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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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selten gefiel mir ein Mann, aber wenn mir mal einer gefiel, dann wollte ich schon schnell eine körperliche Intimität. Doch hier hatte ich ja noch keine. »Wir lernen uns gerade erst kennen.«
    Wolker schaute mich an. Ich hatte ihm von Henry bisher noch nichts erzählt, was ihn sicherlich verwunderte. Umso erstaunter war er vermutlich, dass ich ihn mitgebracht hatte und hier halbnackt am Tisch saß.
    Hier war schließlich nicht der Club Fatale. Da würde er mich auch so antreffen können. Im Grunde zeigte ich gerne meinen Körper, der mir selbst gefiel, auch wenn ich keine Modelmaße hatte. Aber ich war sinnlich. Ich zeigte und lebte es und Männer reflektierten auf mich. Aber ich hatte mein Beuteschema und Wolker würde wissen, dass Henry genau meine Vorlieben bediente. Allein die Art, wie Henry sprach, dieses sehr gepflegte Hochdeutsch war mir immer sehr wichtig, auch wenn ich in meiner Freizeit oft eine hessische Attitüde in meiner Aussprache hatte. Als Sprecherin, dann musste ich hochdeutsch sprechen. Aber ich musste mich nicht mehr sprachlich so abgrenzen, wie ich es noch vor Jahren tat und wohl auch brauchte. Heute war ich gefestigt. Das kam mit den Jahren. Ich dachte nicht, dass sich etwas verändern würde, wenn man die Dreißig überschreitet. Aber es hatte sich etwas verändert. Ich wusste, wer ich bin und schien mich wirklich weiter entwickelt zu haben. Ein Zustand, der mir außerordentlich gut gefiel und das strahlte ich aus. Ich hatte nie Angst vor dieser magischen Zahl gehabt, auch wenn ich meine Mutter, als sie über dreißig war, schon als alt, meine Großmutter als sie über vierzig war, als uralt empfunden hatte.
    Vielleicht empfindet man sich selbst anders. Das Alter hat als junger Mensch noch keine Bedeutung und dann hat es oft einen Schrecken. Ein Dämon, der sich als völlig unsinnig herausstellt.
    Henry war bereits über vierzig. Eigentlich wollte ich keinen Mann in diesem Alter, schon gar keinen mit Kind. Ich würde nicht die Ersatzmama spielen. Bewusst hatte ich keine Kinder bekommen. Das war nie mein Ding und nie mein Wunsch gewesen. Nie habe ich das Verlangen gespürt, ein Kind in mir tragen zu wollen, auch wenn ich immer noch die Chance hatte, mich umzuentscheiden. Vielleicht war einfach noch nicht der richtige Mann in mein Leben getreten. Ein Mann, der mir so viel bedeutet, dass ich mir wünschen würde, einen neuen Menschen mit ihm zeugen zu wollen, der uns beide in sich trägt.
    Als Henry und ich uns kurz vor zwölf verabschiedeten, bat er mich um ein Treffen für nächste Wochenende.
    »Ich würde dann gerne mal zu dir kommen. Wenn du willst, machst du was zum Essen und zeigst mir mal deine Korsagen. Ich hätte gerne eine kleine Modenschau. Hast du Lust?«
    »Gerne koche ich für dich und die Korsagen zeige ich dir auch gern.«
    Dann müsste ich doch noch das eine Kilo abnehmen bis dahin, dachte ich mir. Ich hasste es, wenn ich geschürt war und keine Luft mehr zum Atmen hatte, weil mein Umfang es nicht zuließ.

    Am nächsten Tag hatte ich frei. Ich wollte nicht im Atelier arbeiten, hatte auch keinen Auftrag im Studio. Ich liebte es, meinen Tag einteilen zu können, wie ich es wollte. Das hieß auch ausschlafen, wenn ich es mir gönnte. Als ich zu Hause war, stöpselte ich meinen Festnetzanschluss aus und stellte mein Handy auf lautlos. So um halb zehn würde ich schon aufwachen. Ich rauchte noch eine Zigarette, putzte meine Zähne und ging ins Bett.
    Nach einer Stunde war ich leider wieder hellwach. Der Fernseher lief noch. Es gab noch eine Sendung, in der über Obduktionen und interessante Mordfälle berichtet wurde. Die mochte ich, auch wenn ich wusste, dass es gar nicht gut war, sie vor dem Einschlafen zu sehen. Aber in der letzten Zeit hatte ich immer diese Schlafprobleme. Wenn ich aufwachte, war ich so von Hunger getrieben, dass ich erst wieder einschlief, nachdem ich mir den Magen voll geschlagen hatte. Ich hatte schon immer einen Keksvorrat unter der unbenutzten Decke auf meiner Nebenseite, die seit Monaten niemand mehr benutzt hatte. Aber bald wollte Henry mich in Korsage sehen und ich musste dringend in den nächsten zwei Tagen noch ein Kilo abspecken. Das sah man bei meiner kleinen Größe immer sofort. Es war eine Quälerei. Ich hatte solchen Hunger. Wie würde ich einschlafen können, wenn ich jetzt nichts essen würde? Ich wusste es nicht. Vielleicht einfach nur ein bisschen Obst. Aber ich wusste, auch Obst setzt an. Durch den Fruchtzucker wandelt es sich in

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