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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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unserer Missionare kommen gleich an Bord. Falls Sie Widerstand in irgendeiner Form leisten, bin ich befugt, Ihr Schiff zu konfiszieren.« Das Gesicht des ernsten Mannes wurde etwas größer; er schien sich vorzubeugen. »Haben wir uns verstanden, Erasmo Duartes?«
    Duartes zeigte kühle Gelassenheit. »Ich habe nichts zu verbergen, Kurator. Ihre beiden Missionare sind mir willkommen.«
    »Wir werden sehen«, sagte der Mann. »Wir werden sehen.«
    Das Gesicht verschwand.
    Zwei oder drei Sekunden saß Duartes stocksteif da, und dann drehte er sich mit einem Ruck um. »Magda, Magdalena, schrumpft alles, was Verdacht erregen könnte. Lagert so viel wie möglich aus.«
    »Wenn sie mit Dimensionsschnüfflern kommen, nützt uns auch die Auslagerung nichts«, erwiderte eine der KzosekFrauen schrill.
    »Wir verstecken die Anker der Auslagerungen beim Triebwerk, im Schatten der energetischen Signatur. Dort hat selbst ein Schnüffler Mühe, sie zu finden. Schnell! Uns bleiben höchstens fünf Minuten!«
    Er sprang auf und sah Rahil.
    »Du hast mir gerade noch gefehlt!«, stieß er hervor. »Magda, bring ihn zu seiner Schwester, und sorg dafür, dass er dort bleibt und keinen Unfug anstellt.«
    Eine der Kzosek-Frauen stand plötzlich neben Rahil und packte ihn am Arm.
    »Warte.« Duartes kam näher und richtete den Zeigefinger auf Rahil. »Gleich kommen zwei Missionare der Ägide an Bord, und sie werden nach Dingen suchen, die sie besser nicht finden sollten. Falls sie dir und deiner Schwester Fragen stellen … Ihr seid das, was ihr behauptet habt: zwei harmlose Passagiere. Du weißt nichts, ist das klar?«
    »Er weiß viel, zu viel!«, rief Magdalena aufgebracht.
    »Du weißt nichts, Junge«, zischte Duartes. »Wenn du den Leuten von der Ägide irgendetwas sagst … Wir haben noch die eine oder andere Überraschung auf Lager, glaub mir. Bereite dich vor, Magdalena. Hol, was notwendig ist. Magda, bring ihn fort.«
    Die große Kzosek ging so schnell, dass Rahil kaum mit ihr Schritt halten konnte und halb durch den Korridor geschleift wurde. In der Kabine saß Jazmine auf dem schmalen Bett und zitterte trotz der um die Schultern geschlungenen Decke. Sie war blasser als noch vor einigen Stunden, und Rahil begriff, dass es ihr wieder schlechter ging.
    »Ihr bleibt hier.« Diesmal quietschte Magdas Stimme nicht, sondern klang wie das Fauchen eines Raubtiers. »Ihr rührt euch nicht von der Stelle. Nicht von der Stelle «, betonte sie noch einmal, sprang in den Korridor und lief los.
    In den Korridoren und Räumen der Rosenduft war es dunkler geworden. Gelegentlich kam ein Klappern aus der Düsternis, und es folgten andere Geräusche, die Rahil nicht identifizieren konnte. Die künstliche Schwerkraft war etwa auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Stärke gesunken und schien wieder stabil zu sein.
    »Was ist los?«, fragte Jazmine. »Was geschieht?«
    »Die Ägide kommt, das geschieht«, erwiderte Rahil mit grimmiger Zufriedenheit und fragte sich, was Duartes mit den »Überraschungen« gemeint hatte. »Zwei Missionare kommen an Bord, um hier nach Beweisen zu suchen.«
    »Nach Beweisen wofür?«
    »Für Duartes’ Verbrechen.«
    »Was hat er Schlimmes getan?«, fragte Jazmine.
    Rahil versuchte, eine noch vage Idee festzuhalten. »Er hat verbotene Dinge nach Caina gebracht«, sagte er geistesabwesend und schaute in den Korridor, wo es jetzt mehr Schatten als Licht gab. »Und er quält die Tippiki, die er von unserem Vater bekommen hat.«
    »Aber was machen wir, wenn er verhaftet wird?«, fragte Jazmine, und Rahil sah, dass sie nicht wie sonst nach ihrem Zopf griff. Sie wirkte erschöpft, obwohl sie lange geschlafen hatte. Und sie zitterte. Er schlang den Arm um sie, wie um sie zu wärmen. »Wer bringt uns dann nach Greenrose?«
    »Wir sind schon da«, sagte Rahil, und da war sie, die Idee, klar und deutlich: der Ausweg, wie auf einem Bild, das ihm jemand vor die Augen hielt. Der einzige Ausweg, den es gab; einen anderen sah er nicht.
    »Wir sind schon da?«, fragte Jazmine. »Wir haben Greenrose erreicht?«
    Rahil hatte ein dumpfes Pochen gehört, wie von etwas, das an die Außenhülle der Rosenduft schlug, und jetzt klangen Stimmen durch den schmalen Korridor.
    »Hör mir zu, Jaz, hör mir zu.« Er zog den Arm zurück und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Es wird alles gut, hörst du? Wir haben Greenrose erreicht. Duartes wird uns nicht zurückbringen.«
    »Er will uns zurückbringen?«
    Rahil biss sich auf die Zunge. »Es ist

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