Arschloch!
euch fragen, ob ihr bereit wärt mir bei einer Einstellung behilflich zu sein!“
„Wieso machst du das?“, fragt Anne.
„Ist das immer noch für deine Freundin?“, fragt Melanie, die direkt neben mir steht und aussieht, wie eine originalgetreue Kopie von Marianne Rosenberg.
„Du hast eine Freundin? Mit dir hält es eine aus?“, sagt Anne.
„Ja, kannst du mal sehen!“
Und hält es irgendwer mit dir aus? Nee, bestimmt nicht.
„Also gut! Macht das! Aber beeilt euch! Wir müssen zurück an die Arbeit!“
„Klar. Ich hole eben meine Kamera!“
Ein paar Sekunden später ist alles fertig und wir positionieren uns halbkreisförmig im Mittelgang. Ich starte die Aufnahme. Dann können wir loslegen, aber leider wissen wir nicht worauf wir anstoßen sollen. Ein paar schlagen >auf unsere Firma vor<, andere >auf den Film<, wieder andere >auf ein glückliches Leben<, was viele >ganz gut finden<, mir aber nicht gefällt, noch nicht und deswegen schlage ich >auf mehr Hirn vor<. Unsere Welt wird beherrscht von Dummheit und ein wenig mehr Hirn würde uns sicherlich gut tun.
„Auf mehr Hirn?“, sagt Anne.
„Dass du auf so was kommst, finde ich super! Mehr Hirn würde dir nicht schaden.“
Dir vor allen Dingen auch nicht!
Für einen Moment ist es im Callcenter ruhig. Du dämliche Drecksnutte. Du wirst schon noch sehen, was du von deinen Scherzen hast. Dir werde ich es schon zeigen. Darauf kannste einen lassen. Nach ein paar Sekunden unterbricht Robert die Stille.
„Ja, dann lass uns auf unsere Firma, auf den Film, auf ein glückliches Leben und auf mehr Hirn trinken!“
„Jawohl! Mehr Hirn für unsere beschränkte Menschheit!“, sagt Thomas stößt sein Glas gegen meins, schaut mir aber nicht in die Augen. Dann trinkt er den ersten Schluck von seinem Milkshake und auch ich genieße meinen herrlichen Drink.
„Schmeckt super!“, sagt Robert.
„Wie hast du den gemacht?“
„Bloß Eis, Milch und Kakao!“, sage ich und schalte die Kamera aus. Eine Minute später liegt sie wieder in meiner Bag, direkt neben der Tupperdose, in der noch ein paar kleine Stücke Rinderhirn liegen.
„Miriam, du bist doch Praktikantin? Räum mal den Dreck weg!“, sage ich und setze mich an meinen Arbeitsplatz.
24.03.2005
Ich verbringe die Mittagspause mit Daniela und anstatt wie beinahe an jedem Tag in ein Restaurant zu gehen, kann ich sie dazu überreden, etwas mit mir zu filmen. Ich brauche mehr Filmmaterial. Viel mehr. Immer mehr. Und noch mehr.
„Ich würde gerne den Weg einer Bestellung aufnehmen!“, sage ich zu ihr.
„Wieso?“
„Na, für meine Freundin!“
„Und was willst du aufnehmen?“
„Ich möchte eine Bestellannahme filmen, dann soll sie direkt rüber ins Lager gebracht werden, wo sie dann verpackt wird. Dazu benötige ich deine Hilfe!“
„O.K. Dann lass uns das mal machen!“
„Hast du Lust?“
„Klar wieso nicht? Ist doch mal was anderes als immer nur irgendwo essen zu gehen!“
„Lass uns eine Pizza bestellen und dann drehen wir das schnell. Wenn wir fertig sind wird die Pizza bestimmt da sein!“
„Gute Idee!“
Ich nehme ihre Bestellung auf und rufe bei Joey‘s Pizzaservice an. Nachdem ich der Stimme, die irgendetwas von der Synchronstimme von George Clooney hat, in meinem Ohr meine Telefonnummer mitgeteilt und die Lieferadresse bestätigt habe, bestelle ich zwei Pizzen, eine Portion Pizzabrötchen mit Kräuterremoulade und einen Becher Eis. Die Lieferzeit beträgt eine halbe Stunde. Das sollte reichen.
Ich nehme meine Kamera und stelle sie neben Danielas Schreibtisch auf. Nach zehn Minuten in der Maske können wir endlich mit der fiktiven Bestellannahme beginnen.
„Lass dir irgendeinen Text einfallen! Du musst ein kurzes Selbstgespräch führen. Und das Lächeln nicht vergessen“, rufe ich ihr zu, als ich hinter meiner Kamera stehe und das Bild einstelle. Nach fünf Minuten haben wir die Szene im Kasten. Daniela hat einer Kundin ein Poster von Brad Pitt verkauft. Per Expressversand. Ganz schön clever. Jetzt muss die Rechnung natürlich sofort ausgedruckt und ins Lager gebracht werden. Ja, ja, so läuft das bei uns! Sie steht von ihrem Stuhl auf. Ich nehme die Kamera vom Stativ und dann geht es mit ihr zum Drucker. Dort gibt es gleich das erste Problem. Das Papier ist aus und muss erstmal nachgelegt werden. Voll cool, dass so eine Panne passiert. Damit hat niemand gerechnet, aber das macht das alles unglaublich authentisch und ich filme sie bei der dringenden Problembehebung,
Weitere Kostenlose Bücher