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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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immer. Es gab ihn mit und ohne Alkohol. Er wurde im großen Weinglas serviert und bestand aus verschiedenen Fruchtsäften in herber oder süßlicher Variante. Während uns aus dem Hintergrund noch die Stimme von Michael Bublé erreichte, kam uns aus dem Kästchen des vermeintlichen Revolutionsbildes eine liebliche Musik entgegen »Ja, solche Geschichten waren die Vorläufer der heutigen Pornofilme. Aber deutlich liebvoller, lustiger und spaßiger als das, was man heute so präsentiert bekommt.« Dann ging sie zu einem Bild auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich zwei Männer mit großen harten Gliedern beim Liebesakt vergnügten. »So, hier haben wir einen originalen Jean Cocteau. Cocteau hat dieses Bild gemalt, als er mit dem Balletttänzer Nijnsky eine Affäre hatte. Cocteau hat es sehr gut beherrscht, mit wenigen Strichen alles klar definiert und ästhetisch darzustellen.« Er hatte das Bild auch mit drei Strichen als Andeutung eines Vorhanges versehen, als Hinweis auf die Bühnenarbeit seines Geliebten. »Das Bild wurde in den 1933ern gemalt«, erklärte Manoun. »Jetzt gehen wir zu meinem Lieblingsbild. Das ist ein Bild von Gustav von Hildebrand. Das ist aus den 30er, 40er Jahren. Dem Maler ist es außerordentlich gut gelungen das Emotionale in diesem Gesicht festzuhalten. Es ist traurig, es ist wütend, es ist verzweifelt, auch trotzig, es ist irgendwie auch gelangweilt. Das Gesicht ist sehr feminin, die Gliedmaßen dagegen maskulin. Es bleibt also dem Betrachter überlassen, was er wahrnimmt, was er hineininterpretiert.« Eng umschlungen stand das Paar. Der eine Mann von hinten in Mantel zu sehen und Hut und die androgyne Person, die ihn fest umklammerte und deren Gesicht eben jenen beschriebenen Ausdruck hatte. Es gab genau die Stimmung wieder, die Manoun beschrieb. »Vielleicht wollte der Maler auch damit ausdrücken, dass sowohl junge Männer als auch junge Mädchen in ein solches Unglück geraten können.«
    Ein nächstes Bild zeigte eine Art Wüstenlandschaft mit weißen Strichen, die das Bild auflockerten. »Dies ist das bekannteste, berühmteste und bedeutendste erotische Gemälde. Das, was bei mir hängt, ist eine Kopie. Das Original hängt im Musée d´Orsay in Paris. Vielleicht könnt ihr erahnen, was sich dahinter verbirgt. Auf den ersten Blick könnte es aber auch eine Landschaft sein.« L`Origine du monde – der Ursprung der Welt.« Manoun zog den Cache zur Seite und zum Vorschein kam eine Frau mit dunklem Schamhaar.
    »Dieses Bild wurde 1866 von einem türkischen Attaché bei Gustave Courbet in Auftrag gegeben. War natürlich damals ein Riesen-Skandal. So konnte es nicht an der Wand hängen. Gut, man hat einen Vorhang davor gemacht. Dieser Attaché war ein Spieler. Er hat sein letztes Hab und Gut verzockt und musste dieses Bild verkaufen, um Spielschulden zu bezahlen. Wer dieses Bild damals erworben hat, ist bis heute nicht bekannt. Man vermutet, dass es eine reiche ungarische Familie war, wissen tut es aber letztendlich keiner. Es war dann weg und ist erst hundert Jahre später wieder in Paris bei einem Psychoanalytiker aufgetaucht. Der hatte auch einen Vorhang davor. Jetzt hatte aber die Schwägerin von diesem Analytiker eine Affäre mit einem Maler. Man hat sich wahrscheinlich gedacht, das sei ein sehr authentisches, sehr lebendiges Bild. Es einfach so hinter einem Vorhang zu verstecken, ist nicht besonders attraktiv. Der Geliebte war der Maler André Masson und eben dieser hat den Cache dazu gemacht. Wir haben also zwei unterschiedliche Maler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten. Und Masson hat es ganz wunderbar übertragen. Courbet hat den Ursprung sehr landschaftlich bezogen gemalt. Es gibt Hügel, es gibt Täler und es ist sehr bewaldet. Wenn man sich Landschaftsbilder von Courbet anschaut und man genau hinschaut, dann kann man in einem Gebüsch oder in einer Baumkrone die Vagina wiederfinden.«
    Manoun zeichnete mit ihrer schmalen Hand mit ihren gepflegten rot lackierten Fingern den Schamhügel nach. Ein Schamhügel, der an einen dunklen, dicht gewachsenen Busch erinnerte.
    »In einer Hügellandschaft kann man diese Brüste wieder entdecken. Dieser Masson hat es einfach ganz, ganz toll gemacht, denn der hat es begriffen. Dieses Bild, diese Kopie hat unser Sir Andrew gemacht, der ebenso das ganze Lokal gestaltet hat. Es ist eine sehr gute Kopie von der Größe 1:1. Das Original hängt in einem Goldrahmen und ist von der Farbe etwas intensiver. Im Musée d`Orsay ist es offen und das

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