Arschloch!
angenommen habe, erhöhe ich schrittweise den Kreditbetrag bis ich irgendwann bei 20.000 Euro lande. Über eine Laufzeit von 84 Monaten kann ich mir das leisten. Wie hoch die Zinsen sind, kann mir aber nicht mitgeteilt werden, denn das ist vom individuellen Angebot abhängig, aber so viel wird das schon nicht sein. Falls es hart auf hart kommt, dann habe ich immer noch meinen Vater, der sich mit Silikon, Botox, Hyaluronsäure und Fettabsaugen eine goldene Nase verdient. Zudem wird es – spätestens, wenn ich den Abteilungsleiterposten innehabe - im nächsten Jahr eine Lohnerhöhung geben.
Ein paar Minuten später schicke ich die komplett ausgefüllte Online-Kreditanfrage an die Bank. Das wird bestimmt cool, wenn das Geld da ist. Gut gelaunt begebe ich mich in meine Community und chatte, mit einer 23-jährigen Frau, die sich >miss taro< nennt, Network-Marketing mit Aloe Vera Produkten betreibt und laut ihrer Aussage Handyfetischistin ist. Handyfetischistin? Ich hake kurz nach und bitte sie um eine genauere Definition ihres Fetischs.
miss taro: 21.57.32
lieber james. mein herz schlägt für mobiltelefone aus finnischer produktion, mit starker vibrationsfunktion. die sind der allerneueste schrei.
james bond 0007: 21.57.39
wann treffen Sie sich mit mir? ich habe eine riesenauswahl in meinen vitrinen, diese wird Ihnen sicherlich zusagen und zu alledem habe ich mir grade ein neues besorgt, das Ihnen mit sicherheit gefallen wird.
30.09.2005
Als ich nach der Mittagspause wieder im Büro eintreffe und den neuen Arbeitsplan ans Schwarze Brett hefte, entdecke ich einen neuen Aushang der Marketingabteilung. Es wird wieder ein Freiwilliger für den Katalog gesucht. Dieses Mal für den Hauptkatalog. Die Redaktion plant einen kurzen Bericht über die Arbeit hinter den Kulissen und sucht aus jeder Abteilung einen Mitarbeiter. Bisher hat sich noch niemand in die Liste eingetragen. Ja, dann wird‘s aber höchste Zeit. Ich trage mich ein, laufe langsam zurück an meinen Schreibtisch, setze mein Headset auf, nehme den Hörer ab und knalle ihn sofort wieder hin, da ich keine Lust habe, mit Kunden zu sprechen. Ich setze mich auf meinen Drehstuhl, stecke eine Zigarette an und surfe im Internet. In meinem Posteingang befindet sich eine E-Mail der Kreditbank. Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten, um mir ein Angebot erstellen zu können: meine aktuelle Anschrift, das Eintrittsdatum in mein aktuelles Beschäftigungsverhältnis bzw. meinen Renten-oder Pensionsbeginn, meine Gehaltsabrechnung bzw. Renten-oder Pensionsbescheid, meine monatlichen Verpflichtungen, meine Bankverbindung und meine Kreditdaten, wenn bestehende Kredite abgelöst werden sollen.
Ich beende die Arbeit und bevor ich aus dem Großraumbüro trete, werfe ich noch einen Blick auf das Schwarze Brett. Jetzt steht noch ein zweiter Bewerber drauf. Thomas Blender hat sich in die Liste eingetragen. Naja, den nehmen sie bestimmt nicht. In Gedanken gehe ich meine Antworten auf die imaginären Fragen durch.
Als ich vor dem Fahrstuhl stehe und über die Frage: „Was ist das Besondere an der Arbeit bei Lift?“ nachdenke, schreitet Yasmin an mir vorbei.
„Hi Yasmin!“
„Hi!“
„Wie geht‘s?“
„Gut!“
„Unterwegs ins Callcenter?“
„Ich muss den Aushang wieder zurückholen!“
„Ah, der Aushang. Ich habe mich eingetragen!“
„Also ich habe damit nichts zu tun. Die aus der Marketingabteilung entscheiden, wen sie für die Interviews auswählen.“
„Kannst ein gutes Wort für mich einlegen!“
„Sicher!“
„Und wann bekommen wir Bescheid?“
Die Fahrstuhltür öffnet sich. Niemand kommt raus.
„Das dauert sicherlich noch ein paar Tage! Ganz genau weiß ich es nicht “, sagt sie, während ich den Fahrstuhl betrete.
„Alles klar.“ Ich betätigte den E-Knopf.
„Schönen Feierabend!“, wünscht sie mir und die Fahrstuhltür schließt sich.
Ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Als meine Bekanntschaft, die in natura irgendetwas von Lady Bitch Ray hat, vor mir steht und mich mit zwei Bussis begrüßt, bin ich überrascht. Meine Verabredung ist äußerst attraktiv. Rattenscharf sozusagen, auch wenn ihr Arsch ein wenig zu dick ist.
Wir fahren in meine Wohnung, setzen uns in mein Wohnzimmer und unterhalten uns über Mobiltelefone. Ich zeige ihr all meine bisherigen Modelle, die ich in der beleuchteten Glasvitrine auf kleinen Handysofas aufbewahre.
„Darf ich die mal anfassen?“, fragt sie mich.
„Klar.“
Ich entnehme die zwanzig
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