Arschloch!

vielleicht eine Arbeit. So richtig do-it-youself mäßig. Krumm und schief waren die, überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was heute an den Kunden geschickt wird. Aber das machte nichts. Seine Artikel verkauften sich wie warme Semmeln. Wir alle schenken ihm Gehör und obwohl alles bestimmt nicht so witzig war, wie er es jetzt dargestellt, bepissen sich alle vor Lachen. Ich natürlich auch. Will ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen.
    Ein paar Bier später gehe ich zu Thomas, der direkt neben einer Box steht und auf die Tanzfläche starrt auf der, neben ein paar anderen Mitarbeitern aus dem Lager und dem Großhandel, auch Yasmin tanzt. Auf der Tanzfläche ist es gut gefüllt und sie und ein paar geile Kolleginnen aus der Buchhaltung schwingen ihre Ärsche.
    Ich werfe meinen Blick auf Yasmin. Jetzt tanzt sie mit meinem Chef, der jung, attraktiv, reich, erfolgreich und unverheiratet ist. Ich würde gerne mal wissen, ob man auf den Videos der Überwachungskamera sehen kann, wie die beiden es in seinem Büro treiben. Auf seinem riesigen Schreibtisch oder seiner riesigen Couchgarnitur oder vielleicht vor dem Retrodesign-Kühlschrank, in dem das Koks lagert.
    Thomas spricht mich auf eine Zigarette an. Aber ich habe keine für ihn übrig, obwohl meine Schachtel noch gut gefüllt ist.
    „Ich habe eine Reportage über den Chaoseffekt gesehen! Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Tokio kann einen Hurrikan im Golf von Mexiko auslösen.“
    „Das habe ich auch schon mal gehört.“
    Ich trinke noch einen Schluck von meinem schal gewordenen Bier und stelle die Flasche in eine Ecke neben der Box. Das schmeckt einfach zum Kotzen. In dem Moment, in dem ich mich kurz bücke, spüre ich wie ein Furz nach Freiheit lechzt. Die ganzen Zwiebeln vom Döner heute Mittag machen sich bemerkbar und ich muss mein Ventil öffnen. Da wir direkt neben einer Box stehen bemerkt niemand, dass ich einen richtig dicken Brummer in die Welt setze. Wenn ein Schmetterling einen Orkan auslösen kann, bin ich gespannt darauf, was auf meinen Furz folgt.
    28.08.2005
    Sintflutartiger Regen und 300 Stundenkilometer schneller Wind. Bäume, die wie Streichhölzer umknicken. Dächer, die abreißen. Straßen, die überfluten. Dämme, die brechen. >Katrina<, der auf Kategorie 5 eingestufte tropische Wirbelsturm trifft auf die Südostküste der USA. Die Einwohner von New Orleans flüchten sich in Richtung Norden oder sind im Superdome untergebracht. Laut Chaostheorie, die mich dank der Wiederholungen in der Nacht die ganze letzte Woche beschäftigte, besteht beinahe ein kausaler Zusammenhang zwischen meinem Furz am Samstagabend unter sternenklarem Himmel und dem Hurrikan >Katrina<. Endlich passiert mal wieder etwas. Da wird sicher wieder was zu holen sein und bereits während des RTL-Newsberichtes kommt mir die Idee zur nächsten Spendenoffensive. Glücklicherweise passen meine künstlichen Palmen zum Katastrophengebiet, womit meine Investitionskosten für Dekoration minimal sind. Das ist doch schon mal nicht schlecht. Vielleicht kann ich mir aus den Spenden mein Powerbook finanzieren.
    Auf dem Weg zurück in meine Wohnung, klingelt mein Handy. Mit einer Hand am Lenkrad öffne ich den Posteingang und sehe, dass Michael mir eine Kurzmitteilung geschickt hat.
    „Wusstest Du, dass Johann Wolfgang von Goethe heute vor 256 Jahren in Frankfurt am Main geboren wurde?“
    Ich antworte ihm nicht, sondern lege mein Handy auf den Beifahrersitz und fahre weiter. Wer war denn noch mal Goethe? Ach, was weiß ich. Ist mir doch egal. Aber ich weiß, wer Ronald McDonald ist.
    Ich fahre zum Minimal und decke mich mit Tiefkühlprodukten, Cola Dosen und Schweinskopfsülze ein, dann geht‘s ab nach Hause, wo ich mich sofort vor meinen Laptop hocke und mich ins Internet begebe. Ich checke meine E-Mails ab. In meinem Posteingang entdecke ich eine E-Mail von meinem Bruder. Ich klicke auf den Link.
    VON: [email protected]
    AN: [email protected]
    BETREFF: Lieben Gruß
    Hi Moritz,
    alles klar bei Dir? Lieben Gruß und viel Spaß mit dem Film.
    Hau rein.
    Sören
    P.S.: Hast du die Nachrichten gesehen? Sie haben einen Internet-Pädophilen-Ring ausgehoben.
    Petieze.wmf 25.9 mb
    In dem Film sieht man eine alte Frau, eine Ladenbesitzerin, die von einem Haufen Männer unter lautem Gelächter zusammengekickt wird. Die Kerle brechen ihren Laden auf und stecken ihn in Brand und dann sieht man, wie die kreischende Frau versucht, aus den Flammen herauszukommen, aber weil