Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
war ich bei ihm, aber er macht keinerlei Anstalten. Noch nicht einmal eine Andeutung. Keine längeren Küsse, keine einzige wirkliche Berührung.«
»Meinst du er hat noch eine andere?«
»Ich weiß nicht. Er ist geschäftlich viel unterwegs. Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe zwar nicht das Gefühl, aber irgendwas stimmt nicht. Ich weiß nur nicht was.«
»Vielleicht schätzt er dich nur einfach. Ins Bett geht es immer viel zu schnell. So könnt ihr schauen, ob es wirklich passt. Das ist doch gut so.«
»Aber wir haben uns in einem Erotikforum kennen gelernt. Das ist doch merkwürdig.«
»Liebelein, lass es doch einfach laufen. Genieß es, wenn es gut ist. Alles andere wird dann schon noch kommen.«
Manouns Worte waren beruhigend. Vielleicht war es einfach nur Wertschätzung. Endlich jemand, dem es nicht um nur die eine Sache ging. Dem ich als Person viel wichtiger war, die er kennen lernen wollte, als dass er zuerst nur sein Vergnügen haben wollte. Der Weg war eigentlich so, wie ich es mir immer gewünscht hatte, dennoch fühlte ich mich als Frau irgendwie unbegehrt.
»Sag, frierst du? Oder warum ziehst du deinen Schal so zu?«
»Wenn man von draußen reinkommt, ist es schon ziemlich kalt«, zog ich meinen Schal noch enger um mich herum.
»Ich habe die Lüftung etwas höher gestellt, weil gestern Zigarrenabend war und die Luft, als ich rein kam, immer noch zum Schneiden war. Aber ich geh mal in die Küche und stelle sie runter.«
Manoun ging nach hinten als es an der Tür klingelte.
Das sahen auch alle anderen Anwesenden an den optischen gelben Leuchten, die angingen, wenn geklingelt wurde.
Manoun machte immer selbst auf, schaute durch ein kleines Fenster an der Tür, ob der Gast auch willkommen war. Hier kam nicht jeder rein. Wenn sie kein gutes Gefühl hatte, oder wenn jemand nicht passend angezogen oder betrunken war, dann musste er draußen bleiben. Und das war gut so. Manoun ging zur Tür und kam mit Henry zurück. Beide kamen zu mir an den Tisch.
»Wollen wir hier bleiben oder willst du wieder nach vorne auf ein Sofa?«, fragte ich ihn.
»Bleiben wir hier.«
Er schaute mich an und lächelte. Ich hatte den Schal weggelegt, um ihm einen freien Blick auf meine wenig verhüllten Brüste zu geben. Er glitt mit seinen Augen über meinen fast nackten Oberkörper, freute sich augenscheinlich, dass ich seiner Bitte, nichts unter der Bluse zu tragen, nachgekommen war. Und ich freute mich, dass er es gleich wahrnahm.
Diesmal hatte er sich selbst eine Zigarre mitgebracht, sie war bereits angeschnitten. Er zündete sie sich an.
»Ich hätte gerne wieder den Rotwein.«
Nach und nach kamen neue Gäste und wir hatten einen wunderbaren Abend.
»Das hier ist alles wirklich mit einem solch erlesenen Geschmack eingerichtet. Wer kam denn auf die Idee, das hier so zu gestalten?«, wollte er von Manoun wissen.
»Mein Chef hat ein Faible dafür. Der sammelt schon seit ewigen Zeiten erotische Kunst. Und da hat es sich angeboten, das hier so einzurichten. Die Decken und Wandmalerei im vorderen Bereich hat alles unser Hauskünstler gemalt, Sir Andrew. Den wirst du kennenlernen, wenn du öfter kommst. Er kommt hier so in der Regel alle Woche mal rein, er lebt sonst außerhalb auf einem Schloss, das er schon etliche Jahre renoviert und immer noch nicht fertig ist.« Manoun stand auf. »Er hat mir zu meinem Geburtstag mal was ganz arg Schönes gemacht. Willst du mal sehen?«, fragte sie Henry. Ich war erleichtert. Er gefiel ihr. Dessen war ich mir sicher. Sie zeigte diese Schuhe immer nur dann, wenn sie jemanden mochte.
Sie holte sie aus der Küche. Pumps mit wunderbaren Motivbildern versehen. Manoun war da zu erkennen und bemalt waren die Schuhe wie ein Gemälde. Wirklich einzigartig. Er würde ein Vermögen damit verdienen können, wenn er sie auf Bestellung fertigen würde. Es gab mit Sicherheit einen Markt dafür. Aber Sir Andrew war mehr Künstler denn Geschäftsmann.
Auch Henry gefielen sie. Jeder, der sie sah, bewunderte sie. Sie waren ein ganz wunderbares Paar Unikate.
»Möchtest du denn gerne mal eine kleine Führung durch unsere erlesenen Kunstwerke?«, fragte sie Henry, der dies bejahte. Weitere Gäste, die inzwischen angekommen waren, schlossen sich der Führung an.
»Charlotte, kommst du auch mit?«, gab mir Henry seine Hand.
Ich hatte die Führung bereits einmal mitgemacht, hörte auch ganz oft im Hintergrund zu, wenn ich da war, aber ich schloss mich gerne an.
»Dann lasst uns mal vorne
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