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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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beschädigt haben.«
    »Wir haben ihn nicht beschädigt.«
    »Wenn Sie haben, wird es noch ernstere Konsequenzen nach sich ziehen.«
    »Woran haben Sie gedacht?«
    »Wir werden Sie ins Gefängnis werfen.«
    »Dazu würden Sie unsere Auslieferung bewirken müssen.«
    »Das werden wir!«
    »Die Vereinigten Staaten liefern keinen Staatsbürger an eine ausländische Regierung aus, schon gar nicht an Ihr Zinnsoldatenregime.«
    Claire hielt den Atem an. Sie fühlte, daß John zu weit gegangen war.
    Kontos trat auf ihn zu und versetzte John einen Faustschlag auf die Brust. Er sah nicht besonders kraftvoll aus, aber John wankte rückwärts, dann drehte er sich seitwärts und nahm Kontos’ zweiten Schlag grunzend von der Seite. Kontos ließ nicht locker, war beweglich und schnell auf den Beinen, und John hatte Glück, daß er den nächsten Schlag mit dem Unterarm parieren konnte. Kontos trieb ihn zurück.
    Die übrigen Griechen standen in wachsamer Bereitschaft. Als Claire dazwischentreten und die Kämpfenden trennen wollte, vertrat ihr Unteroffizier Petrakos den Weg mit einer gutturalen Warnung.
    Kontos traf Johns Backenknochen mit einer Geraden, John zuckte zurück und versuchte in Abwehrposition zu gehen, aber Kontos drängte ihn weiter zurück. John gelang eine Finte mit der Linken, worauf er eine rechte Gerade in Kontos Mitte schlug, bemüht, aus der Drehung heraus sein ganzes Gewicht hinter den Schlag zu legen.
    Kontos blieb stehen. Seine Augen glitzerten. Der Schlag schien ihn überhaupt nicht beeindruckt zu haben. John war offensichtlich in der Defensive.
    Kontos schlug wieder zu, daß John zurücktaumelte, folgte mit zwei Haken in die Rippen. John keuchte. Schnaufend holte er zu einem Schwinger aus, der Kontos’ Schulter kaum streifte.
    »He! Aufhören!«
    Die Campuspolizei.
    Sie kamen, ein Dutzend stark, in die Halle geschwärmt, trennten die Kämpfenden und drängten die Griechen von Claire und John ab.
    Claire hatte die anderen Griechen während des Kampfes kaum beachtet, und es schien, daß sie einfach abgewartet und zugesehen hatten, überzeugt, daß Kontos die Oberhand behalten würde. Nun versuchte die Campuspolizei festzustellen, was geschehen war. Kontos erklärte lautstark, er sei provoziert worden, und pochte auf diplomatische Immunität. Abe beschuldigte ihn, den Streit angefangen zu haben. John stand schnaufend und rieb sich die Rippen.
    Claire sagte: »Dr. Kontos, wir werden das Artefakt zurückgeben und alle Untersuchungsergebnisse teilen.«
    Er durchbohrte sie mit einem Blick seiner glitzernden Augen. »Dafür ist es zu spät. Wir werden das haben, ja – und mehr! Von Ihnen!«
    Seine kalte Wildheit machte ihr Angst. »Aber Sie brauchen nicht…«
    »Wir verlangen Gerechtigkeit und werden sie uns verschaffen!« Ihr Anblick schien den Zorn erneut anzuheizen; sein Gesicht rötete sich, die Nasenflügel waren gebläht. »Und kein Amerikaner wird je wieder an einer Ausgrabung in Griechenland teilnehmen.«
    »Das ist zuviel…«
    »Nie mehr«, sagte er rauh.
    »Sehen Sie…«
    Kontos ließ sie stehen, wandte sich zum Leiter der Campuspolizei und sagte: »Ich erhebe eine diplomatische Beschwerde. Gegen diesen Mann – diesen unreifen Menschen – und Ihre Universität.«
    »Welcher Unsinn«, sagte John verdrießlich.
    Kontos blickte ihn an, und sein Mund verzog sich zu einem wissenden, überlegenen Lächeln. »Wir sind noch nicht fertig, Sie und ich.«

 
5
     
    Johns Brustkorb schmerzte. Der Arzt sagte, die Rippen seien nicht gebrochen, nur geprellt. Dennoch fühlte er sich lausig – geschlagen, frustriert. Der nächste Tag war Samstag, und bevor er in der verabredeten Arbeitssitzung mit Abe und Zaninetti zusammentraf, unternahm er einen Spaziergang. Die frische Kälte trug dazu bei, daß seine kleinlaute Verärgerung sich allmählich auflöste.
    Kontos war schnell. Er kämpfte gut. Und er schien sie immer zu überraschen. Er wußte, wie er ihnen eine Menge Verdruß bereiten konnte. John hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er dem Mann Einhalt gebieten könnte.
    Und wie er es früher schon so viele Male getan hatte, wenn er sich Probleme der wirklichen Welt gegenübersah, vergrub er sich in theoretischer Physik.
    John sah sofort, daß Zaninetti einen unglaublich raschen, zupackenden Verstand hatte. Er hatte die Bedeutung der beiden wichtigsten Tatsachen – des vergleichsweise geringen Gewichts des Würfels und seines komplizierten Schwerefelds – augenblicklich begriffen. Allerdings hatte er sich auf

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