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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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der summenden Stimme des Schiffes, sagte Duartes: »Wir haben ihren Zustand stabilisiert, aber es geht ihr noch immer nicht gut.«
    Neue Sorge entstand in Rahil. »Was ist mit ihr? Welche Krankheit hat sie?«
    »Es ist keine Krankheit, sondern eine genetische Manipulation, Junge. Weißt du darüber Bescheid? Über Gene und so weiter?«
    »Gene sind die Baupläne für den Körper«, sagte Rahil und schaute zurück ins weiße Zimmer, wo Jazmine noch immer auf einem Kissen aus Energie ruhte. Sie hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Die beiden Kzosek-Frauen standen inmitten von virtuellen Kontrollen, ihre Hände und Arme waren ständig in Bewegung.
    Duartes nickte. »Gene bestimmen nicht nur unser Aussehen und die Beschaffenheit unseres Körpers. Sie sind in gewisser Weise der Motor, der unsere Funktionen antreibt. Bei deiner Schwester hat jemand die Gene verändert. Magda und Magdalena haben DNS-Modifikationen bei normalerweise inaktiven Genen gefunden – das sind Steuerungsschalter, die bei Betätigung neue Funktionen bereitstellen und bereits existierende beeinflussen. Einige dieser schlafenden Gene sind erwacht.«
    »Aber … was bedeutet das?«, fragte Rahil verwirrt.
    »Es bedeutet …« Duartes atmete tief durch. »Es bedeutet, dass jemand auf Caina die DNS deiner Schwester manipuliert hat, als sie noch sehr klein war, vermutlich kurz nach ihrer Geburt. Und die dafür notwendige Technik steht in deiner Heimat nicht zur Verfügung.«
    Duartes hob die Hände, als er Rahils Blick bemerkte. »Nein, ich habe damit nichts zu tun, Junge. Aber ich schätze, dein Vater weiß Bescheid. Frag ihn danach, wenn ich dich zu ihm zurückgebracht habe. Vielleicht sind auch deine Gene manipuliert, wer weiß? Die Zwillinge könnten es schnell feststellen.«
    Rahil wich einen Schritt zurück. »Mir geht es gut. Und ich lasse mich nicht von ihnen untersuchen.«
    Duartes musterte ihn nachdenklich. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass du die fraktalen Schockwellen so gut ertragen hast, obwohl es dein erster Sprung war. Es war doch dein erster Sprung, oder? Hast du Caina nie zuvor verlassen?«
    »Nie«, sagte Rahil. »Und ich werde meinen Vater nicht fragen können, weil ich nicht zurückkehre.«
    Das Sanfte verschwand aus Duartes’ Gesicht. »Ich fürchte, da bleibt dir keine Wahl.« Ein weiterer tiefer Atemzug, hinter dem, wie Rahil vermutete, zahlreiche Gedanken lagen. »Durch die Pluszeit sind zwei objektive Jahre vergangen, wenn wir Greenrose erreichen, und ich hoffe, dass Coltan nichts von deiner Präsenz an Bord meiner guten alten Rosenduft weiß. Er wäre fähig, mir einen Ascar hinterherzuschicken, ja, das wäre er. Einen von diesen insektoiden Burschen, die bei euch zum Eisschrein pilgern. Sehr unangenehme Typen. Ich muss bei Greenrose einige Dinge erledigen, geschäftliche Dinge, aber anschließend fliegen wir sofort zurück, mein Junge. Hoffent lich erwischen wir einen neutralen Vektor oder vielleicht einen mit Minuszeit. Dein Vater wird ohnehin sauer auf mich sein, denn er erwartet mich in einigen Monaten zurück, spätestens in einem Jahr, und zwar mit ganz besonderer Ware.«
    »Mit einer Schmiede«, sagte Rahil. »Die Waffen für den Krieg produzieren kann.«
    »Waffen, ja, und noch mehr.« Duartes knurrte fast. »Du weißt zu viel, Junge, und das ist nicht gut.«
    »Ich kehre nicht zurück«, sagte Rahil. Er sah erneut zurück ins weiße Zimmer. »Ich lasse meine Schwester auf Greenrose behandeln. Dort kann man ihr bestimmt helfen.«
    »Tut mir leid, Junge. Meine Geschäfte im Dutzend sind zu wichtig.«
    Duartes drehte sich um und ging.
    Rahil blieb im Korridor vor dem weißen Zimmer stehen und fragte sich, wie er fliehen konnte.
    28
    Drei Tage später, kurz vor dem Ende des Sprungs, hatte Rahil noch immer keine Lösung für das Problem gefunden. Jazmine befand sich wieder in ihrer kleinen Kabine und schlief die meiste Zeit über, aber manchmal fühlte sie sich kräftig genug, ihn bei seinen eher stumpfsinnigen Wanderungen durch das Schiff zu begleiten. Rahil wusste nicht, ob Duartes oder die beiden Kzosek-Frauen ihr von der genetischen Manipulation erzählt hatten, und er vermied es, dieses Thema anzuschneiden. Stattdessen sprachen sie über ihre Zukunft auf Greenrose, einer Hightech-Welt mit all den Dingen, die ihnen die Bilder von Emilys Würfel gezeigt hatten. Sie malten sich ihr neues Leben in bunten Farben aus, und es freute Rahil, dass er beobachten konnte, wie Jazmines Augen dabei zu

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