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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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Haltung und ging dann in die Knie, um mich auszuruhen. Ich war völlig erschöpft. Kraftlos und glücklich spürte ich, wie Henry zu mir herunter kam, wie er mein Haar küsste und meinen Hals.
    »Ich liebe es, dass ich eine solche Wirkung auf dich habe.«
    »Ja, es ist unglaublich«, bestätigte ich.
    Wir kamen beide nach oben. Ich zog meinen Slip wieder hoch und brachte meinen Rock in Ordnung. Henry nahm meine Hand und wir gingen zurück zu der Winzerei, um unser Abendessen einzunehmen. Und jeder konnte das Strahlen in meinen Augen sehen.

    »Da bin ich aber froh, dass wir hier was essen und nicht bei dem kleinen Winzer. Dort gab es wirklich nichts, wofür ich mich begeistern hätte können. Spundekäs könnte ich auch in Frankfurt haben. Dafür fahre ich nicht in den Rheingau.«, erklärte ich, während ich mich auf der Karte gar nicht satt sehen konnte.
    »Ja, bei den kleinen Winzern bekommt man halt keine große Gastronomie. Darauf sind sie nicht ausgerichtet. Es soll ja nur eine Kleinigkeit zum Wein sein. Mehr wollen die nicht«, schaute er mich verschmitzt an. »Und? Hast du schon was gefunden, was dir zusagt?«
    »Es ist schwer. Es hört sich vieles so lecker an. Und du? Hast du dich schon entschieden?«
    »Ich nehme das Filet mit Senfkruste.«
    »Und ich das Reh mit Preiselbeersauce und Topinambur.«
    »Fein. Willst du eine Suppe vorweg.«
    »Nein. Lieber den Wiesenblütensalat.«
    »Ich nehme die Schwarzwurzelsuppe.«
    Wir bestellten zu dem Essen wieder kleine Weinproben. Die Vorspeise war wunderbar und ich freute mich auf den Hauptgang.
    »Darf ich ihnen mal auf die Pelle rücken?«, fragte mich ein Mann mit Fotoapparat und pfälzer Akzent, der auf einmal unvermittelt an unserem Tisch stand.
    »Ja, machen sie nur«, erklärte ich verdutzt.
    Er trug ein weißes Hemd, die dunkelblonden Haare nach hinten gekämmt, vorne aber schon ein bisschen wild und zerzaust. Er erinnerte mich ein wenig an Peter Falk, Columbo in jungen Jahren, genauso durcheinander wirkend. Er ließ sich nicht beirren und fotografierte weiter.
    Er hielt zwei Finger in Richtung beider Augen und schaute uns an. »Ich bin the eye«, erklärte er. Dann setze er sich unvermittelt neben mich auf den freien Platz, sagte: »You can say you to me« und lachte vor sich hin.
    Henry und ich sahen uns verdutzt an. »Ein Morgen, der früh beginnt, aus dem kann nichts werden. Ist ja eigentlich mein Credo. Aber ich war heute schon sehr produktiv«, erklärte er.
    »Ach ja?«, fragte Henry belustigt.
    Schön, dass Henry so unkompliziert war. Mein Ex hätte Theater gemacht, wenn uns das passiert wäre. Ich fand es lustig, was uns dieser Fotograf noch so erzählen würde.
    »Ein Freund von mir will seine Homepage neu gestalten und da bin ich ein paar Tage hier. Ihm gehört das Weingut. Sonst wohne ich in Frankfurt. Und ihr?«, wollte er wissen.
    »Wir kommen auch aus Frankfurt.«, erklärte ich.
    »Das ist ja schön. Aber ich bin gerne im Rheingau, sonst auch schon mal an der Mosel. Ich bin nämlich auch noch Weinhändler. Wenn ihr mal einen guten Tropfen wollt, dann könnt ihr euch bei mir melden. Ich habe immer ein gut gefülltes Lager bei mir zu Hause.«
    »Was für Weine hast du denn?«
    »Alles mögliche, aber mein Favorit sind chilenische Weine. Ich habe einen ganz guten Rotwein aus biologischem Anbau aus dem Hang.«
    »Was heißt das? Aus dem Hang?«, schaute ich ihn an.
    »Hangweine haben immer ein besonderes Aroma, da kommt die Sonne besser an die Rebe.« Er drehte sich zu dem Kellner um: »Ich hätte noch mal gerne die zwei.«
    »Der ist gut, den haben wir auch gerade probiert.«
    »Der hat eine gute Säure und schmeckt ein wenig zimtig. Das schmeckt man sogar in der Beere.« Sein Blick war ein wenig trüb. Man sah ihm an, dass er heute schon eine Menge getrunken hatte.
    »Früher war ich mal in der Bank. Aber ich mag keine Banker. Ich habe da keine Lust mehr drauf. Ich war in den großen Türmen. Jetzt habe ich mich verlagert. Ich mache nur noch das, was ich will. Ich bin auch Maler. Ich male dadaistisch«, fuhr er weiter fort.
    Nun kam unser Essen. Er ließ sich nicht beirren, blieb sitzen und wünschte uns einen guten Appetit.
    Er war schon ein verrückter Vogel, der uns nun einen Witz nach dem anderen erzählte und uns in seiner witzigen und charmanten Art gut unterhielt.
    »Du hast ne tolle Frau dabei. Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«, wollte er von Henry wissen.
    »Erst ganz kurz. Wir sind sozusagen noch in der Kennenlernphase«,

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