Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
Vom Netzwerk:
Bäume, die hier der Wüste trotzten, und der Sand knisterte über ihre großen Blätter. Hier war außer ihnen niemand unterwegs, und der Sturm verwehte ihre Spuren, stellte Rahil zufrieden fest.
    Eine halbe Stunde lang kletterten sie zwischen vom Sand glatt geschliffenen Felsen und erreichten schließlich die Kuppe der ersten Anhöhe. Vor ihnen lag die Mulde, wie ein großes Loch, das jemand zwischen die Hügel gegraben hatte, und dort stand ein spinnenartiges Gebilde aus Materialien, die auf Caina und den anderen Welten des Dutzends nicht hergestellt werden konnten. Emily hatte von Synthmetall und Polymeren gesprochen, erinnerte sich Rahil.
    »Es ist klein«, sagte Jazmine überrascht. Es klang fast enttäuscht. »Wie kann ein Frachtschiff so klein sein. Wo sind all die Dinge, die es transportiert?«
    Sie brachten den Hang hinter sich, und das Schiff schien größer zu werden, als sie näher kamen, aber nicht viel. Auf acht halb gespreizten Beinen stand es da und summte wie ein Insekt, laut genug, um das in der Mulde leiser gewordene Fauchen des Windes zu übertönen. Die Beine ragten aus einem mehrfach segmentierten, etwa fünfzehn Meter langen grauen Oval, das kleine warzenartige Ausbuchtungen aufwies.
    Auf der anderen Seite des summenden Schiffes, halb hinter der Rampe verborgen und wie eingezwängt zwischen zwei Felsen, stand einer der sonderbaren Räume, die aus dem Nichts wuchsen und innen mehr Platz boten als draußen. Vor der Tür stand Duartes und hielt etwas in der Hand, das Emily einmal »Pad« genannt hatte.
    Rahil und Jazmine gingen an den Beinen des Raumschiffs vorbei. Als sie fast die Rampe erreicht hatten, hörte der schmächtige Mann etwas und drehte sich ruckartig um. Er trug keinen Mantel, nur eine leichte Jacke, und Rahil merkte, dass es hier keinen wehenden Sand gab – etwas hielt ihn von der Mulde fern.
    »Wer seid ihr?«, stieß Duartes hervor und fügte diesen drei Worten ein viertes hinzu, in einer fremden Sprache. Sofort kam etwas aus dem Schiff und die Rampe herunter, ein anderthalb Meter großes Maschinenwesen, das sich auf drei Beinen bewegte und verblüffend schnell war. Es blieb vor Rahil und Jazmine stehen und richtete etwas auf sie, das vermutlich eine Waffe war.
    »Zwei Passagiere«, sagte Rahil.
    »Zwei was?« Duartes ließ sein Pad sinken.
    »Wir möchten Caina verlassen.«
    »Weg mit den Tüchern vor dem Gesicht«, sagte Duartes. »Ich will sehen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Rahil und Jazmine zogen die Tücher nach unten.
    »Zwei Kinder«, sagte Duartes verblüfft.
    »Wir können bezahlen«, sagte Rahil. »Wir haben gesehen, wie Sie mit Ihrem Schiff gelandet sind. Dies ist unsere Chance, dachten wir uns. Es ist schon lange unser Wunsch, Caina und das Dutzend zu verlassen. Wir können bezahlen«, betonte Rahil noch einmal.
    »Ihr wollt die Landung gesehen haben?«, erwiderte Duartes. »Obwohl ich nachts und von einem Tarnschirm geschützt gelandet bin?«
    »Wir können gut sehen«, sagte Jazmine.
    Duartes lachte und winkte, woraufhin die Maschine – eine Drohne; Rahil hatte solche Apparate auf den Bildern der Botschaftsbibliothek gesehen – zur Seite wich.
    »Kommt her, kommt her!«, rief Duartes. »Ich will euch aus der Nähe sehen.«
    Als sie sich dem Händler näherten, traten zwei Gestalten aus der Tür des Raums zwischen den Felsen. Schmal und groß waren sie, und fast so grau wie das Oval, aus dem die acht Beine des Schiffes wuchsen. Ihre Kleidung bestand aus Dutzenden von Stoffstreifen, untereinander durch dünne geflochtene Schnüre miteinander verbunden. Die Arme wiesen zwei Gelenke auf, ebenso die Beine, und der Hals war ein langes, mehrfach gedrehtes Bündel aus Knorpeln und Muskeln. Er trug einen eckigen Kopf, die eine Seite schuppig, die andere sonderbar glatt und semitransparent – man konnte die Umrisse des Gehirns erkennen. Die Augen waren groß, nahmen fast die Hälfte des Gesichts ein, und zwischen ihnen wölbte sich eine zierliche Nase. Der Mund mit den vollen Lippen wirkte erstaunlich menschlich.
    Quietschende Stimmen erklangen. »Was sind das für Leute?«, fragte das eine Geschöpf, und fast gleichzeitig sagte das andere: »Es sind Augen, die sehen, und Ohren, die hören. Und sie haben einen Mund, der sprechen kann, zu uns und zu anderen. Niemand soll erfahren, dass wir hier sind. Die Augen müssen blind werden, die Ohren taub und der Mund stumm.«
    Ein Objekt erschien in einer langen, schmalen Hand, und die Gestalt richtete es auf Rahil und

Weitere Kostenlose Bücher