Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
Geschmacksrichtungen, wie ich aus dem beiliegenden Prospekt erfahren konnte.
Am abend startete ich einen Rundruf bei Wolker, Wilhelm, Michaela und Alina und lud sie zu einem Käseabend ein. Mein Kühlschrank war jetzt voll mit Stefans köstlichem Käse.
Wolker brachte Rot- und Weißwein mit. Er füllte immer schön meinen Weinvorrat, den wir uns dann auch gleich wieder bei unseren Treffen einverleibten. Ich hatte noch frische Feigen besorgt und Alina brachte rote und helle Trauben, sowie das Weisbrot mit.
Feigen- und Mirabellensenf zum Käse hatte ich im Haus. Außerdem stellte ich auch noch meine selbst eingelegten Oliven auf den Tisch.
»Sind das wieder deine gut eingelegten Oliven Charlotte?«, fragte Wolker.
»Ja, du weißt doch, die gehen mir niemals aus.«
»Da ist aber viel Knoblauch dran«, meinte Wilhelm.
»Ja, aber auch Chilli und Thymian«, erklärte ich.
»Und der Käse? Schmeckt der nicht köstlich?«
»Trifft genau meinen Geschmack. Die sind schön würzig«, kommentierte Wolker, der nicht genug von dem reifen Käse bekommen konnte.
»Da hast du dir jetzt aber mal einen guten Typen ausgesucht. Der kann uns öfter versorgen, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass du von einem verheirateten Mann mit kleinen Kindern die Finger lassen solltest. Das macht man nicht. Man bringt keine Ehe auseinander«, insistierte Wolker.
»Wir haben uns nicht ineinander verliebt und er ist nicht der Mann in den ich mich verlieben würde. Er auch nicht in mich. Er liebt seine Frau. Das einzige, was wir wollen, ist scharfer Sex. Ich hätte das auch nicht gedacht. Aber wenn ich von ihm diese SMS-Nachrichten bekomme, kann ich an nichts anderes denken, als mit ihm ins Bett zu gehen. Ich weiß ja auch nicht, warum.«
»Trotzdem, wenn seine Frau das rausbekommt, dann ist die Ehe im Eimer.«
»Die wird das schon nicht merken. Da wird er schon aufpassen. Außerdem, wenn es in seiner Ehe vor lauter Kindern nicht mehr funkt und gerade keine Leidenschaft mehr da ist, dann rette ich eigentlich die Ehe. Er wird ausgeglichen und zufrieden, weil er mal wieder das bekommt, was er dort vermisst. Oder soll er, weil er gesagt hat »In guten und in schlechten Tagen«, keinen Sex mehr haben dürfen, nur, weil ihr nicht mehr danach ist?«
»Das meine ich nicht. Hat er ihr denn gesagt, dass er mit dir ins Bett will?«
»Nein, das würde sie nicht wollen.«
»Ja, aber wenn sie das nicht will, dann muss er es bleiben lassen.«
»So ein Quatsch.«
»Ist der denn eigentlich auch dominant?«, wollte Wilhelm wissen.
»Er ist Switcher, aber bei mir mehr dominant. Es ist einfach herrlich, wie männlich er ist und nach Henry tut es richtig gut, endlich begehrt zu werden.«, erklärte ich.
»Also für mich und Wilhelm ist das irgendwie nicht so nachvollziehbar, was die Leute an S/M finden. Warum macht man das?«, fragte Michaela.
»Warum kann man Schmerz und Machtverlust genießen?«, wollte Alina wissen.
»Meist will jeder Mensch als Kind schon Macht haben«, erläuterte Wolker, der sich mit den Hintergründen viel intensiver beschäftigt hatte, als ich.
»Es heißt, alle Eltern lassen ihr Kind im Stich. Schon beim Schreien, wenn sie denken, das Kind würde sich schon beruhigen. Ein Kind will soviel Macht besitzen, dass es nie mehr verlassen wird«, erläuterte er weiter. »Das Mädchen will den geliebten Vater, auch wenn es beide Elternteile liebt. Es muss mit dem ständigen Machtverlust leben, denn der Vater geht weg zur Arbeit. Kinder haben schlimme Verlustängste und lassen sich darauf ein zu gefallen. Kinder hätten die Eltern 24 Stunden um sich herum, wenn sie klein sind. Manchmal sind es nur Minuten, nur Sekunden, die es braucht, um Verlustängste zu generieren. Auch geht es um Machtausübung, die Eltern gehen dann nicht weg, wenn das Kind es geschickt anstellt, so dass sie nicht gehen können.«
»Bei S/M musst du mit Machtverlust leben«, mischte ich mich ein.
»Eltern geben vor, was Kinder dann später in ihrer Partner und Beziehungswahl erleben. Auch wie sie Sexualität leben. Eltern sagen, es läuft nicht. Spätestens wenn die erste Beziehung kommt, manchmal auch schon früher. Bei mir fing die dominante Ader schon ganz früh an. Und nicht nur bei mir. Ich habe meinen Nachbarjungen an einen Mast gefesselt und habe dem gesagt, »ich lasse dich jetzt stehen« und »ich gehe jetzt weg und du musst verhungern.« Ich habe mich versteckt und habe ihn beobachtet, wie er tierische Angst hatte. Ich habe die
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