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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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schlagen?«
    Sie schürzte die Lippen und schwieg eine Weile. »Vielleicht. Aber ich will verdammt sein, wenn ich mich von ihm herumschubsen lasse.«
    »Und Kontos?«
    »Das gleiche gilt für ihn und – na, für alle Männer«, sagte sie mit einer Grimasse und einem weiteren Seitenblick.

 
3
     
    George kam zum Wagen, noch ehe die Staubwolke der Ankunft sich gelegt hatte. John sah das Lager als eine schäbige Ansammlung von Zelten, mit Arbeitern in Blue Jeans und verschwitzten Hemden, die Kisten und Lattenverschläge auf wartende Kleinlastwagen verluden. Bevor er sich George zuwandte, ließ er seinen Blick durch das Tal schweifen und hatte bald die Ausgrabungsstätte entdeckt. Sie bestand, wie erwartet, aus niedrigen bleichen Mauerresten, braunen Erdhaufen und einer Anzahl rechteckiger Eintiefungen unter einem Gitternetz aus Markierungsstangen. Der Ort schien in keiner Weise außergewöhnlich, und John vermochte sich nur mit Mühe vorzustellen, daß er Geheimnisse aus vergangenen Jahrtausenden bergen könnte.
    Er suchte den gelbbraun verbrannten Busch an den Hängen zur Linken ab und fand den Eingang zum Kuppelgrab, einen offenen, von Mauern flankierten Korridor, der in den Hang einschnitt. Dies war etwas völlig anderes. Selbst aus der Entfernung verhießen die eindrucksvollen Abmessungen nicht nur einen Weg in eine Grabkammer, sondern den Eingang zu einer unergründlichen Welt ferner Vergangenheit.
    Er schnupperte, als die frische Brise ihm willkommenen Salzgeruch von der See zutrug. Als Junge hatte er einmal mit seiner Mutter eine Fahrt nach Atlanta unternommen und war dort sehr beeindruckt gewesen, als sie ihm Gebäude gezeigt hatte, die für amerikanische Verhältnisse wirklich alt gewesen waren, nämlich über hundert Jahre.



George musterte den Neuankömmling ein wenig höhnisch, wie es schien, als sie einander vorgestellt wurden, dann aber wurde er von Claires Bericht über die Ereignisse in Boston mitgerissen, und seine verdüsterte Miene verriet nur zu deutlich, was er von der Politik des Fachbereichs und Prof. Hampton dachte.
    »Verdammt typisch«, war sein Urteil.
    »Wenn Hampton ihn zurückruft, bleiben uns vielleicht nur ein oder zwei Tage, bis Kontos hier auftaucht«, sagte Claire.
    »Wir können keine Wunder wirken.« George gestikulierte zu den Arbeitern, die das Lager abbrachen. »Hier gibt es noch einiges zu tun.«
    »Er kann sie nicht gut am Packen hindern«, sagte John.
    »Nein, das nicht, aber er wird es beschleunigen«, antwortete Claire. »Und er kann uns im Nacken sitzen. So daß wir keine Zeit für Untersuchungen erübrigen können.«
    »Wenn er mich hier sieht…«
    »Das ist eine Überlegung wert, ja. Wir werden heimlich bei Nacht in der Grabkammer arbeiten, nachdem die Arbeiter Feierabend gemacht haben.«
    »Warum?« fragte John.
    »Wenn Kontos einen Schnüffler unter ihnen hat, wird der Mann nichts Ungewöhnliches sehen.«
    »Ist Archäologie immer so?«
    George und Claire sahen einander an. »Nein«, sagte Claire kleinlaut. »Diese Situation ist uns aus dem Griff geraten. Manchmal denke ich…« Sie brach ab, gab sich einen Ruck. »Lassen wir das! Jedenfalls werden wir uns nicht von einem Schwein in einer maßgeschneiderten Uniform herumschubsen lassen.«
    George seufzte. »Die Reise scheint dich nicht friedlicher gestimmt zu haben.«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Gibt es daran etwas auszusetzen?«
    Er trat zurück und hielt beide Hände in komischer Verzweiflung hoch. »He, keinen Streit! Ich hatte nur auf ein Wiedererwachen deines berühmten diplomatischen Talents gehofft, das ist alles.«
    »Wozu?«
    »Nun…« Er hakte die Daumen in die Gesäßtaschen und betrachtete den Staub. »Ich hatte gehofft, diese Sache zwischen dir und Kontos würde vorübergehen. Dann könnten wir hier vielleicht mehr Zeit bekommen. Nur eine kleine Atempause…«
    »Ausgeschlossen. Kontos wird nicht nachgeben.«
    »Wir brauchen die Zeit. Ich habe mehr gefunden. Bin hinter diesen Block gekrochen und habe mich umgesehen.«
    Claires Schwungkraft schien sich plötzlich aufzulösen. Sie seufzte. »Wirklich? Was ist dort?«
    »Allerhand. Komm mit.«
    Sie mußten das eiserne Tor am Dromoseingang aufsperren und zurückziehen. George hielt es verschlossen, solange die Arbeiter in der Nähe waren. Die massive hölzerne Tür, die das Kuppelgrab selbst verschloß, stand offen. Für John war das Eintreten ein jäher Übergang von einem sonnenheißen Tal, wo Vögel zwitscherten und Zikaden schrillten, in eine düstere

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