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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Das Wasser hier war schmutzig, erfüllt von einem Dunst schwebender Partikel.
    Eine Wendung nach links. Ja, an die erinnerte er sich. Die Wände klafften weiter auseinander, ließen ihn mit Leichtigkeit durchgleiten. Oben und ein kleines Stück voraus lag der Kiesstrand. Suchend schwenkte er den Lichtkegel herum.
    Dann sah er aus dem trüben Dunkel eine Gestalt auftauchen. Der Schwimmer war von ihm abgewandt, die Füße steckten in dem schwarzen wärmenden Material, das Taucher wie Socken in ihren Schwimmflossen trugen. Er hatte gelernt, Formation zu halten, solange er in einer Gruppe schwamm, also führte der Anblick eines anderen voraus ihn automatisch zu der Annahme, der Mann sei mit irgendeiner Arbeit beschäftigt. Schwebestoffe im Wasser absorbierten das Licht, und er konnte nur die Beine sehen. Langsam schwamm er näher, um sich zu vergewissern, als er auf einmal merkte, daß die Beine sich nicht bewegten.
    Er war noch auf seine Atmung konzentriert, und das verlangsamte seine Reaktionen auf äußere Ereignisse. Er war auf gleicher Höhe mit den Füßen des Mannes, bevor ihm die Wahrheit dämmerte. Nun konnte er schlaff hängende weiße Hände sehen. Vom Tauchergürtel fehlte Ausrüstung.
    Er schwamm längsseits. Am Rücken des Taucheranzugs war kein Kommunikationsgerät. Vor allem aber fehlte der Preßluftzylinder. Keine Maske. Arme und Beine lagen in einem Zustand völliger Entspannung im Wasser. Und in der Brust gähnte ein großes Loch, aus dem schwarze Fäden ins Wasser hingen und sich auflösten.
    Das Haar wogte langsam wie Algenbewuchs. Der Körper war abgewandt, das Gesicht nach unten, und John brauchte einen langen Augenblick, bis er das Profil wiedererkannte.
    Es war Arditti.
    Johns Schwimmbewegungen brachten den Körper in sanfte Bewegung, die vorquellenden Augen starrten geradeaus. John berührte den Körper, und er drehte sich herum und starrte ihn aus den leblosen Augen an, den Mund halbgeöffnet, als wolle der Tote ihm eine Frage stellen.
    Als John die schwarzen Fasern aus Ardittis Brust sich im Wasser auflösen sah, wurde ihm klar, was den trüben Dunst im Wasser verursacht hatte. Er biß auf das Ventil, um ein überwältigendes Gefühl von Übelkeit zurückzudrängen.
    Ardittis Augen glotzten, und aus dem halboffenen Mund quoll eine Blase. Sie stieg auf wie eine Frage: Warum? und zerplatzte an der Oberfläche.
    Ja, warum. Jemand hatte Arditti erschossen, nachdem er den größten Teil seiner Taucherausrüstung abgelegt hatte. Er konnte nicht weit gewesen sein, denn er war ins Wasser zurückgefallen. Oder geworfen worden.
    Das erklärte die Leuchtkugel. Jemand hatte sie als ein Signal für John abgeschossen, oder um die Höhle zu beleuchten und Ziele sichtbar zu machen.
    Was immer der Fall war, dies lag außerhalb seiner Spielklasse. Er hatte keine Waffe, nichts. Höchste Zeit, wieder hinauszuschwimmen und die Transportgruppe zu warnen. Sollten sie sich die Köpfe zerbrechen, was zu tun sei. Wahrscheinlich bedeutete es das Scheitern des ganzen Unternehmens. Die Griechen mußten in der Höhle sein, was bedeutete, daß sie auch oben im Lager sein mußten…
    Claire! Die Hubschrauber waren bereits gestartet. Sie würden zum Lager fliegen und auf Funksignale warten, die nicht kamen, weil das Gerät in der Höhle unbemannt war.
    Also würden sie oben kreisen, dem Feuer vom Boden ausgesetzt. Und Claire saß in einer der Maschinen.
    Er mußte Nachricht geben. Er stieß sich in dem engen Raum ab und streifte Arditti. Der rote Lichtkegel durchschnitt eine schwebende Wolke aus gerinnendem Blut.
    Nach dem Wendemanöver drückte er sich mit raschen Paddelbewegungen der Schwimmflossen tiefer. Der Höhlengang schien breiter als er ihn beim Aufstieg gefunden hatte. Die Biegung bei dem Felsknollen kam, und trotz seiner Eile manövrierte er sorgsam hindurch, um nicht noch einmal eine verschobene Maske und plötzlich einströmendes Wasser zu riskieren. Es wäre unangenehm schwierig, die Maske in dieser Position, mit dem Kopf nach unten, vom Wasser zu befreien.
    Der Nebel des Blutes lichtete sich, blieb zurück. Er war dem Ausgang am Meeresboden nahe, als unversehens ein greller blauer Lichtschein aufflammte. Er war voraus, am Meeresboden.
    Die Lichterscheinung zog langsam von links nach rechts, und gleißende Lichtstrahlen gingen wie Speichen davon aus, um sich im Wasser zu verlieren. Einen Augenblick lang dachte er, es sei die Transportgruppe, die eine Unterwasserfackel gezündet habe, um den Weg zu suchen oder

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