Arschloch!

gerade online befindet. Daniela leider nicht. Vielleicht war sie gestern aus. Weiß ja nicht, was sie den ganzen Tag so treibt. Ich wechsele die Identität und sehe, dass Anne online ist. Sie spricht mich an.
    mayday: 16.31.23
hallo dr. no. ich hoffe, Sie hatten einen geruhsames WE. waren Sie wählen? wählen ist das recht eines bürgers für etwas zu stimmen, dass nichts verändert. so scheint es jedenfalls.
    Heute sind Wahlen? Was für Wahlen?
    dr. no: 16.31.30
es scheint nicht nur so, es ist so. nein, ich war nicht wählen. doch lassen Sie uns von interessanteren dingen chatten. was machen Sie noch an diesem freien sonntag?
    mayday: 16.32.16
Sie haben recht, es gibt interessanteres als politik. ich werde mich ausruhen, einen tee trinken und vielleicht noch etwas stricken. stricken ist sehr beruhigend, wenn man es denn dann mal geschafft hat, sich etwas wolle zuzulegen. ich werde mich dabei auf die kommende woche vorbereiten. die arbeit ruft.
    dr. no: 16.32.34
bei wem tut sie es nicht?
    mayday: 16.32.41
wohl war, aber das ist nicht das problem. ich habe mich schon seit langem damit abgefunden, dass wir wie vieh gemästet wurden, um irgendwann, irgendwo, irgendeinen beruf auszuüben. da führt kein weg dran vorbei.
    dr. no: 16.32.52
aber was bedrückt Sie dann?
    mayday: 16.33.04
morgen bin ich wieder abteilungsleiterin. ich werde die zu erledigenden aufgaben verteilen und dafür den hass jedes mitarbeiters ernten, was verständlich ist, denn sie werden ja zum arbeiten gezwungen, zwar nicht von mir, aber für sie bin ich der wächter der hölle. obwohl dieser auch nur seinen job erledigen muss.
    dr. no: 16.33.32
welch ein graus!! L ich kann es nur zu gut nachvollziehen. sagen Sie mir bitte, was man machen kann?
    mayday: 16.33.44
mein liebster, ich kann nichts machen. ich bin die abteilungsleiterin. ich bekomme magenkrämpfe, wenn ich nur an ihre fiesen visagen denke.
    dr. no: 16.33.58
das ist nicht gut. Sie müssen etwas unternehmen!
    mayday: 16.34.06
aber dr. no. was soll ich machen? soll ich kündigen? und dann? was kommt dann? es ist überall dasselbe. früher oder später gleicht es sich überall. schließlich sind wir nur menschen mit den dazugehörigen unzulänglichkeiten und minderwertigkeitskomplexen.
    dr. no: 16.34.25
gibt es denn niemanden, den Sie um hilfe bitten können. jemanden, der Ihnen zur seite steht? niemanden, der Sie versteht?
    mayday: 16.34.30
es gibt einen, sein name lautet thomas. auf ihn ist verlass, er hat verstand, der den meisten anderen im laufe der zeit abhanden gekommen ist oder niemals da war, wo er eigentlich hingehört. unglücklicherweise hat er mehr als genug sorgen. er wurde von seiner freundin verlassen und hat das immer noch nicht überstanden. der arme kerl. immer trauert man den falschen nach und bis man dies merkt, vergehen nicht nur halbe sondern gelegentlich auch ganze ewigkeiten.
    dr. no: 16.34.54
und was ist mit anderen? er wird doch nicht der einzige sein, der ein wenig grips hat. dieser kollege, der den film dreht, so wie Sie es mir vor ein paar tagen berichteten, dieser scheint doch nett zu sein. können Sie ihn nicht um hilfe bitten?
    mayday: 16.35.08
sie denken da an moritz becker, jemand aus der spätschicht, sohn eines schönheitschirurgen und einer society lady, ich erinnere mich, dass ich Ihnen von ihm berichtet habe, aber glauben Sie mir, er ist der letzte mensch, dem ich mich anvertrauen und um hilfe bitten würde.
    dr. no: 16.35.29
doch nur weswegen? er scheint aus nobler gesellschaft zu stammen.
??
    mayday: 16.35.35
teurer dr. no., bezüglich dieses heuchlerischen geschöpfes kann ich nur eins sagen und wenn ich es sage, dann hoffe ich, dass Sie mir meinen rüden ton verzeihen. dieser zeitgenosse bekommt von seinen eltern zuviel zucker in den allerwertesten geblasen und hat nun deswegen nur noch fäkalien im hirn!
    01.06.2005
    Ich starte den Internet Explorer und logge mich als Carola in der Community ein, in der Millionen von Usern online sind. Ich nehme Thomas Profil >auric goldfinger< etwas genauer unter die Lupe. Sein momentanes Lebensmotto lautet: Er ist normal, er ist normal, er ist normaaal, jaja. Seine weiteren Details: Er ist Single. Macht viel Sport, liest viel, ist heterosexuell orientiert, wohnt in der lebenswertesten Stadt der Welt in der, seiner Aussage nach, besten aller möglichen Welten, ist vom Sternzeichen Jungfrau, will irgendwann einmal Kinder haben und arbeitet zurzeit leider in einem Callcenter. Wie uninteressant.