Arschloch!
Deswegen hat er bisher wohl auch nur 157 Profilaufrufe. Leider hat er sich in seinem Profil nicht viel Mühe gemacht, so dass man nicht besonders viel von ihm erfährt. Aber vielleicht gibt es auch nichts über diesen Idioten zu erfahren. Kann gut sein, wenn man bedenkt, wie langweilig er doch ist. Ich schaue nach, wann er das letzte Mal aktiv war. Am 30.05.2005 um 18.47. Das ist ja nicht lange her. Carola hinterlässt ihm eine Nachricht:
verehrter auric goldfinger, wann kann ich Sie mal online antreffen? mit freundlichsten grüßen Ihre mary goodnight J
Gleich danach begebe ich mich in einen anderen Chatroom in dem ich kurze Zeit später >Krilencu< kennenlerne, der im wahren Leben Harald heißt, 36 Jahre alt ist, aus Bergisch Gladbach kommt und trotz Promotion in den Naturwissenschaften arbeitslos ist. Er hat sich in Carolas Bild verliebt. Ich antworte ihm, dass er aufgrund seiner Arbeitslosigkeit leider nicht in Carolas Liga spielt, wünsche ihm aber dennoch viel Erfolg bei der zukünftigen Partnersuche.
08.06.2005
„Kannst du mir ein bisschen Geld leihen?“, fragt mich Thomas als er sich für seine Mittagspause fertigmacht.
„Nein!“
„Ich habe mein Portemonnaie nicht dabei und mir fehlt ein Euro, dann kann ich mir einen Döner kaufen!“
„Du brauchst einen Euro?“
„Ja!“
„O.K. Hab‘ ich!“, sage ich, schaue in meinem Portemonnaie nach, sammele den Kleinscheiß, den ich heute Morgen beim Bäcker zurückerhalten habe und gebe ihm einen Euro.
„Danke!“
„Kein Problem!“, sage ich und frage mich gleichzeitig, wann ich das Geld zurückbekomme.
Bis zum Ende der Mittagspause trage ich Annes E-Mailadresse in sämtliche Newsletter ein, die ich finden kann
15.06.2005
In der Mittagspause fahre ich zu einem Chinesen in dem ein tolles all-you-can-eat Buffet aufgebaut ist. Beim Anblick der wunderschön angerichteten Speisen überkommt mich die Gier und ich fange an zu fressen. Ente, Rind, Schwein, Huhn, alles vom Feinsten und man kann sich so oft bedienen, wie man will. Ich komme mir vor wie eine Bulimiekranke, die einen Fressanfall hat und nach dem Essen würde ich mir gerne einen Finger in den Hals schieben, weil ich so verdammte Magenschmerzen habe, aber irgendwie kann ich mich nicht dazu überwinden. Ich muss gebückt aus dem Restaurant gehen, so voll bin ich.
Gleich nach der Mittagspause muss ich erstmal ein bisschen Verdauen, einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und im Internet chatten. Arbeiten ist noch viel zu anstrengend, dazu habe ich einfach viel zu viel in mich hineingestopft. Das war aber auch lecker!
In meiner Community lerne ich >kissy suzuki< kennen. Eine Frau, die 31 Jahre alt ist, die 70er Jahre liebt und bei einer Körpergröße von 175 cm stolze 38 Kilogramm auf die Waage bringt. Für sie bin ich >oddjob<, 27, der ihr nach einem Blick auf ihr Profilfoto mitteilt, dass sie viel zu fett ist.
kissy suzuki: 14.28.19
endlich mal ein mensch mit verstand. das ist selten. ständig sagen mir diesen ekelerregend fetten leute, ich solle was essen.
oddjob: 14.28.27
ach ja, meine teuerste. die leute von heute haben ja keine ahnung, doch davon haben sie eine menge! hören Sie nicht auf diese banausen und deren hohles geschwätz! essen Sie nicht so viel. man weiß ja heutzutage schließlich gar nicht mehr, was man da überhaupt zu sich nimmt.
Soll sie sich doch die Seele aus dem Leib hungern oder kotzen!
Erst drei Stunden nach der Mittagspause kümmere ich mich wieder um den nächsten Kunden. Gleich nach der Bestellung sehe ich wie mein Zellennachbar Thomas schon früher Feierabend macht, weil er zu einem Arzttermin muss. Es ist schon eine Woche vergangen und die jämmerliche Tunte hat mir mein Geld immer noch nicht zurückgezahlt. Was für ein unverschämter Penner er doch ist. Aber so wird er mir nicht davonkommen. Das steht jetzt schon fest. So nicht! Das kann er vielleicht mit anderen machen, aber nicht mit mir. Und wenn er mir nicht so langsam mein Geld zurückzahlt, wird er schon sehen was er davon hat. Ich lasse mich doch nicht von so einer Schwuchtel wie ihm abziehen. Ich habe ihm doch nichts getan!!
Ich mache um kurz nach 18.00 Uhr Feierabend und fahre nach Hause. In meinem Briefkasten befinden sich ausnahmsweise mal zwei Umschläge. Und nur einer davon ist eine Rechnung. Aber auch beim anderen will man mein Geld. Es handelt sich um einen Spendenaufruf. Auf dem Umschlag steht:
Zeinabou schreit vor Schmerzen. Die grausame Krankheit Noma hat ihren Unterkiefer
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