schwierigen Problem helfen.
    „So jetzt können wir! Setz‘ dich mal dort hin!“, sagt die Fotografin und deutet auf den Schreibtisch im Rampenlicht. Ich setze mich auf den Drehstuhl, setze mir ein Bluetooth-Headset auf, mit dem wir überhaupt nicht arbeiten, lege eine Hand auf die Tastatur und eine auf die Maus, blicke zum Monitor, mache so einen Übungslook und warte auf die Anweisung. Let the show begin. Es klickt und blitzt drei Mal. Die ersten Probeaufnahmen.
    „Was soll ich machen?“, frage ich die Fotografin.
    „Nichts. Danke, das war‘s schon. Wir sind fertig.“
    „Schon fertig?“, frage ich verwundert. „Das war‘s?“
    „Wir machen am Fax weiter!“, ruft sie ihrer Assistentin zu, ohne mir Beachtung zu schenken. Das ging schneller als an einem Foto-Automaten.
    „Vielen Dank!“, sagt Michael. „Du kannst jetzt wieder rübergehen!“
    21.02.2005
    „Wie sieht es eigentlich mit einer Spendenquittung aus?“, fragt mich Thomas.
    „Glaubst du mir nicht, dass ich das Geld gespendet habe, ne?“
    „Wenn ich eine Quittung sehe, dann schon!“
    „O.K. Kleinen Moment.“
    Endlich fragt mal einer nach. Ich habe schon gedacht, all die Arbeit am Computer sei umsonst gewesen. Ich laufe an meinen Platz und suche in meiner Bag nach der Quittung. Sie liegt ein wenig zerknittert, neben Schokoriegeln, Kugelschreibern und Kondomen. Ich nehme sie vorsichtig raus, gehe damit zu Thomas und knalle sie ihm auf den Tisch.
    „Damit du mir glaubst!“
    Er ließt den Schrieb durch, sagt: „Alles klar!“ und reicht ihn mir zurück.
    Als ich zuhause bin, filme ich das Intro für meine FSK 18 Version, die für meinen Bruder bestimmt ist. Ich ziehe mir einen Kapuzenpullover, eine Baggy Pant und Skateschuhe an, lege eine dicke Goldkette mit dickem Kreuz, die ich mir vor kurzem im Internet bestellt habe um meinen Hals, binde mir ein rotes Durag, so ein Kondom für die Birne, um meinen Kopf und setze eine Sonnenbrille auf. Als ich einen Blick in den Spiegel werfe, sehe ich fast so aus wie Ali G. Ich montiere meine Kamera auf ihrem Stativ und starte Sidos >Arschficksong<, starte die Aufnahme und tanze so voll cool mit den Armen hin und her und mache es wie diese ganzen megakrassen Rapper in ihren geilen Hiphop-Videos. Yo check den Scheiß und so Yo! Yo! Du dumme bitch,

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