Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
er endlich in greifbarer Nähe.
Nur noch knapp fünf Tage, dann wollte er zu mir kommen. Irgendetwas sträubte sich aber in mir. Mein Inneres wollte plötzlich nicht mehr so wirklich, denn obgleich ich über die ganze Zeit, in der wir kommunizierten wirklich immer nur an das eine dachte, so wusste ich doch, dass ich eigentlich was ganz anderes wollte, als einen Mann, den ich nicht nur aufgrund seiner beruflichen und privaten Eingebundenheit und der räumlichen Entfernung nie wirklich nah bei mir haben konnte. Irgendwie war meine Lust nicht mehr so da. Ich war für Stefan kaum noch erreichbar. Hätte ich es mir gewünscht, schickte er mir am Tag vor unserem Treffen eine SMS: »Ich hatte einen Alptraum. Ich werde nicht zu dir kommen.«
Später am Telefon erzählte er mir von seinem Traum. Seine Frau und er seien auf der einen Straßenseite und die Kinder auf der anderen und sie könnten nicht zueinander finden. Diesen Traum hatte er gleich zweimal und der würde ihm zeigen, dass es nicht richtig wäre, sich mit mir zu treffen. Manchmal regeln sich die Dinge ganz von selbst.
Ich hatte mich in der Zwischenzeit wieder mehr mit dem Thema Cuckold beschäftigt und interessante Ausführungen im Internet gefunden. Doch so ganz klar war es mir nicht. Als ich abends im Artcave war und Manoun erzählte, dass ich mich nicht mit Stefan treffen würde und mir Henry wieder stärker durch den Kopf ging, schlug sie mir vor, mich mit Friedrich Schmitt einmal darüber zu unterhalten. Ich hatte ihn bei einer Lesung bereits kennengelernt und er sei Mediator, Paartherapeut und Tantralehrer. Auch er würde etwas dazu sagen können. Manoun gab mir seine Kontaktdaten und schon am nächsten Tag rief ich ihn an, um einen Termin auszumachen.
Ich hatte Friedrich Schmitt anders in Erinnerung, als er jetzt vor mir stand. Heute nahm ich ihn ganz anders wahr. Irgendwie kleiner, weniger Mann. Aber er war sehr angenehm in der Art, wie er mich begrüßte. Seine Praxis lag in einem Altbau fast in der Stadt. Ich fuhr mit der Bahn dorthin. Es wäre ohnedies kein Parkplatz zu finden gewesen. Auf dem Rückweg wollte ich ein Taxi nehmen. Das war sicherlich bequemer.
»Also Herr Schmitt, ich komme da mit einem für mich großen Problem zu ihnen«, begann ich meine Ausführungen. »Ich kenne seit ein paar Monaten einen Mann.«
»Wollten sie mit ihm eine Beziehung oder haben sie eine?«
»Na er wollte eine Beziehung und ich auch. Jetzt muss ich dazu sagen, dass es keine Beziehung im ganz klassischen Sinne war. Wir lebten beide auch S/M miteinander. Er dominant und ich devot. Wir haben auch viele tolle Sachen unternommen: Weinproben, Lesungen. Wir waren im Rheingau. Wie das halt so ist, wenn man sich kennen lernt. Aber wir haben auch zusammen gespielt.«
»Das ist ja schön. Das ging dann über das Spielen hinaus.«
»Ja, so wollten wir es beide, wir wollten eine Beziehung.« Und dann sprudelte es aus mir heraus: »Ja und dann haben wir zweimal miteinander geschlafen. Dachte ich, aber er hat mir die Augen verbunden und dann kam heraus, das es ein anderer Mann war. Der andere Mann ist mir später begegnet und hat mir das gesagt. Und Henry, so heißt er, er meinte, er habe eine Blockade. Also, ich habe mich auch schon schlau gemacht, und es gibt genug Leute, die sagen, das sei ein Kick. Aber es sei nicht der Kick, sagte er. Er sagt, es sei eine Blockade durch die Trennung von seiner Frau. Seine Frau ist irgendwann fremdgegangen. Er hat es herausgefunden, sie haben sich in der Zwischenzeit auch getrennt. Er hat dann Tabletten bekommen von seiner Psychologin und er sagte, er könnte dadurch nicht und er wollte mir einen Gefallen tun.«
»Okay.« Friedrich Schmitt hörte mir aufmerksam zu. »Hört sich jetzt gar nicht mal so schlecht an. Ich meine, das klingt doch nett.«
»Dass er mir einen anderen untergejubelt hat?«
»Wie ist denn das für Sie?«
»Na das geht gar nicht!«
»Wieso? Was denken sie darüber? Was geht da so in ihnen vor? Was haben sie da für Gedanken?«
»Also eigentlich bin ich erst mal offen. Ich bin ja nicht prüde, aber mit einem Kerl, den ich mir nicht ausgesucht habe und mit einem, auf den ich nicht wenigstens scharf bin, geht das nicht. Also spielen würde ich vielleicht auch mit jemandem, den ich nicht so liebe, aber es muss bei mir auch Gefühl dabei sein. Schon ausgefallen, aber dann doch mit jemand, den ich auch will.«
»Haben sie mit ihm darüber sprechen können?«
»Natürlich haben wir darüber geredet.«
»Und was
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