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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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interdisziplinäre Forschungsgruppe bilden und mit dieser Hilfe…«
    Von der anderen Seite der Halle drang eine laute und sofort kenntliche Stimme herüber: »Dort!«
    Claire wandte sich um und sah Oberst Alexandros Kontos durch den Raum geschritten kommen, das Gesicht zornig gerötet. Ihr stockte vor Verblüffung der Atem, und gleichzeitig zog sich ihre Kehle zusammen.
    Kontos war in Begleitung dreier Männer und einer Frau. Alle fünf trugen griechische Militäruniformen. Claire sah mit einem Blick, daß sie alle im Unteroffiziersrang standen, ausgenommen natürlich Kontos, der, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, eine zusätzliche Goldlitze an der Offiziersschirmmütze hatte. Die vier hielten sich einen Schritt hinter ihm, und alle marschierten schnurstracks auf das Artefakt zu. Am Rande ihres Blickfelds sah sie John nach rechts treten, als wollte er den Würfel beschützen. Abe stand in verständnislosem Staunen.
    »Siehe da, die kleinen Diebe«, sagte Kontos, als er herankam. »Sehr geschäftig bei der Arbeit, wie?«
    John hob die Hand. »Nicht mehr.«
    Kontos machte halt. »Sie haben einen griechischen Nationalschatz. Ich verlange ihn zurück.«
    Die vier hinter ihm machten gleichfalls halt und sahen sich um, als wollten sie die Situation einschätzen. Claire bemerkte erleichtert, daß sie unbewaffnet waren.
    »Abe, rufen Sie 4999«, sagte John.
    Abe sagte: »Was? Sind die…? Ist dies…?«
    »Ja. Machen Sie schon!«
    Abe eilte in das kleine Büro. Niemand hielt ihn zurück. Claire vermutete, daß 4999 die Nummer der Campuspolizei sein müsse.
    Kontos trat vor. »Gehen Sie aus dem Weg!«
    »Nein.«
    »Sie könnten verletzt werden.«
    »Ich bin entsetzt.«
    »Sie wünschen wieder Prügel zu beziehen?« fragte Kontos in eisiger Beiläufigkeit.
    »Nur eine Revanche.«
    »In einem Laboratorium«, sagte Kontos verächtlich.
    »Keine Sorge, genug Platz, wo Sie hinfallen können.«
    Kontos biß die Kiefer zusammen. Claire spürte eine knisternde Spannung zwischen den beiden. John schien Kontos absichtlich herauszufordern. Sie begriff, daß er damit Zeit gewinnen wollte, aber das wußten die Eindringlinge sicherlich auch, und einstweilen provozierte er sie. Vielleicht verlangte sein Stolz, daß er sich so benahm. Claire stand wie gelähmt. Schließlich trat sie einen halben Schritt vor, blieb aber wieder stehen.
    »Ich sehe, Sie haben Hilfe mitgebracht«, sagte John und hakte die Daumen hinter den Gürtel. Er gab sich betont zwanglos. Es schien Claire eine seltsame Strategie, herausfordernd zu reden und dabei alle Zeichen von Entspannung zu zeigen.
    Die Frau bei Kontos deutete mit einem Kopfnicken auf John und sagte auf griechisch: »Er ist ein Wichser.« Sie war sehnig und hielt sich beinahe wie ein Mann, geistesgegenwärtig und wachsam. Ihr schwarzes Haar war zurückgekämmt und zu einem einzigen dicken Zopf geflochten.
    Kontos zeigte mit dem Daumen zu ihr, ohne John aus den Augen zu lassen. »Unteroffizier Petrakos gefällt Ihre Haltung noch weniger als mir. Und sie ist eine energische Frau.«
    »Was tut sie für das Ministerium für Nationale Kunstschätze und Altertümer? Wände eintreten?«
    »Sie hat weniger Geduld als ich.« Claire sah, daß Kontos anfing, Gefallen an der Konfrontation zu finden.
    »Kontos, wir behalten das Ding wenigstens noch ein paar Tage. Hampton hat sich damit einverstanden erklärt.«
    »Das werden wir sehen. Vergessen Sie nicht, daß eine Regierung ein großes Ding ist, und daß Sie ein kleines Ding sind.«
    »Das Orakel von Delphi ist nichts gegen Sie.«
    »Und Sie sind ein dummer Junge«, sagte Kontos zornig.
    »Ihre Wächter hier…«, fing Abe an.
    »Sie sind Assistenten, diplomatisches Personal. Wir sind gekommen…«
    »Diplomaten in Uniform?« sagte John sarkastisch.
    »Viele staatliche Funktionen werden jetzt von Angehörigen des Militärs ausgefüllt. Aber ich bin nicht gekommen, einem Dieb Erklärungen abzugeben.« Er trat wieder vor, den Block zu betrachten. John vertrat ihm den Weg. Sie waren noch eineinhalb Meter auseinander.
    »Warum haben Sie den Fund nicht Hampton gemeldet?«
    »Welchen Fund? Er war fort.«
    »Das wußten Sie nicht. Sie versteckten ihn.«
    »Sie lügen.«
    »Wünschen Sie, daß ich es Ihrem Ministerium erkläre?«
    »Das ist Zeitverschwendung.« Er stieß mit dem Zeigefinger in die Richtung des Blocks. »Ich möchte das Fundstück ansehen.«
    »Sie wollen es mitnehmen.«
    »Nein. Meine Aufgabe ist, festzustellen, ob es intakt ist. Ob Sie den Block

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