Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
klärte Henry ihn auf.
»Da sind die Frauen noch spannend. Später werden sie immer anstrengend. Ich bin übrigens der Bernhard. Ich komme ursprünglich aus der Pfalz. Aber ich mag Frankfurt viel lieber. Ich mag die Hessen. Da komme ich gut mit klar.«
Er schaute mir abwechselnd in die Augen und dann immer wieder auf meine Brüste. Dann legte er seinen Arm um meine Schultern. Mir wurde seine aufdringliche Art langsam unangenehm »Du bist echt eine attraktive Frau. Solche Frauen wie dich mag ich. Du hast das besondere Etwas.«
Henry und ich wechselten wieder ungläubige Blicke.
Irgendwann verabschiedeten wir uns dann von ihm. Wir wollten den Heimweg antreten.
Er übergab Henry seine Visitenkarte. »Wir können ja mal in Frankfurt was zusammen unternehmen. Ich kann euch auch paar interessante Weingüter empfehlen. Wir können auch mal zusammen hinfahren. Und wenn ihr einen guten Wein braucht, da habe ich auch immer was.«
Die Weinherstellung hatten wir uns nicht angesehen, aber wir würden das irgendwann nachholen.
Henry brachte mich nach Hause und verabschiedete sich wieder mit einem seiner wunderbar zarten Küsse.
»Nachdem wir zu Pias Lesung gehen, will ich gerne am Tag darauf mit dir in den Club Fatale gehen. Da ist eine Playparty. Ich glaube, ich fände es gut. Ich war noch nie bei so was, aber ich stelle es mir spannend vor. Was meinst du?«, fragte mich Henry.
»Woher weißt du denn das?«, wollte ich wissen.
»Ich habe mich auch mal umgesehen«, erklärte er mir Mitte der Woche. Er war im Ausland, rief mich aber des Öfteren über Skype an, das er extra für mich eingerichtet hatte. So hatten wir wenigstens Blickkontakt.
Freitags trafen wir uns für die Lesung gleich im Artcave.
Es war brechend voll, aber da ich dort Stammgast war und zudem mit Manoun befreundet, bekamen wir einen guten Platz an einem der runden Tische, wo ich auch sonst immer saß.
Es war ein reges Treiben, denn es mussten noch alle mit Getränken versorgt werden. Dann, als alle saßen und jeder sein Getränk hatte, fing die Veranstaltung an. Anna, die vorne am Lesepult saß, stand auf und begrüßte die Gäste: »Liebe Freunde und Freundinnen. Wir sind hier bei der Lesung von Pia Acur, die heute hier zum ersten Mal liest. Wir sind überaus glücklich, dass wir sie gewinnen konnten, hier vor diesem erlauchten Publikum zu lesen. Ein paar hatten bereits eine Kostprobe ihres Könnens genießen können. Unsere Pia erzählt nach dem Buch von Mark Twain die Geschichte von Adam und Eva. Ich wünsche Euch einen wundervollen und unterhaltsamen Abend.«
Pia kam im Smoking durch den Mittelgang herein und sprach in Männerstimme: »Hallo, hallo was machen sie in meinem Garten?«, fuhr sie Anna an.
»Die Leute sind hier eingeladen. Wir haben eine Lesung«, erklärte Anna.
»Ach, Humbug, Geschwätz! Ach was erwarte ich auch von so einem Wesen? Na gut langhaarig ist es nicht, aber auch so eines, wie das mit den langen Haaren, das mich ständig verfolgt.« Sie fuchtelte mit den Armen: »Verschwinde hier, raus aus meinem Garten!« scheuchte sie die verdutzte Anna weg.
Dann lief sie stumm nach vorne an das Pult.
»Was erwarte ich auch von diesen Dingern? Eins ist wie das andere. Ob lange Haare oder kurze. Am Schlimmsten ist das neue langhaarige Wesen. Lästig ist sie. Ständig läuft sie mir nach!«, fuhr sie mit der Männerstimme fort. »Ich kann es nicht leiden. Eh!« knotterte sie vor sich hin. »Wenn sie doch nur bei den anderen Tieren bliebe! Ich habe in meiner Verzweiflung sogar schon angefangen, Tagebuch zu schreiben. Ich! Adam! Ja, ich habe angefangen Tagebuch zu schreiben, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass mein Herr und Schöpfer mir diese Fähigkeit verliehen hat, so etwas Profanes, wie ein Tagebuch zu führen, aber wo ihr jetzt schon mal da seid, hier in meinem Garten, könnt ihr euch mein Elend auch gleich anhören.« So fuhr sie in der Männerstimme fort und erzählte die Geschichte von dem Wesen, das neu dazugekommen ist. Er ist am Wasserfall, den das neue Wesen Niagarafälle nennt. Adam regt sich darüber auf, dass das Wesen alles benamt, was er sonst nie getan hatte. Er baute sich eine Hütte, regte sich darüber auf, dass das neue Wesen mit seinen schmutzigen Füßen hinausspaziert ist. »Als ich sie herausschmeißen wollte, vergoss sie Tränen aus den Höhlen, aus denen sie sonst sieht. Die Laute, die sie dazu machte, klangen wie bei einem Tier, das im Sterben liegt… Diese Stimmen, sie sind bei mir, sie sind nah, sie
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