zu meinem Bohrhammer und öffne das gute Stück. Etwas mehr als 300 Euro befinden sich drin und bis auf die Scheine stecke ich alles in mein Portemonnaie. Gleich danach geht es mit einem Taxi zurück zur Party. Ich fühle mich wunderbar, als ich wieder in der WG erscheine, und während ich mir ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank nehme wird die Musik leiser gedreht und ich höre eine Durchsage des MCs.
„Die Kasse wurde geklaut! Leute, das war doch bestimmt ein Versehen, also rückt sie raus und alles ist cool!“ Nach ein paar Sekunden wird die Musik wieder lauter gedreht. Schon ist alles vergessen und die Party geht weiter.
14.05.2005
Ich fahre zum Media Markt und schaue mich nach den neusten Digitalkameras um, denn ich benötige eine, die ich bequem umhängen kann. Mit meiner Videokamera kann ich so nicht filmen. Ich muss sie mir unter die Achseln klemmen und das ist nicht grade angenehm. Außerdem leuchtet immer dieses rote Lämpchen und jeder sieht, dass ich aufnehme. Ich brauche etwas unauffälligeres und nach langem hin und her und intensiver Beratung entscheide ich mich für eine Kamera mit 5 Megapixeln. Eigentlich sollte ich mir diese im Internet bestellen. Ich bin ja nicht sau blöd, denn dort gibt es dieses Modell bestimmt billiger als hier im Media Markt, aber da ich in der letzten Woche so einfach an fremdes Geld gekommen bin, gönne ich mir mal den Luxus und kaufe die Kamera sofort. Als ich an der Kasse nur mit kleinen Scheinen bezahle, komme ich mir vor wie so ein Drogendealer am Hawerkamp, der immer nur kleine Geschäfte macht. Aber der Kassiererin ist es egal. Geld ist Geld. Und ich habe es auch nicht durch den illegalen Handel von Drogen verdient, sondern durch ehrliches Klauen.
Den Gurt, der im Lieferumfang der Kamera enthalten ist, stelle ich auf die größte Länge ein, dann lege ich die Kamera um und mache auf dem Parkplatz eine kurze Probeaufnahme. Der erste Test ist durchaus positiv. Die Kamera ist wie auf mein rosa T-Shirt und meine darunter liegende Brust genagelt. Es gibt nur zwei unangenehme Dinge: Das Bild ist schief und der Gurt ist zu kurz und drückt meine Schultern zusammen, so dass ich mich nicht uneingeschränkt bewegen kann. Aber egal. Ist auf jeden Fall schon mal besser als mit meiner Videokamera. Ich starte die Aufnahme, setze meine Sonnenbrille auf, hänge meine Bag um die Schultern und laufe ziellos durch die lebenswerteste Stadt der Welt. Mit knapp zwei Stunden mehr Filmmaterial lande ich zuhause in meiner Wohnung, in der ich den Film auf meinen Computer lade und gleichzeitig meine E-Mails checke. Mein Bruder hat mir geschrieben.
VON:
[email protected] AN:
[email protected] BETREFF: Zieh dir das rein!
Hi.
Siehe oben
Lieben Gruß
Sören
P.S.: Hast du die Nachrichten gesehen? Sie haben einen Internet-Pädophilen-Ring ausgehoben.
Ultrabrutale.wmf 1.74 Mb
Ich lade den Film runter und öffne ihn per Doppelklick. Es ist ein Film aus dem Krieg von neununddreißig bis fünfundvierzig. Über japanische Foltermethoden. Ein Soldat wird an einen Baum genagelt. Unter ihm wird ein Feuer entfacht, dann schneiden sie ihm die Hoden ab und ein Auge raus. Das sieht vielleicht geil aus.
Ich melde mich in meiner Community an, sehe, dass Daniela online ist, kontaktiere sie und erhalte kurze Zeit später eine Antwort. Sie hat ihrer Aussage nach nicht viel gemacht. Sie war auf einer Party, die war cool, aber ihr Arbeitskollege, der, den sie bis vor kurzem noch rattenscharf fand, hat sie ständig genervt. Er hat sich ständig an sie rangeschmissen. Fast so wie ein Hund an jedes Bein, das er finden kann, aber sie hat keine Lust mehr auf ihn. Sie kann ihn nicht riechen und seine Füße stinken bis zum Himmel. Sie hat ihre Meinung über ihn schnell geändert, aber da sie mit einer Freundin verabredet ist, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, kann sie mir außer den Stinkefüßen keinerlei Gründe nennen. Wir verabschieden uns mit einem >gehaben Sie sich wohl<.
Mein Handy klingelt gleich nachdem Daniela den Chat beendet hat. Es ist eine Kurzmitteilung von Michael.
„Heute hat meine Mutter Geburtstag. Sie wird 53.“
„Herzlichen Glückwunsch!“
lautet die Antwort, die ich ihm schicke. Gleichzeitig frage ich mich, wann meine Mutter überhaupt Geburtstag hat. Ich glaube irgendwann im November.
22.05.2005
Als ich zuhause ankomme, weiß ich nichts mit mir anzufangen, drum logge ich mich unter falschem Namen in meiner Community ein und schaue nach, wer sich