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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wenig, kam zur Ruhe. Er sah nicht anders aus als jede andere Fracht, beinahe wie ein beliebiger Behälter. Kein Durchschmelzen an den Seiten, keine weißglühenden Funken.
    Carmody hatte Physiker aufgetrieben, die in kürzester Zeit eine Sicherheitsvorrichtung ersonnen und aufgebaut hatten. Allem Anschein nach waren die starken Magnetfelder der Singularität geeignet, sie in einem inaktiven Zustand zu halten. Von dieser Überlegung ausgehend, hatten die Physiker einen Satz von Elektromagneten um den Würfel angebracht, deren Wirkung nach ihren Berechnungen ausreichen sollte, die Singularität von den Wänden ihres Hohlraums fernzuhalten.
    Abe Sprangle hatte die Meinung vertreten, daß das Eisen im Gestein des Würfels eine Art magnetischer Falle dieser Art abgegeben hatte, und vielleicht hatte er recht. Etwas hatte bewirkt, daß die beiden Singularitäten 3500 Jahre oder länger friedlich im Innern des Würfels geblieben waren. Und wenn niemand sie einen hundert Meter tiefen Höhlenschacht hinabgeworfen hätte, dachte sie kläglich, würden sie noch heute an Ort und Stelle sein.
    Selbst damals würde der hinausgeschleuderte Zwilling wahrscheinlich den Weg zurück zu seinem Bruder im Würfel gefunden haben, wenn sie und John ihn am Meeresboden liegengelassen hätten. Die entwichene Singularität mußte in eine der vielen seitlichen Spalten gestürzt sein. Selbst wenn sie damals davon gewußt hätten, wäre nicht genug Zeit gewesen, dem verlorengegangenen Zwilling nachzuforschen, ehe sie den Würfel bargen. Und seitdem war ihnen die einsame Singularität hartnäckig gefolgt, hatte sich blindlings durch alles gefressen, was ihr den Weg versperrte.
    Der Umstand, daß sie und George und John nichts vom wandernden Zwilling bemerkt hatten, ließ den Schluß zu, daß er sich nicht rasch durch gewachsenen Fels brannte oder schmolz. Jedenfalls nicht, wenn er eine niedrige Ausgangsgeschwindigkeit hatte. Aber nun mochte es sein, daß er durch seinen selbstgemachten Tunnel zurückgesaust käme, und niemand wußte, wie energiereich er sein würde.
    Der weiße Verschlag hob sich in die Nacht, gehalten von vier starken Kabeln. Darüber konnte Claire ein Gesicht durch die großen Fenster in den Schiebetüren sehen. Wahrscheinlich George, der versuchte, die kostbare Fracht unter dem Bauch des Hubschraubers zu erspähen. Sie bemerkte, daß die Maschinen keine Identifikation trugen. Der Motorenlärm ringsum ging in eine höhere, nahezu unerträgliche Tonlage über, und sie fühlte, wie die Maschine abhob. Wamp wamp wamp drangen die Vibrationen von unten durch ihre Stiefel, und die Watson schwenkte unten weg, ein grauer Splitter in der tintigen See.
    Der erste Hubschrauber war ungefähr anderthalb Kilometer voraus und flog westwärts. Die Positionslichter waren aus, aber Claire konnte den schwarzen Punkt vor der zunehmenden Helligkeit des durch die Wolkendecke sickernden Mondlichts sehen. Der Abstand verringerte sich, weil der erste Hubschrauber den Verschlag beförderte. Oben lichteten sich die Wolken. Ein kalter Wind, der den frischen Duft des Landes mit sich führte, blies zum offenen Fenster herein. Sie wollte es schließen, doch hatte Hale es absichtlich offengelassen, vielleicht, um bessere Sicht zu haben. Sie versuchte die Küste auszumachen, konnte aber keinen der dunklen Bergumrisse wiedererkennen. Aus der Luft sah das Land schwarz und fast konturenlos aus. Sie überholten den ersten Hubschrauber und übernahmen wie geplant die Führung.
    Während er die Maschine steuerte, blieb Hale über die Kopfhörer und das Kehlkopfmikrophon in seinem Helm in ständigem Kontakt mit der Watson. Wiederholt murmelte er Antworten oder Fragen, aber der Motorenlärm war so laut, daß Claire nichts verstehen konnte. Einmal wandte er den Kopf und rief ihr durch das Brüllen des Motors zu: »Unterbrochen!«
    »Was?«
    »Funkverbindung mit der Höhle. War intakt. Datenanschluß zeigte normale Radioaktivität, dann plötzlich nichts mehr.«
    »Vielleicht ein Irrtum? Herausgezogener Stecker?«
    Hale machte ein bedenkliches Gesicht. »Vielleicht.« Er wandte sich wieder nach vorn und murmelte in sein Mikrophon.
    Claire sah die dunkle Küste vorübergleiten. Die Landschaft im Norden zeigte keine Lichter. In dieser Gegend gab es wenige Dörfer, und keins verschwendete Elektrizität auf eine nächtliche Beleuchtung der Gassen. Wenn sie auf Nordkurs gingen, mußte Nauplia in Sicht kommen; der Winkel wäre ungefähr richtig, und sie waren hoch genug. Die

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