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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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beginnen.«, forderte uns Manoun auf und die kleine Gruppe folgte ihr nach vorne. Sie ging zu einem kleinen Kasten am Eingang, drehte den Schlüssel und öffnete die Türen. »Eine kleine französische Holzschnitzerei aus dem Jahr 1930. Der Priester und die Nonne.« Die Beiden lagen auf einem Schaukelstuhl und befriedigten sich gegenseitig mit dem Mund während sich der Schaukelstuhl in ihrem Takt bewegte. Eine absolut filigrane detailgetreue Darstellung. Nicht obszön, sondern einfach nur erheiternd und wirklich kunstvoll. Einige der Gäste lachten vergnügt, während sie dieser Darstellung zuschauten. »Und man beachte, woran ich ziehe«, zeigte sie uns den kleinen Holzpenis an einer Schnur, an dem man ziehen musste, um das Ganze in Bewegung zu halten. Wieder einige Lacher ob dieses süßen Details. Manoun lachte mit, schloss das Schränkchen und fragte: »Ist jemand sehr sensibel, was die Kirche betrifft?« Hier und da war ein »Nein« zu hören und Manoun ging weiter. »Nicht, dass jemand traumatisiert hier raus läuft.« Sie stellte sich vor das nächste Schränkchen. Es war aus Holz und ein Bild war zu sehen. Sie öffnete die beiden Türen: »Ein hochblasphemisches Bild: Satan am Kreuz. Ein belgischer Maler namens Felicien Rops. Rops war in der Malerei ähnlich, was de Sade in der Schriftstellerei war«, erklärte sie: »Sehr provokant, speziell, was die Kirche betrifft. Auch wenn man sich die Kreuzesinschrift anschaut. Das ist schon sehr, sehr heftig.« Sie deutete mit den Fingern nach oben auf die Inschrift.
    »Was steht da?«, wollte ich wissen, weil ich es nicht gut lesen konnte. »Belz, wie der Belzebub. Das Bild wurde 1862 gemalt und da war man natürlich nicht sehr amüsiert darüber wie man sich vorstellen kann. Aber es ist eine ganz hervorragende Arbeit und irgendwie find ich, es hat was.«, sagte sie voller Bewunderung und mit einem Lächeln auf dem Lippen. Vor uns hing ein Bild, der Satan am Kreuz vor feuerrotem Hintergrund. Der Satan mit einem erigierten großen Penis und vor ihm eine nackte Frau, mit einem schwarzen Strick um den Hals, die er mit seinen Füßen festhielt.
    »Was für ein Bild«, kommentierte der eine »Und das 1862.«, kommentierte ein anderer.
    Sie ging weiter. »So, dann machen wir es jetzt wieder ein bisschen freundlicher.« Und öffnete ein gegenüberliegendes Schränkchen aus hellbraunem Holz. »Das Schränkchen hier ist neu. Der Inhalt ist von 1801 und stellt euch jetzt vordergründig das vor: die französische Revolution.«, erklärte sie uns. »Wir haben hier die brennende Bastille.« Diese war in der Mitte im Hintergrund zu sehen. »Wir haben da das letzte Königspaar«, zeigte sie nach rechts. Das Bild war von unglaublicher Tiefe, die aussah als sei man direkt vor Ort. Die Farben waren dezent gehalten. Bäume umsäumten den Blick auf die Bastille. Rechts vor dem Hintergrund stand noch ein unschuldiges Paar.
    »Und so hing es anno 1801 bei wohlhabenden Menschen im Salon oder wo auch immer an der Wand und wenn der ganz intime Freundeskreis in geselliger Runde beieinander saß, dann gab es eine Kinovorführung.« Sie drehte rechts am Schränkchen und das ursprüngliche Bild verschwand rechts nach hinten und gab den Blick frei auf das illustre Geschehen. Es war ein buntes Treiben verschiedener Figuren, die in allerlei Liebesvergnügungen eingebunden waren. Vom einfachen Cunnilingus über Fellatio zum Geschlechtsakt und vorne saß noch immer das Königspaar und stand das junge Paar, aber statt auf die Bastille zu schauen, sahen sie dem Treiben zu und dazu wehte die französische Flagge mit der Aufschrift »Vive la Liberté«.
    »Vive la Sexolultion«, kommentierte einer der Gäste.
    Es klingelte und Manoun ging zur Tür, um zu öffnen. Ein Stammgast kam herein. Ernst, der als Frau namens Bernadette erschien. Ich hatte ihn noch nie als Mann gesehen. Aber als Frau war er eine höchst imposante Erscheinung. Heute hatte er eine rote Perücke gewählt, passend zum Kleid. Er war als Frau immer gut gekleidet, sehr feminin, damenhaft in seinen Bewegungen und auch in der Art, wie er redete. Er kam aus dem tiefsten holländischen Hinterland und war dort nur als Mann bekannt, so wie ich ihn nicht kannte. Als seine Frau gestorben war, fing er an, diesen Fetisch zu leben. Und diese Frau, die er dann lebte, war formvollendet.
    Manoun kam zurück und bat Bernadette um einen Moment Geduld. Gleich nach der Führung würde sie etwas zu trinken bekommen. Einen Transencocktail. Den nahm er fast

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