Artefakt

hiesigen Waisenheime? Kein Wunder, dass ihr wegwollt.« Er steckte den Ring ein. »Na schön, ich nehme euch mit. Aber nur bis nach Greenrose. Dort müsst ihr selbst sehen, wie ihr zurechtkommt. Was aber eigentlich kein Problem sein sollte, denn dort seid ihr in der Zivilisation .«
    Es klang seltsam, dieses Wort, sowohl bewundernd als auch verächtlich.
    »Na schön«, sagte Duartes mit einem letzten abschätzenden Blick auf Rahil und Jazmine. »Hinein in die Rosenduft mit euch. Damit meine ich das Schiff.« Er lachte kurz. »Euch ist doch klar, dass es ein Sprungschiff ist, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Rahil und eilte mit Jazmine die Rampe hoch. Tiefe Erleichterung erfüllte ihn. Jazmine hatte beide Hände um ihren langen schwarzen Zopf geschlossen, und wieder sah es aus, als hielte sie sich daran fest. Oben in der Luke zögerte sie. Nur noch einige wenige Schritte, und wir haben es geschafft, dachte Rahil. »Ein Sprungschiff, ja. Es bringt uns fort von Cambronne und dem Dutzend.«
    »Ihr verlasst diese Welt zum ersten Mal, nicht wahr?«, fragte Duartes. »Ihr seid noch nie mit einem solchen Schiff unterwegs gewesen?«
    »Nein«, sagte Rahil.
    »Dann erwartet euch die eine oder andere Überraschung. Es könnte unangenehm werden. Den meisten Reisenden sind Kickouts lieber.«
    Rahil hörte die Worte und verstand auch, was sie bedeuteten, auf eine geistesabwesende, distanzierte Weise. Aber in diesen Sekunden galt seine Aufmerksamkeit Jazmine und der Furcht in ihrem zarten Gesicht. Sie schien ihn zu fragen, ob sie wirklich den letzten Schritt tun sollten, und er nickte.
    »Magda, Magdalena, schrumpft unsere Fracht, und dann lasst uns von hier verschwinden«, sagte Duartes.
    Rahil sah nach unten, als die Drohne an ihnen vorbei ins Schiff stapfte. Eine der beiden Kzosek-Frauen schloss die Tür des Raums, holte ein kleines Gerät hervor und betätigte seine Kontrollen. Der Raum zwischen den Felsen, groß und sicher schwerer als drei Tonnen, schrumpfte und schien sich dabei zusammenzufalten. Umrisse überlagerten sich, und für einen Moment sah es aus, als existierten mehrere Räume, die sich vom ersten nur durch ihre Größe unterschieden. Ein dumpfes Zischen fügte sich dem wartenden Summen des Schiffes hinzu, und die Felsen zu beiden Seiten des immer kleiner werdenden Raums schrumpften ebenfalls. Zwei Rauchfäden stiegen auf, wie von einem verborgenen Feuer, das den Stein verbrannte.
    Verblüffend schnell und agil, vermutlich dank der doppelten Gelenke in den Beinen, liefen Magda und Magdalena die Rampen hoch ins Schiff. Duartes wartete, bis ein kleiner Würfel von dem Raum übrig geblieben war, und nicht mehr als zwei Haufen Sand von den Felsen, steckte seine Fracht dann in die Hosentasche und kam ebenfalls die Rampe hoch.
    »So etwas habt ihr noch nie gesehen, was? Auf Greenrose gibt es Informationszentren, wo ihr Antworten auf eure Fragen bekommt. Wenn ihr dort eintrefft, haben sich bestimmt viele Fragen angesammelt.«
    »Die Felsen«, sagte Rahil. »Was ist mit den Felsen passiert?«
    »Was glaubst du, wie viel Energie erforderlich ist, um so viel Masse auszulagern?« Duartes klopfte auf die Hosentasche mit dem Würfel. »Der Frachtraum hat das Gestein als Brennstoff für die Erzeugung der notwendigen Energie verwendet. Was dir vermutlich überhaupt nichts sagt, da du von einer primitiven Gefallenen Welt stammst, auf der sich die Technik gerade anschickt, das Dampfmaschinenzeitalter zu verlassen.« Er klopfte Rahil auf die Schulter. »Kommt jetzt und habt Geduld bis Greenrose.«
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    »Ich hoffe, ihr habt es euch gut überlegt«, sagte Duartes und betätigte virtuelle Kontrollen in der kleinen Pilotenkanzel der Rosenduft . Er saß in einem großen Sessel, der sich wie ein Maul halb um ihn geschlossen hatte. »Welche Freunde auch immer ihr im Dutzend zurücklasst … Es wird euch nicht nur die räumliche Distanz von ihnen trennen, sondern auch viel Zeit. Wir fliegen in die Zukunft, mein Junge.«
    »In die Zukunft?«, wiederholte Rahil und beobachtete, wie das Schiff startete. Etwas, das wie ein Fenster mitten in der Luft aussah, zeigte ihm, wie die Mulde zwischen den Hügeln unter ihnen zurückblieb, und dann die Stadt Dymke und das Meer. Und die Welt – der Mond – Caina. Die anderen elf Monde erschienen, ebenso groß wie Welten, und auch die kleineren Satelliten des Gasriesen. Es ging so schnell, und er merkte überhaupt nichts, kein Zittern im Boden, kein Schaukeln, kein Donnern von Triebwerken. Nichts. Wenn