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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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mit ihr assoziierten Sieben Völkern den Status von Sekundären zu geben und uns Zugang zur Kosmischen Enzyklopädie zu gewähren«, sagte der Avatar.
    »Die Krion waren immer gegen uns«, sagte Rahil und fragte sich noch immer, was der seltsame Geruch bedeutete.
    Der Avatar zog eine Siegeltür auf. »Die Gesserat und Feazelle stehen uns ebenfalls skeptisch gegenüber, vor allem wegen des vom Dutzend begonnenen Krieges, an dem vor einigen Jahrhun derten auch die Polymorphen von Heraklon beteiligt waren.«
    Rahil erinnerte sich gut daran; es war Teil seiner Familiengeschichte.
    »Umso wichtiger ist Ihre Mission, Exekutor Tennerit.« Der Avatar trat durch die Tür, und es wurde hell im Raum. Im selben Moment identifizierte Rahil den scharfen Geruch.
    Es war der Geruch des Todes.
    Kryo-Zellen waren an den Wänden aufgereiht, insgesamt neunzehn an der Zahl, jeweils zweieinhalb Meter lang und neunzig Zentimeter breit – die Standardmodule der Ägide. Jede Schmiede verfügte über ein entsprechendes Programm, denn solche Kryo-Einheiten konnten, im All oder auf einer der Gefallenen Welten, über Leben oder Tod entscheiden. In diesem Fall brauchte keine solche Entscheidung getroffen zu werden, denn allein die sichtbaren Verletzungen der Körper in den Zellen deuteten darauf hin, dass keine Schläfer in ihnen ruhten, sondern Leichen.
    Der erste Behälter enthielt den Leichnam des Stationsschmieds, eines gläsernen Ippakao. Die kristallenen Elemente seines schmächtigen, fragilen Körpers hatten sich getrübt; Bruch linien durchzogen die Kapillargefäße in ihnen. Das nur zehn Zentimeter breite Gesicht war zerschmettert, der aus Muskel- und Mineraliensträngen bestehende Hals zerfetzt.
    »Wie kam der Angreifer hierher?«, fragte Rahil und dachte daran, dass der Schmied und die achtzehn anderen seinetwegen gestorben waren. »Dies ist eine Station der Ägide, in der Nähe eines Hightech-Planeten der Bruch-Gemeinschaft. Ein Angriff sollte eigentlich unmöglich sein.«
    Sein Blick glitt über die Kryo-Zellen, und er fragte sich, wer die Toten geborgen und dort untergebracht hatte. Woher stammten die Behälter überhaupt, wenn die Schmiede zerstört worden war?
    »Er kam aus dem Nichts, vielleicht durch ein individuelles Kickin«, erwiderte der Avatar. »Und er könnte noch immer an Bord sein«, betonte er noch einmal. »Auch deshalb ist Eile geboten.« Er deutete zum Schiff, das in der Startmulde wartete: eine zart anmutende Blume aus silbergrauem Synthmetall, die Blütenblätter – das Heck – weit geöffnet und zwischen ihnen, wie kleine Knospen, die Projektionselemente der Variatoren. Ein Shifter der Ägide, ausgestattet mit primärer Technik, sehr schnell und weder auf Sprungsektoren noch die Fraktale der Leskovar angewiesen. Aber das gerade geschaffene und stabilisierte Kickout ermöglichte Transite in Minuszeit über sehr weite Strecken; schneller konnte man praktisch nicht reisen. Es sei denn, man befand sich an Bord eines Kontinuumschiffs der Krion.
    Eine Warnmeldung erschien wie vor Rahils Augen, von der Rüstung in sein Blickfeld eingeblendet: Fehlfunktion im vierten zerebralen Schaltkreis.
    Die Meldung verschwand sofort wieder, noch bevor Rahil bewusst den Blick darauf richten konnte, und der Avatar sagte: »Er kam aus dem Nichts, vielleicht durch ein individuelles Kickin. Und er könnte noch immer an Bord sein. Auch deshalb ist Eile geboten.«
    Rahil sah den hageren, älteren Mann in der Ägide-Uniform verblüfft an und stellte fest, dass sie die Rampe des Shifters erreicht hatten, dessen Krümmungsfeld zwischen den knospenartigen Generatoren glühte und sie mit einem leisen Summen willkommen hieß. »Dieselben Worte haben Sie an mich gerichtet, als wir eben bei den Kryo-Zellen standen.«
    Der Avatar richtete einen ernsten Blick auf ihn. »Wir sind nicht bei den Zellen stehen geblieben«, sagte er. »Kontrollieren Sie die Aufzeichnungen des Empirion.«
    Rahil kontrollierte sie, und die Rüstung bestätigte: Sie waren an den Kryo-Zellen vorbeigegangen, und er hatte einen flüchtigen Blick auf den toten Schmied geworfen, mehr nicht. Und die Worte, an die er sich zu erinnern glaubte, waren gerade zum ersten Mal gefallen.
    »Ihr Selbst ist noch nicht stabil«, sagte der Avatar sanft. »Der Uterus hat mit maximaler Beschleunigung gearbeitet, weil wir weitere Angriffe fürchteten. Image und Körper müssen vermutlich noch richtig zusammenwachsen.«
    Das war eine seltsame Ausdrucksweise für den Avatar einer

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