Artefakt
glänzen begannen, wie sie lächelte und sich auf all das Neue freute. Sie wusste nicht, was er wusste: dass Duartes sie nach Caina zurückbringen wollte. Rahil fragte sich, was sie dort erwarten würde. Ein Krieg, so viel stand fest. Aber hinter diesem großen Plan, der die Herrschaft der Tennerits über das Dutzend und die übrigen Großen Familien betraf, gab es noch etwas anderes, das seine Schwester und ihn betraf. Wenn es tatsächlich zu einer genetischen Manipulation gekommen war … Wer hatte sie durchgeführt, mit welcher Technik? Und zu welchem Zweck? Was steckte dahinter?
Rahil erinnerte sich an den Tunnel über den Kellergewölben im westlichen Teil der Zitadelle, an die seltsame Stimme, die er gehört hatte, an die Präsenz eines Fremden, von seinem Vater mit »Exzellenz« angesprochen. Gab es einen Zusammenhang mit diesem Fremden? Wer war er? Hatte die genetische Manipulation mit dem Einverständnis von Coltan stattgefunden? Davon ging Rahil aus, aber das brachte ihn der Antwort auf die Frage nach dem Zweck nicht näher.
Doch so sehr diese Fragen auch an ihm nagten, sie rückten sofort in den Hintergrund, wenn er, allein und von Jazmine unbeobachtet, darüber nachdachte, wie sie Duartes entkommen sollten. Er schränkte ihre Bewegungsfreiheit an Bord des Schiffes nicht ein, weil das überhaupt nicht nötig war. Wenn Beiboote oder Rettungskapseln existierten, mit denen man die Rosen duft verlassen konnte, so waren sie geschrumpft, ausgelagert und damit unzugänglich. Rahil konnte nur hoffen, dass die »geschäftlichen Dinge«, die Duartes bei Greenrose erledigen musste, seiner Schwester und ihm eine Gelegenheit zur Flucht gaben.
Rahil hockte, tief in Gedanken versunken, in der Ecke eines kleinen Raums im Heck des Schiffes, als die Rosenduft plötzlich erzitterte und er ein Geräusch vernahm, das sich anhörte, als ließ jemand in der Ferne Dutzende von Tellern fallen. Das Scheppern hallte durchs ganze Schiff, und es dauerte nicht lange, bis quietschende Stimmen erklangen. Rahil trat in den Korridor und beobachtete, wie die beiden Kzosek-Frauen ihr Quartier verließen und nach vorn eilten, wo Duartes, in eine kobaltblaue Kombination gekleidet, aus der Pilotenkanzel kam.
»Was war das, was war das?«, rief eine der Zwillinge.
»Etwas hat uns aus dem Sprung geholt, einige Sekunden früher als geplant.« Duartes kehrte in den kleinen Pilotenraum zurück, als ihn die Kzosek-Frauen erreichten, und Magda und Magdalena zwängten sich hinter ihm in die Kanzel. Lautes Piepen und Klicken kam von den dortigen Instrumenten.
Rahil fragte sich nach dem Grund für die Aufregung. Was für einen Unterschied machten einige wenige Sekunden bei einem Sprung, der mehr als drei Tage gedauert hatte? Vor der offenen Tür der Pilotenkanzel blieb er stehen und beobachtete, wie mitten in dem kleinen Raum, zwischen den gestikulierenden Kzosek-Schwestern, das Fenster entstand, das er schon einmal gesehen hatte. Es zeigte den Weltraum, die wolkenverhangene Kugel eines Planeten – Greenrose? – und davor etwas, das wie eine silberne Kugel mit langen Stacheln aussah.
»Können wir noch fliehen?«, fragte die linke Kzosek-Frau, und Rahil sah, wie Adern in der transparenten Seite ihres Schädels pulsierten. »Ein schneller Sprung, ganz schnell?«
»Wie denn?«, knurrte Duartes. Seine Hände fegten durch virtuelle Kontrollen. »Die Akkumulatoren sind leer. Außerdem hängt ein verdammter Schnapper an uns.« Er schlug mit der flachen Hand aufs Instrumentenpult. »Die Sensoren, die wir beim Dutzend geortet haben, kurz vor dem Sprung! Das war kein Zufall – sie haben uns aufgelauert. Etwas muss zur Ägide durchgesickert sein.«
»Jemand hat zu viel geredet, zu viel geredet!«, quietschten die Kzosek-Frauen.
Das Fenster in der Mitte des Raums verschwand plötzlich, ebenso die meisten virtuellen Kontrollen. Duartes starrte erschrocken auf die Instrumente.
»Interdiktion, Interdiktion!«, heulten die Zwillinge.
Rahil hörte, wie das Summen des Schiffes leiser und dumpfer wurde. Gleichzeitig schien er an Gewicht zu verlieren, und er schloss daraus, dass sich die künstliche Schwerkraft verringerte.
Vor Duartes blinkte etwas, und direkt neben ihm erschien das Gesicht eines ernsten Mannes mit stahlgrauem Haar.
»Hier spricht Kurator Eleveld, von der Ägide-Station Greenrose«, sagte der Mann. »Ihr Schiff befindet sich in einem Interdiktionsfeld. Sie stehen im Verdacht des Technologieschmuggels. Bereiten Sie die Schleuse vor; zwei
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