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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bedaure, zusätzliche Hilfe? Nicht um diese Zeit, wo die Vorlesungen begonnen haben. Er hielt mir einen Vortrag über den sparsamen Umgang mit Budgetgeldern und grämte sich wegen meiner zusätzlichen Flugreise. Er erwähnte die vorzeitige Schließung der Ausgrabungsstätte und sagte, ich müsse etwas getan haben, was Dr. Kontos herausgefordert oder gar beleidigt habe, er könne sich nicht vorstellen, was es gewesen sein könnte, aber ob ich nicht auch dächte, daß wir die Dinge einfach liegenlassen und uns zurückziehen sollten, wenn das Ministerium es wünschte. Alles sehr ernst und gewichtig, mit tiefsinnigem Paffen an der Pfeife, einem Ausdruck wie ein bekümmerter Jagdhund, und so weiter.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte ihm, ich würde es überdenken und am nächsten Tag noch einmal zu ihm kommen.« Sie lächelte selbstzufrieden und steuerte den Wagen durch enge Kurven, während die Straße sich in gelbbraunes Hügelland emporwand.
    »Heute?«
    »Richtig. Er könnte mir die Gelder sperren, wenn er wollte. Also kaufte ich gleich nach meinem Besuch bei ihm unsere Flugkarten durch das Universitätsbüro, belastete das Konto unseres Ausgabenbudgets und hob einen großen Reisevorschuß ab.«
    »Und er wartet immer noch, daß Sie bei ihm aufkreuzen?«
    Sie lachte. »Ja. Sehen Sie, dadurch gewann ich einen Tag Vorsprung. Als nächstes ging ich hinüber zum MIT, um einen von Watkins’ Gefolgsleuten zu rekrutieren.«
    »Und ich dachte, es sei mein Charme gewesen.«
    »Ich beschloß Ihre fehlenden Gliedmaßen und Geburtsfehler zu übersehen. Als Hampton mir sagte, er werde keinen unserer Leute, die sich auf Metallurgie verstünden, für den Zweck freigeben, wußte ich, daß es…«
    »Zeit war, das Weite zu suchen.«
    »Richtig. Ich hoffe nur, daß Hampton nach meinem Besuch nicht Kontos angerufen hat. Er soll nichts von meiner Abwesenheit wissen.« Sie schnippte mit den Fingern und wich einem Esel aus. »Verdammt! Ich hätte vom Flughafen Boston anrufen und mich krankmelden sollen, sagen, ich hätte die Grippe und wollte die Besprechung ein paar Tage verschieben. Das hätte den alten Hampton hingehalten.«
    »Ein hoher moralischer Standard ist das Fundament unserer Gesellschaft«, erwiderte er in einem abgehackten, schalkhaften Ton.
    »Was war das?«
    »Kennedy-Akzent.«
    »Gut, daß Sie es mir gesagt haben. Ich dachte schon, sie hätten plötzlich was mit der Zunge.«
    »Woher stammt Ihrer?«
    »Mein was?«
    »Ihr Akzent.«
    »Ich habe keinen Akzent.«
    »Ha. Ich dachte, vielleicht Englisch.«
    »Ich bin in der Marlborough Street aufgewachsen.«
    »Das ist der Originalakzent von Snob Hill?«
    Sie lächelte und warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Ganz gleich, wie faszinierend ich bin«, sagte er nüchtern, »wenden Sie Ihren Blick nicht von der Straße. Nicht bei dieser Geschwindigkeit.«
    »Die Kennedys sprechen, was mein Vater Englosch nannte. Das ist das Englisch von Leuten, die aus einer Gegend stammen, wo man Gulasch ißt. Er starb in dem Glauben, daß Irish Stew eine Bastardform des Gulasch sei.«
    »Originell.«
    Die Landstraße führte in scharfen Kehren und Windungen über gefaltete Kämme, dann ging es wieder abwärts, und in der Ferne glänzte die Ägäis. Der Ausgrabungsort befand sich in zerklüftetem, bergigem Gelände, das steil zur See hin abfiel, und war nur über eine ausgefahrene staubige Schotterstraße erreichbar. Mit verlangsamter Fahrt rumpelten sie südwärts, und der Ford schlingerte und schwankte durch Schlaglöcher und Spurrinnen, daß John sich festhalten mußte. Sie umfuhren eine felsige Anhöhe, und John seufzte in angenehmer Überraschung. In einem engen Tal erstreckte sich ein Wald von Olivenbäumen, silbrig schimmernd wie die Oberfläche eines Flusses, und sogar die strömende Bewegung war darin, denn der Seewind bewegte die Äste, und das silbrige Graugrün der Blätter schimmerte wie Gischt, wenn die Windstöße wie Brandungswellen durch das Tal fuhren. »Schön«, sagte er.
    »Ja. Ich liebe Griechenland. Es ist mein bevorzugter Grabungsort.«
    »Wo sonst haben Sie gearbeitet?«
    »Im Irak, in Ägypten und der Türkei. Jeden Sommer seit meinem zweiten Studienjahr.«
    »Es gefällt Ihnen wirklich.«
    »Selbstverständlich.« Sie blickte ihn verwundert an. »Viel besser als das ganze Jahr in einem Laboratorium zu sitzen.«
    »Riskieren Sie nicht einen Rückschlag in Ihrer Laufbahn«, sagte er, »wenn Sie so sorglos mit Reisegeldern umgehen und Ihrem Vorgesetzten Schnippchen

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