Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
so einen lieben Mann habe«, erklärte Verena.
Ich hatte ihn bisher immer nur alleine wahrgenommen. Seine Frau war noch nie dabei gewesen. Er flirtete immer wieder gern. Ob das seine Frau wusste?
»Na ja, ihr Frauen lasst sonst ja auch kein gutes Haar an einem Mann«, meinte Wolker.
»Es ist ja auch blöd. Wenn ich abends weggehe, ist da kein Mann, mit dem ich mal wirklich ins Gespräch kommen kann. Die trauen sich ja nicht mal, den ersten Schritt zu machen«, gab Verena von sich.
»Die Männer haben es ja auch ungleich schwerer als die Frauen. Wir kommen uns schon ziemlich blöd vor, wenn wir eine Frau ansprechen und wir rüde zurückgewiesen werden. Ich kann da mal gern ein Beispiel geben. Ich war letzte Woche bei einer Veranstaltung. In der Roten Wand . Das kennst du, Charlotte. Da war, wie immer, wenig los. Und als ich zwei jüngere Frauen fragte, ob ich mich dazu setzen darf, habe ich nur ein abschätzendes »Ja« gehört und die haben mich während des kurzen Momentes, wo ich geblieben bin, keines Blickes gewürdigt. So ist das immer. Statt froh zu sein, dass man sich mit ihnen unterhalten will, mustern sie einen ab und behandeln die Männer oft wie Aussätzige«, meinte Wolker.
»Ach, die Männer können auch überhaupt nicht damit umgehen, wenn eine Frau ihnen auffordernde Signale sendet. Die Männer heute sind einfach schräg drauf. Entweder sie sind notgeil und gehen an alles oder sie machen einen auf Abstand.« Und Verena führte weiter fort: »Dann gehen auch noch etliche zu Huren, die dann für einen kleinen Hungerlohn ihren Körper verkaufen müssen.«
»Aber das ist ja heute nicht mehr wie früher. Die meisten arbeiten heute selbstbestimmt. Wenn sie das tun, dann wissen sie ganz genau, dass sie das aus sich heraus wollen«, erwiderte Henry.
»Ist doch Quatsch!«, warf Verena wieder ein. »Die meisten Frauen, die das tun, tun das für ihre Familie, weil die das Geld braucht oder wegen ihres Drogenkonsums. Es ist schon widerlich, wenn ich mir vorstelle, dass da einer dran geht. An eine heruntergekommene Frau oder gar eine, an die schon vorher fünf drüber gegangen sind. Das können auch nur Männer machen. Frauen hätten auf so was keine Lust.«
»Das ist wieder so typisch. Das sind immer die Scheiß Männer. Frauen sind immer die Opfer. Ich kenne das ganz anders. Ihr Frauen macht es euch nur immer leicht. Es sind bei euch Frauen die Männer, die an allem Schuld sind. Ich kann das langsam nicht mehr hören«, erwiderte Wolker.
»So ganz unrecht hat da Wolker da nicht.«, warf Henry ein.
»Und was sagst du zu den Aussagen deiner Frau?«, fragte Wolker Andreas.
»Sie hat ihre eigene Meinung. Ich lebe damit gut, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind«, erklärte er.
»Ich kann da nur die Krise kriegen. Dass wir Männer immer die Übeltäter sind. Es sind ja auch immer nur die Männer, die brutal sind und die Frauen schlagen.«, Wolker wurde jetzt lauter und hatte schon einen roten Kopf, so echauffierte er sich.
»Wolker, ich weiß, dass du so denkst. Aber denke nur an Soraje. Da hast du auch gleich gesehen, dass der Mann nicht gut ist und er sie später geschlagen hat, so, wie wir vermuteten. Würdest du sie kennenlernen und sie würde dir die Geschichte erzählen, dann würdest du wieder denken, das sei wieder so eine, die alle Männer schlecht mache obwohl der gar nichts dafür kann. Aber hier siehst du die ganz andere Seite. Eine, die lammfrommer als Soraje ist, kenne ich nicht. Er ist so. Und viele Männer sind so, die haben einfach ein Gewaltpotential in sich. Wo immer es auch herkommt«, wusste ich es besser.
»Da hast du mal Recht. Aber ich kenne viele Frauen, die solche Geschichten erzählen, von denen ich genau weiß, dass sie ihre Männer provoziert haben. Die Frauen spielen dann die Unschuldsengel.«
»Für dich sind es immer die Frauen. Dieses Thema kann man einfach nicht mit dir besprechen. Aber lass dich doch einfach mal auf das Gespräch ein, ohne dich immer gleich persönlich angegriffen zu fühlen.«
Doch wahrscheinlich konnte er es nach seiner Historie nicht. Seine Frau war vor Jahren davon gelaufen und hatte sich ziemlich schräg verhalten. Sie hatte ihre Kinder so manipuliert, dass diese nicht mehr mit ihm redeten. Ein Umstand, der ihm bis heute nachhing. Ich konnte es nachvollziehen, aber dennoch nicht verstehen. Er war keineswegs blöd und unreflektiert. Aber was dieses Thema betraf war er einfach nur starrsinnig. Hatte er doch auch zwei meiner Beziehungen
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